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Auf 4.5 Millionen Hartz IV Empfänger kommen 1 Million Sanktionierungen

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RaoulDuke:
Hab gerade im Spiegel gelesen, bevor ich hier produktiv werde:

"Bei den Arbeitsagenturen zeichnet sich im laufenden Jahr eine Rekordzahl bei den Strafen für Hartz-IV-Empfänger ab. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, verhängten Arbeitsagenturen und Jobcenter bis Ende Juni 520.792 Sanktionen. Allein im Februar seien 93.931 Strafen gegen Hartz-Empfänger ausgesprochen worden, hieß es unter Berufung auf die Bundesagentur für Arbeit (BA). Damit könne zum Ende dieses Jahres erstmals die Zahl von einer Million Sanktionen erreicht werden."

Eine Million Sanktionen bei etwa 4.5 Millionen volljährigen Enpfängern von Arbeitslosengeld II und Sozialgeld kommt mir irgendwie etwas viel vor. Da wird ja mehr als 22% eigentlich anspruchsberechtigen Personen die Grundsicherung gekürzt. Macht mich als Steuerzahler etwas grummelig: Anstatt Personen, die die Unterstützung nötig haben, durch Entzug der Leistungen mal ein bischen auf Linie bringen zu wollen, wäre es mir lieber, daß man vielleicht mal ein paar weniger Kampfflugzeuge, Panzer oder Kriegsschiffe kauft.

Entweder die Grundsicherung ist eine Grundsicherung, oder sie ist ein Disziplinierungsinstrument. Beides kann sie nicht sein.

Black Ronin:
Bei der Gelegenheit fällt mir ein, das Jeder Hans und Franz in Deutschland, prinzipiell so oft und so viel saufen darf wie er kann und möchte. Hartz4 Empfängern jedoch dieses "Recht" vollkommen abgesprochen würd. Weder sind alkoholische Getränke in der Regelsatzberechnung vorgesehen, noch kann ein Empfänger von Lebensmittelbezugsscheinen oder Lebensmittelmarken dafür auch nur ein Fläschchen Kümmerling kaufen.
Hartz4 Empfänger werden also unter den Generalverdacht gestellt, sich von ihren paar Kröten den ganzen Tag die Hucke vollzusaufen.
Das finde ich ziemlich unerhört und diskriminierend.
Oder kann man was dagegen haben das der gemeine H4 Bezieher zu seinem Jagdwurstbrot gern mal ein Hansapils trinkt?

CubistVowel:
Das Thema Bildzeitung und Sanktionen für Hartz-IV-Empfänger hatten wir hier ja schon mal...

Vor den Hartz-Gesetzen war Arbeitslosigkeit eine persönliche Katastrophe, die über jemanden hereinbrach und den man deswegen bemitleidete und ermunterte. Heute ist der Arbeitslose selbst schuld an seiner Lage, weil er prinzipiell faul ist, dumm und versoffen. Und außerdem ist er noch verantwortlich für die Wirtschaftskrise, die Staatsschulden und bestimmt auch für die Klimaveränderung. Die modernen Juden eben. ::)

edit: Und jetzt könnt ihr alle mal "Godwin!" rufen, aber das ändert nix an der Tatsache, dass hier ein stetig wachsender Bevölkerungsteil von Journaille und Politik einhellig diskreditiert wird. Ein kleines Beispiel für die Tatsachenverdrehung: Warum werden Aufstocker, die von ihren Löhnen nicht leben können, dem Sozialetat zugerechnet? Ehrlich wäre es, das als Unternehmenssubventionen zu bezeichnen, denn um solche handelt es sich dabei eigentlich: Der Staat bezahlt den Unternehmen die Löhne. Und auch das sogenannte Jobwunder des letzten Jahres besteht laut BA zu 75 % aus "prekären" Jobs.

Schattenwurf:
Hartz IV gehört halt abgeschafft ...
ich finde es eh erstaunlich, das vor dem Verfassungsgericht über die Höhe geklagt wird,
aber das System selbst unberührt bleibt.
Dabei wird es, in vielen Teilen, weder unserem Grundgesetz noch den Menschenrechten gerecht.

Ich hab "damals" einfach die Wiedereingliederungsvereinbarung nicht unterschrieben ...
da kann die ARGE nämlich genau gar nichts gegen machen. ^^

Aber wer hat schon den Mut, das Wissen und die Energie sich da quer zu stellen?
Vor allem wenn man noch Familie zu ernähren hat.

Und das aller schlimmste, was auch viele nicht begreifen können, ist,
das Hartz IV nicht nur gegen die "Hartzer" arbeitet ... sondern gegen alle lohnabhängig Beschäftigten.

CubistVowel:

--- Zitat von: Schattenwurf am 16 Oktober 2012, 13:53:24 ---Und das aller schlimmste, was auch viele nicht begreifen können, ist,
das Hartz IV nicht nur gegen die "Hartzer" arbeitet ... sondern gegen alle lohnabhängig Beschäftigten.

--- Ende Zitat ---

Und das besonders dadurch, dass es der Arge möglich ist, aufgrund von "Sanktionen" Menschen in immer schlechter bezahlte Jobs zu drängen.

Eintrag "Arbeitslosigkeit" aus "Kleines Lexikon der Politik", herausgegeben von Dieter Nohlen und Florian Grotz:

"(...) Wird Arbeitslosigkeit als lösungsbedürftiges Problem wahrgenommen, wird die polit. Führung mit hohen Erwartungen an erfolgreiche Beschäftigungspolitik konfrontiert. Im Falle der Erwartungsenttäuschung riskiert sie schwere Stimmenverluste bei Wahlen.

Wird die Arbeitslosigkeit hingegen als eine kaum vermeidbare Gleichgewichtsstörung angesehen oder als Missstand gewertet, der nicht der Politik angelastet wird, sondern hauptsächlich den Arbeitslosen, wächst die Chance für die Politik, sich auf die sozialpolitische Verwaltung von Arbeitslosigkeit zu beschränken und dennoch Wahlen zu bestehen." (Auszug)

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