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Real Life

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Mishima:
Was hat es eigentlich mit diesem Real Life auf sich?
Höre das in letzter Zeit von gewissen Kumpels immer öfter.
Klar weiß ich, dass der Begriff aus der Online-Gamer-Szene kommt und ich dachte bis heute auch, ich wüsste wie das zu verstehen ist.
Aber so länger ich grade darüber nachdenke, tuen sich mir ein paar Fragen auf.
Zum Beispiel:
-Wenn es ein Real Life gibt, gibt es dann ein Leben, das nicht real ist?
-Und wenn ein Leben nicht real ist, wie ist dieses dann als Leben zu verstehen?
-Und wenn umgekehrt das Real Life extra einen Neologismus braucht, muss ich dann davon ausgehen, dass derjenige, der von diesem Begriff täglichen Gebrauch macht, vom "realen Leben" nicht als Normalzustand ausgeht?
Und jetzt die Masterfrage:
-Wirkt das auf noch jemanden ein bisschen sozialphobisch oder verstehe ich diese Idee nur falsch?
Wenn ich z.B. online über eine Verabredung informiere, sage ich z.B. ich treffe mich mit Kumpels um 9 aufm Kiez und nicht ich treffe Leute im "RL". XD
Man kann jetzt natürlich sagen, dass es sich nur um sprachliche Variationen handelt und das beides das selbe bedeutet, aber irgendwie hat letzteres für mich einen pathologischen Beigeschmack.
Fasse ich natürlich nicht immer so auf, sondern kommt auf die Person und die Situation drauf an.
Mal abgesehen davon, dass das Wort schon in sich totaler Quatsch ist, wie so viele neue Kunstbegriffe.

Dana:
Ehrlich? Ich habe eher das Gefühl, dass die Hochzeit RL vs. VL schon wieder vorbei ist. Allerdings habe ich mir da seinerzeit ähnliche Gedanken zu gemacht.

Möglicherweise ist alles, was nicht zum Real Life gehört, dass, was auf die Realität keine direkten Auswirkungen hat, beispielsweise stirbt normalerweise niemand, wenn in WoW ein Charakter geköpft wird. Insofern wäre also alles, was gewissermßen im Rahmen eines Rollenspieles getan wird, nicht zum Real Life gehörig, sondern wäre Teil des virtuellen Lebens, in dem man nur eine Rolle spielt und die Handlungen dieser Rolle ihre eigentliche Wirkung auch nur auf andere Rollen entfalten können.
Allerdings kann man beides meiner Meinung nach nicht komplett trennen, denn durch das Eintauchen in die virtuelle Realität ändert sich ja auch die, in der man nicht als Elfe durch Wälder ziehen kann.

Bezogen auf so etwas wie Verabredungen würde ich sagen, dass der Begriff falsch verwendet wird- denn eine Verabredung, die ich Internet treffe, hat ja genau die Wirkung (ich habe dann und dann da zu erscheinen), wie eine, die ich von Angesicht zu Angesicht abgemacht habe.

Und sozialphobisch? Ich sag mal ganz übertrieben, dass jeder, der sich im Internet wirklich hinter einer Rolle versteckt und diese voll auslebt- sei es in entsprechenden Spielen oder auch in Foren- doch irgendwie Schiss inner Büx hat, dass jemandem das wahre Ich nicht passt.

Mishima:

--- Zitat von: Dana am 29 Dezember 2012, 19:06:34 ---Und sozialphobisch? Ich sag mal ganz übertrieben, dass jeder, der sich im Internet wirklich hinter einer Rolle versteckt und diese voll auslebt- sei es in entsprechenden Spielen oder auch in Foren- doch irgendwie Schiss inner Büx hat, dass jemandem das wahre Ich nicht passt.

--- Ende Zitat ---
Gutes Argument! :)
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob nicht viele unter dem Deckmantel der Anonymität, nicht erst recht ihre wahre ungeschönte Fratze zeigen. Hat natürlich auch was von Hose voll, wenn man im "Real Life" nicht sein wahres Gesicht zeigen kann. Aber glaub mir, ich bin im Alltag genau so ein Arschloch wie hier. XD

Dana:

--- Zitat von: Mishima am 29 Dezember 2012, 19:40:06 ---Gutes Argument! :)
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob nicht viele unter dem Deckmantel der Anonymität, nicht erst recht ihre wahre ungeschönte Fratze zeigen. 

--- Ende Zitat ---

Das ist eben das andere Extrem. Aber dann wird die Attitüde ja auch nicht an eine Rolle angepasst, sondern ist praktisch "real life", wenn auch paradoxerweise nur im virtuellen Leben zu finden.

Mishima:
Was vielen fehlt ist glaube ich Authentizität.
Ich untermale im "RL" meine teils grenzwertigen Äusserungen mit entsprechender Gestik und Mimik und mit humoristischen Randkommentaren, wodurch mir komischer Weise niemand meine Art übel nimmt, auch wenn jemand anderer Ansicht ist.
Man erkennt sich so gegenseitig als Original.

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