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90 Tage vor der Bundestagswahl

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colourize:
90 Tage vor der nächsten Bundestagswahl muss ich leider feststellen, dass das alles aus meiner Sicht ganz schön deprimierend aussieht. Mutti wird wohl weiterregieren, vermutlich weiterhin mit dem parlamentarischen Arm der Heuschreckenkapitalisten namens FDP. Kein Wunder, wenn die Spezialdemokraten mit einem Spitzenkandidaten antreten, der nur unwesentlich sympathischer rüberkommt als Gollum aus dem Herrn der Ringe. Fast ähnlich gruselig, dabei aber noch ein Stückweit psychopathischer, wirkt der grüne Spitzenkandidat Trittin auf mich. Zumal da unkklar ist, was die beiden Psychos an der Spitze des Staates denn anders, geschweige denn besser machen würden. Man kann es so auch niemandem ernsthaft übelnehmen, dass man in rot/grün derzeit keine attraktive Alternative sieht. Und von den innerlich zerstrittenen Parteien (Linke, Piraten) ist auch kaum mehr zu vernehmen als die Beschäftigung mit sich selbst.

Leider hat zu den wirklich wichtigen Themen Sozialpolitik, Zukunft des Euro, internationale geopolitische Konflikte sowie Ausbau des Big-Brother-Überwachungsregimes keine der sich zur Wahl stehenden Parteien eine (1.) erkennbare und (2.) auch noch unterstützenswerte Position. 90 Tage vor der Wahl stehe ich also vor der Wahl, ungültig zu wählen oder gleich zuhause zu bleiben. Beides behagt mir nicht sonderlich.

Würde mich interessieren wie ihr das so seht.

RaoulDuke:
90 Tage nur noch bis zur Wahl!

... unglaublich, bei mir hat sich bisher wirklich keinerlei Dringlichkeitsgefühl eingetellt, was irgendeine Entscheidung angeht. Eigentlich sehr schade, weil es ja unbestritten das wichtigste politische Ereignis des Jahres ist. Ich hätte eigentlich noch nicht einmal aus dem Stand sagen können, dass dieses Jahr überhaupt gewählt wird - ganz im Gegensatz zu früher, wo es mich brennend interessiert hat, ich mich intensiv mit den Programmen auseinandergesetzt habe und jedes mal gehofft habe, dass die Parteien mit den "richtigen" Dingen in den Programmen nach vorn kommen. Ich habe sogar mal in einem Bundestagswahlkampf plakatiert, und mich hinter den Stand einer Partei gestellt, um die richtige Botschaft unter das Volk zu bringen und die "guten" gewinnen zu lassen.

Aber wofür?

Das Erwachen kam in mehreren Etappen: Einer der Schlüsselmomente war die Bundestagswahl, bei der die CDU die Umsatzsteuer erhöhen wollte, und zwar um zwei Prozent - irgendwas sollte mal wieder finanziert werden. Die SPD lästerte mit dem Satz "Merkel-Steuer, das wird teuer" und wollte die Steuer nur um ein Prozent erhöhen. Als die Wahl schließlich vorbei war und beide Parteien eine große Koalition bilden mussten, wurde schnell der Kompromiß gefunden: Eine Erhöhung von drei Prozent. Was für eine Verarschung!

Dazu kommt, dass die wirklich wichtigen Entscheidungen sowieso entweder am Parlament vorbei oder zwar im Parlament, aber auf undurchsichtigen Wegen und verschlungenen Pfaden durch Expertengremien, deren Zusammensetzung man nicht kennt, getroffen wurden. Euro-Rettung? Banken-Rettung? Die neue Regulierung des Finanzmarktes? Beitrittsverhandlungen mit neuen EU-Ländern? Die Frage nach einer politischen Union der EU, oder zumindest Bankenunion? Völlig unklar, wer da was entscheidet oder warum. Wie soll ich denn darauf eine Wahlentscheidung treffen? ... wissen die Leute eigentlich überhaupt, was sie da entschieden haben?


--- Zitat von: colourize am 26 Juni 2013, 23:23:41 ---Leider hat zu den wirklich wichtigen Themen Sozialpolitik, Zukunft des Euro, internationale geopolitische Konflikte sowie Ausbau des Big-Brother-Überwachungsregimes keine der sich zur Wahl stehenden Parteien eine (1.) erkennbare und (2.) auch noch unterstützenswerte Position. 90 Tage vor der Wahl stehe ich also vor der Wahl, ungültig zu wählen oder gleich zuhause zu bleiben. Beides behagt mir nicht sonderlich.

--- Ende Zitat ---

Wie oben geschildert, kann ich bei den wichtigen Punkten die Positionen der Parteien nicht wirklich verstehen - ich bin mir auch nicht sicher, ob sie überhaupt so etwas wie eine Linie haben oder einfach entscheiden, was Experten als richtig befinden.

Bei den unwichtigen Punkten hingegen herrscht Beliebigkeit: Bei der CDU fehlt noch ein bischen der soziale Anstrich? ... einfach ein paar Forderungen der SPD übernehmen. Bei der SPD kommt der Kanzlerkandidat nicht vom Fleck? ... einfach mal ein paar Sprüche raushauen, die nach CDU-Leitwolf klingen.

Ich war noch nie so politisch desinteressiert wie jetzt, aber zur Wahl gehen werde ich. Vermutlich werde ich einfach die wählen, die ich immer wähle, einfach aus Gewohnheit. Aber ich hab das Gefühl, ich könnte an dem Tag genausogut von einer Party ausschlafen.

nightnurse:

--- Zitat von: colourize am 26 Juni 2013, 23:23:41 ---Leider hat zu den wirklich wichtigen Themen ...keine der sich zur Wahl stehenden Parteien eine (1.) erkennbare und (2.) auch noch unterstützenswerte Position.

Würde mich interessieren wie ihr das so seht.

--- Ende Zitat ---

Kurz gesagt: Genauso.
Wobei ich, wie Raoul, noch die Möglichkeit sehe, dasselbe zu wählen wie immer...aus Gewohnheit.
Das ist ein Zustand, der sich nun bei mir seit 20 Jahren von Wahl zu Wahl steigert, schießlich hat man auch irgendwann bemerkt, daß selbst die ansprechendsten Ideen die Unart haben, nach einer Wahl unumgesetzt (wenn nicht gar unangesprochen) zu beiben.
Und dieses Jahr ist es tatsächlich erstmals so schlimm, daß ich auch denke: Könntest genausogut zu Hause bleiben. Was mir aber widerstrebt.
 :( >:(

banquo:
ich fürchte, mehr als eine Protest-Piraten-Wahl wird's bei mir auch nicht. ich sehe das tatsächlich nur als Mittel zum Zweck, um der SPD und den Grünen mal in den Hintern zu treten. ich weiß nicht, für wen das weniger schmeichelhaft ist...

colourize:

--- Zitat von: banquo am 27 Juni 2013, 09:42:01 ---ich fürchte, mehr als eine Protest-Piraten-Wahl wird's bei mir auch nicht. ich sehe das tatsächlich nur als Mittel zum Zweck, um der SPD und den Grünen mal in den Hintern zu treten. ich weiß nicht, für wen das weniger schmeichelhaft ist...

--- Ende Zitat ---
Heya, ich dachte ich kriege hier mal ein paar Wahltipps. Oder zumindest ein gutes Argument, warum man diese oder jene Partei wählen sollte. Stattdessen halten sich alle bedeckt mit ihrer eigenen politischen Meinung.  >:(

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