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Die Trümmer des früheren Partylebens

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RaoulDuke:
Vor kurzem stellte ich fest, dass ich gar nicht so weit weg wohne von einem Club, in dem einige der Veranstaltungen stattgefunden haben, die mich sowohl musikalisch als auch stilistisch entscheidend mitgeprägt haben. Das habe ich mal zum Anlass genommen, mir die Webseiten der Clubs vorzunehmen, die ich früher (viel früher, man war ja froh, gerade das Internet zu haben) regelmäßig besucht habe... Werbung für die neueste und größte Party aus dem Jahr 2008, Club-Seiten, auf denen nur noch das Logo vor sich hin rotiert und sonst nichts mehr zu sehen ist, Verweise auf Facebook-Seiten von DJs, bei denen als Rückmeldung nur noch kommt "diese Seite kann nicht gefunden werden", reihenweise leere Platzhalter für die nächsten Tour-Dates, Foren, in denen vor Jahren jede Kommunikation abgerissen ist...

Es verbreitet ein merkwürdiges Gefühl, wenn man auf diesen verlassenen und totenstillen Seiten mit Werbung für Feste von früher ist, wissend, dass ihre Protagonisten noch unter uns weilen - und obwohl man so viel Gemeinsames erlebt hat, darunter Fantastisches und Unglaubliches, ist nun alles vorbei wie ein großer Zauber, und fast alle tauchten wieder ab, in die anonyme Masse, aus der sie hervorgekommen waren.

Einzelne Leuchtfeuer gibt es noch - so werde ich in Berlin nochmal den Tresor besuchen, aber die Vorfreude auf etwas anderes kommt mir in den Sinn - bald werde ich wohl eine Runde drehen und die Orte, die mir früher fast heilig vorkamen, besuchen und fotografieren... Ich bin gespannt - vielleicht werden sie auch einfach nur wie verlassene Lagerhallen aussehen, baufällige Gebäude oder kommerzielle Diskotheken. Habe ein bischen Ehrfurcht davor.

sYntiq:
Hmmja. Ich war damals nie so der grosse Discogänger, kann deine Gefühle aber in gewisser Weise nachvollziehen. An meine ersten intensiven Cluberfahrungen (das "Front". ziemlicher Underground-Techno-Kram) denke ich auch noch sehr gern zurück. Ich habe NIE wieder so viel und so ausdauernd/durchgehend getanzt wie dort. (4Stunden auf der Tanzfläche ohne die kleinste Pause waren keine Seltenheit). Mag daran gelegen haben dass der dortige Lichtmensch und "Vertretungs"-DJ gut mit mir bfreundet war und haargenau wusste welche Songs mir gefallen. :)

Es war ein sehr, sehr merkwürdiges Gefühl als ich Jahre später wieder an dem Laden vorbeifuhr und sah dass es inzwischen ein Soul/RNB/HipHop-Laden wurde ("Chocolate City")

Lustiger Teil der Geschichte: Jedes Mal wenn wir im Front (war Quasi im Keller) waren zum Party machen haben wir uns sehr über diese komischen schwarzen Gestalten gewundert/lustig gemacht die über uns ins "Zillo" gingen. Dann war bei mir eine ganze Zeit Club Pause und plötzlich fand ich mich als komische schwarze Gestalt SEHR regelmässig oben im Zillo wieder, was aber inzwischen "Tonwerk" hiess und fand diese ganzen merkwürdigen pseudocoolen "Mitmenschen afroamerikanischer Abstammung" sehr seltsam die unten ins ehem. Front gingen, welches inzwischen Chocolate City hiess. :)

Edit: Das eben in der Sb schon erwähnte "alte Kir"..dem trauere ich auch immer noch irgendwie nach. Dort fanden meine ersten schwarzen Cluberfahrungen in Hamburg statt (udn meine ersten Kontakte zum SHH ;) ) und das jetzige Kir hat ehrlich gesagt nicht einmal einen HAUCH von dem Flair des alten Kirs....)

Leider wurde das Gebäude abgerissen und etwas anderes hingebaut. In sofern sind da nicht einmal mehr "Trümmer" vorhandne....

RaoulDuke:
Im Front hat mal irgendwann so ein Detroit Techno-Typ aufgelegt und den Laden so richtig zum Kochen gebracht. Nach einer Weile des Mitmischens in der kollektiven Ekstase ging ich an die Bar und wollte mir was zu trinken bestellen, als sich neben mir eine wahrlich nicht schlecht aussehende Frau postierte, mich anlächelte und mich mit einer echt tiefen Männerstimme fragte "Hey, möchtest Du was trinken?"

Was für eine Party! :)

sYntiq:

--- Zitat von: RaoulDuke am 18 Juli 2013, 14:37:34 ---Im Front hat mal irgendwann so ein Detroit Techno-Typ aufgelegt und den Laden so richtig zum Kochen gebracht. Nach einer Weile des Mitmischens in der kollektiven Ekstase ging ich an die Bar und wollte mir was zu trinken bestellen, als sich neben mir eine wahrlich nicht schlecht aussehende Frau postierte, mich anlächelte und mich mit einer echt tiefen Männerstimme fragte "Hey, möchtest Du was trinken?"

Was für eine Party! :)

--- Ende Zitat ---

*lach* Na, das Front war ja auch ein bekennender "Gay Club". aber Freitags (oder Samstags) halt DER Geheimtipp für stupiden Detroit/Chicago Techno. (Drummachine+Sampler, Zack, fertig ist der Song. :) )
Ich hab damals immer meinen Kumpel hingefahren der dort halt an den Tagen immer Licht gemacht hat. Dafür gab es dann freien Eintritt für mich.
Ich habe damals auch von vielen dieser Front-Abenden Mitschnitte auf Tape bekommen. (Es wurde halt jeder Freitags (oder Samstags) Mix aufgenommen). Leider hab ich die ganzen Tapes irgendwann mal verliehen und nie wiederbekommen. :/

EL:
In this case I would noticed one very interesting place - Das Kunsthaus Tacheles in Berlin.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kunsthaus_Tacheles
There are some explanes of this nonconformist art square in Engish.   :D

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