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Die Sexismus-Debatte

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Eisbär:
Aktuell ist ja Sexismus das Thema, das durch die Medien geistert. Nach dem STERN-Artikel einer Journalisti, die von Brüderle ziemlich plump angebaggert wurde, schildern zigtausende Frauen unter dem Tag #aufschrei bei Twitter ihre Erlebnisse mit alltäglichem Sexismus.

Wenn man sich das durchliest, muss man(n) manchesmal schon ziemlich schlucken. Insbesondere bei dieser Quantität.

Was denkt Ihr über die aktuelle Debatte? Ist Sexismus wirklich ein so großes Problem in unserer Gesellschaft, wie es zur Zeit dargestellt wird?

Meine Meinung deckt sich sehr mit diesem Artikel (übrigens von einer Frau geschrieben).

Black Ronin:
Gut geschriebener Artikel. Scharfsinnig und objektiv.
Wenn viele Frauen ein bisschen mehr wie Männer drauf wären ( Oder eben umgekehrt) könnten alle die Sache etwas lockerer sehen.
Wobei ich mir vorstellen kann, das gerade Männer die bei Frauen selten oder kaum landen können ,eher zu Anzüglichkeiten neigen als andere.
Wenig selbsbewusste Frauen sind , so kann ich mir vorstellen, wahrscheinlich empfindlicher gegenüber solchen Äusserungen.
Ich kann ja nur für mein Umfeld sprechen und da sehe ich im allgemeinen kein Problem.
Aber in der heutigen sensationsgeilen Zeit, in der jeder Shistorm breitgetreten wird, wundere ich mich über keine Medienhysterie mehr.

messie:
Oh, der Artikel ist gut geschrieben, bringt's hervorragend auf den Punkt. Zum Beispiel:


--- Zitat ---(...) Wieso ist es in Ordnung, dass Frau ihr Aussehen strategisch einsetzt, aber nicht in Ordnung, dass Mann darauf reagiert? Wir dürfen also alles tun, um uns gut in Szene zu setzen, es soll uns aber bloß keiner drauf ansprechen? Wie viele Frauen warten nur darauf, dass ein Mann reagiert? Wenn aber der Falsche auf die Signale anspringt, dann ist er Sexist. Nein Ladies, so geht es auch nicht. (...)
--- Ende Zitat ---

Dem kann ich mich nur anschließen. Als ich die "Anschuldigung" über Brüderle las dachte ich mir auch sofort "moment mal, das war doch nun wirklich ein ziemlich ungeschickter Flirtversuch und mehr nicht. Was ist daran denn bitte sexistisch?" Und dann endet diese angeblich so "sexistische Szene" mit einem Handkuss. Welch Flegel. Echt mal.  ;D

Brüderle ist jetzt kein Politiker, der mir von seiner Art her auch nur ansatzweise sympathisch ist. Er ist ein Atomlobbyist vor dem Herrn, seine rhetorischen Wendehals-Breitseiten finde ich manchmal unerträglich. Aber dass er in diesem Punkt schweigt finde ich absolut in Ordnung. Sich zu so einem Unsinn zu äußern würde diese Nichtigkeit wichtiger machen als sie ist.

Die Dame des Artikels hat recht: Wenn so eine Lappalie bereits als Sexismus durchgeht, was sollen dann Frauen nun tun, denen echter Sexismus widerfährt - und das nicht etwa an einer Bar nach Feierabend, sondern oft genug auch am Arbeitsplatz. Jene werden es jetzt nicht leichter haben ernst genommen zu werden, #aufschrei hin oder her.

mai:
also, es besteht ja wohl ein himmelweiter unterschied darin, was z.b. zu einem outfit gesagt wird.
geht von:"sieht gut aus!" bis hin zu: "mit dir würde ich ja auch gern mal..."
ich habe an meinem arbeitsplatz auch ein problem mit einem sexistischen kollegen.
und ich bin nicht die einzige.
eine kollegin hat das gestern der chefin (!) gegenüber erwähnt und die hats sofort mit "das meint der doch nicht so! das ist doch nur spaß!" abgetan. ::)

und brüderle: das war keine lapalie sondern eindeutig sexismus.
wer etwas anderes behauptet, bestätigt das nur noch.

und das sage ich als selbstbewußte frau, die kein problem damit hat, contra zu geben!
es nervt einfach.
und es kotzt mich an, dass es verharmlost wird.

Julya:
Brüderle hin oder her, aber woran sollte Sexismus denn gemessen werden, wenn nicht an persönlicher Befindlichkeit?

Ich persönlich bin wahrlich nicht empfindlich, was blöde Sprüche angeht. Ich bin wohl eher diejenige, die mit nem frechen Spruch kontert, dennoch finde ich es gut und wichtig, daß solch eine Debatte Öffentlichkeit erfährt. Nicht in Alice-Schwarzer-Manier, sondern in einer Weise, die den Tatsachen gerecht wird.
Und Tatsache ist einfach, daß es Sexismus gibt und zwar in vielfältiger Form. Ich kann mich wehren, zumindest gegen verbalen Schrott, den ich zigfach schon erleben musste, aber es gibt sicherlich auch viele Mädchen und Frauen, die das eben nicht können. Vor Allem, wenn das Altersgefälle so hoch ist.
Es ist auch immer leicht zu sagen "Na, dann wehr Dich doch!", aber so einfach ist das nicht, besonders wenn frau in irgendeiner Art Abhängigkeitsverhältnis steht. Und die grundlegende Frage ist doch: WARUM sollen sich Frauen WEHREN? Warum sollten Männer nicht einfach auf respektvolle Weise mit Frauen umgehen?
Eigentlich sollte der Umgang gegenseitig auf Respekt beruhen, denn natürlich gibt es auch übergriffige Frauen, aber wie man es eben auch bei #Aufschrei lesen kann, ist die große Mehrheit der Betroffenen weiblichen Geschlechts.

Ich kann verstehen, warum Männer die Debatte meistens nicht oder nicht ganz verstehen können. Aber das sind auch meistens DIE Männer, die niemals so respektlos gegenüber Frauen sein würden. Aber fragt mal Eure Freundin/Frau/Schwester/Tante/Tochter/Mutter/etc nach deren Erlebnissen... Ihr würdet Euch wundern...
Ich denke auch, daß viele Männer aus allen Wolken fallen, daß es solche Ausmaße hat, aber frau spricht über sowas selten, eben weil sie mit Unverständnis rechnet. "Stell Dich doch nicht so an." "Wehr Dich doch einfach." "Gib doch nen frechen Spruch zurück." "Is doch nicht so schlimm." Oder das Totschlag"argument": "Dann zieh dich halt anders an..."


edit: Wie ich grad sehe, hat mai dazu schon etwas geschrieben, das ich absolut so unterschreibe!

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