Schwarzes Hamburg > Schwarze Szene

Wie seid ihr in diese "Szene" gestolpert?

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messie:
Dieser Thread und speziell Black Ronins Antwort darauf hat mich nun auf dieses Thema gebracht. Auch deswegen weil ähnliche hier im Board soo ewig her sind, dass gefühlt 90% der User hier diese nie auf Seite 1 erblickt haben ... :)

Also, kurz und knapp: Wie kamt ihr dazu, euch die "schwarze Szene" mal genauer anzusehen, ja, sogar soweit zu gehen, euch in so einem einschlägigen Forum wie diesem hier anzumelden?
Bewertet das Wort "Szene" bitte nicht über. Ich meine damit lediglich eine Affinität zu den Goths, zu den "Schwarzen" oder wie immer man es auch nennen will, mehr nicht.

Also, wie seid ihr dazu gekommen? :)

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Als Beispiel meins gleich mal vorweg:

Das ist schnell erzählt. Ein Kumpel von mir zu Studienzeiten meinte mal zu mir "Das Konzert von Siouxsie&The Banshees war absolut klasse!". - Als ich ungefähr zwei Jahre später sah dass sie im Docks spielen würden erinnerte ich mich daran wieder (er war da schon längst nicht mehr mein Kumpel ...), hörte in den Musikläden rein, war fasziniert von deren neuem Album "The Rapture", so viel Gefühl, so viel Energie ... und ging eben einfach mal hin.

Das Konzert war absolut grandios. Eins der besten das ich jemals erlebt hatte! Die Ausstrahlung der Band, diese Musik, die Menge an Nebel ;) und ... das Publikum. Da begegnete ich den "Schwarzen" das erste Mal bewusst und war fasziniert von dieser ganz anderen Konzertatmosphäre. Diese Ruhe, diese Unaggression ... kannte ich so nicht.

Nicht viel später ergab sich mir die Möglichkeit, mal eine Woche alleine in München Urlaub zu machen. Dort entschloss ich, jeden Abend wegzugehen (ja, das geht dort!), alle Musikrichtungen mal auszuprobieren, um dann am finalen Tag festzustellen, dass genau jene Atmosphäre, die ich auf dem Konzert wahrnahm, in der "schwarzen" Disco dort vorfand.
Das Kir hier desillusionierte mich dann zwar erstmal musikalisch ein wenig, aber dabei blieb es ja nicht. Schnell entdeckte ich musikalisch wie auch sonst alles - das Zillo (später Tonwerk), die Zeitschriften Zillo und Orkus, die Living Dead-Reihe in der Markthalle, das WGT ...

Tja, so ging's los. Ganz banal mit einem unbeabsichtigten Tipp eines Freundes für eine mir unbekannte Band. :)

Simia:
Mensch messie, das wird ja immer intimer hier. ;)

Aber gut ... Spätestens seit ich im Krankenhaus-TV die Dreharbeiten zu "Lullaby" von Robert Schmidt und seinen Mannen sah, mir dann auch noch väterlicherseits die "Staring at the Sea" geschenkt wurde und ich mich an den BR*VO-Foto-Stories um "Ratte" sowie entsprechenden warnenden Reportagen festsah, hatte ich Blut geleckt. Dann brauchte es noch einige Jahre, in denen ich neben meiner Trance- und Gabba-Zeit auch Das Ich usw. kennenlernte und feststellte, dass meine Kindheitserinnerungen an Bands wie Depeche Mode, Visage etc. sich nicht ohne Grund in meinen Hirnzellen gespeichert hatten. 8) Der Soundtrack zum "Coming Out" Mitte der 90er kam von Deine Lakaien und Sopor Aeternus. Obwohl ich unterm Strich stets den etwas ruhigeren Klängen verbunden blieb, ging's einmal durch ungefähr alle Stilrichtungen inkl. benachbarter Künstler und Pioniere (besser lässt sich das jetzt nicht zusammenfassen). Optisch entsprechend (aber Frisur und Haarfarbe waren stets die selbe ;)).

Von der Musik begleitet und mit gefühlten 100 Brieffreundschaften (wer kennt noch die rosa Seiten? ;)) stellte ich die geradezu kathartische Wirkung des Aufenthalts in dieser Subkultur fest, von Pubertäts-Befindlichkeiten bis zu schwerwiegenden Sinnkrisen und Dingen, die mich schon immer interessiert hatten. Mein jetziges Verhältnis dazu ist, wie bereits an anderer Stelle geschrieben, "indifferent".

Mein erster Hamburger Club könnte die Markthalle gewesen sein. Erstes Festival war Zillo 1997.

Alle Angaben ohne Gewähr. Oder so.

Black Ronin:

--- Zitat von: messie am 14 September 2012, 13:23:51 ---Dieser Thread und speziell Black Ronins Antwort darauf hat mich nun auf dieses Thema gebracht. Auch deswegen weil ähnliche hier im Board soo ewig her sind, dass gefühlt 90% der User hier diese nie auf Seite 1 erblickt haben ... :)





--- Ende Zitat ---

Als Inspirationsgeber dieses Threads, brauche ich mich dann ja nicht mehr zu äussern, ne.

CubistVowel:
Ich war damals, Anfang der Achtziger, total fasziniert von den sogenannten "New Romantics" und ein Riesenfan von Adam Ant! Leider gelang es mir nur sehr bedingt, deren aufwändigen Stil zu kopieren (wahrscheinlich sah ich sogar ziemlich dämlich aus, aber hey, ich war vielleicht dreizehn, da darf man das...) Danach fing ich an, mir die Haare zu toupieren und schwarz zu färben. Ich kann gar nicht mehr genau sagen, was der Auslöser war, womöglich hatte ich im Fernsehen oder aus der Bravo was über die "Gruftis" erfahren, jedenfalls fand ich die toll. Und der Stil war auch einfacher nachzumachen. (Dass es auch eine spezielle "Gruftimusik" oder gar eine spezielle "Gruftilebenseinstellung" (huii) gab, bemerkte ich erst etwas später. ;D)

Damals sah ich noch ziemlich punkig aus: schwarzes Netzhemd, derbe Stiefel und eine löchrige schwarze Jeans, auf die ich zum Ärger meiner Mutter mit Domestos weiße Flecken aufgebracht hatte. Dazu ein langer schwarzer Mantel aus Omas Kleiderschrank, den ich sogar im Sommer trug. (Und nein! mir war natürlich nie zu warm...) ;D Schwarz gefärbte, toupierte und stark gesprayte Haare waren damals übrigens eine ziemlich schmierige Angelegenheit...^^ Und ich war zu der Zeit wahnsinnig stolz, wenn mich meine Umgebung für einen echten(!!!) Grufti hielt.

Später folgten natürlich auch reichlich Phasen, in denen ich ganz andere Musik- und Stilrichtungen ausprobierte; z. B. schwarze Musik (also, die andere schwarze Musik^^), oder auch Metal, Mittelalter und Fantasykram, aber die Faszination für all das, was ich mit den Gothics verbinde und was mich mit den Gothics verbindet (und was darzulegen jetzt zu weit führen würde), ist immer irgendwo in mir geblieben. Vielleicht ist meine Antwort ein wenig am Thema vorbei; ich bin zwar einer der (wenigen^^) Gruftis, die sich auch tatsächlich so nennen - Mitglied dieser Szene (im Sinne von anwesend) war und bin ich aber nicht bzw. selten.


--- Zitat von: Simia am 14 September 2012, 14:26:12 ---dass meine Kindheitserinnerungen an Bands wie Depeche Mode,

--- Ende Zitat ---

In meiner Schule galten Depeche Mode als extrem uncool. Ich fand die damals auch peinlich (vielleicht, weil mein kleiner Bruder die toll fand *g*). Ich kann mich gut erinnern, dass mich mal jemand fragte, ob ich DM-Fan sei, weil ich immer so schwarz angezogen sei. Mit denen in Verbindung gebracht zu werden fand ich ziemlich ätzend... ;D

colourize:
Ausgangspunkt war bei mir, dass ich die Musik von Sisters und The Cure mochte, das Styling klasse und speziell die Outfits der Damen in der Szenewelt sehr schick fand. 8) Also habe ich einen Freund, den ich im Studium kennengelernt hatte, überredet mit mir zusammen ins "Lalic" zu gehen (kleine Clubdisco in Köln, ungefähr ein Viertel vom Kir schätze ich mal). Nach zwei, drei Besuchen kauften wir uns Lederhosen und streiften uns schwarze T-Shirts über.

Im Lalic waren seinerzeit immer dienstags und mittwochs Gothic-Partys, und im Grunde hingen da immer dieselben Leute rum - die wir dann nach und nach kennengelernt haben. Festivalbesuche sowie gemeinsame Ausflüge nach Bochum (Zwischenfall; Matrix) intensivierten dann diese Kontakte. Auf einmal hatte ich viele Bekannte mit denen ich zusammen feiern gehen konnte. Das war eine tolle neue Erfahrung: Die unübersichtliche Großstadt reduzierte sich so auf eine Art Dorfgemeinschaft. Dann machte in Leverkusen das "Shadow" auf, ein total overstylter Gruftladen der aussah wie eine Mischung aus Geisterbahn, Friedhof und dem Hamburg Dungeon. Das Shadow hatte donnerstags, samstags und sonntags Gruftparties, aber samstags fuhren wir meistens lieber ins Ruhrgebiet. Freitags wechselten sich die Partys ab, es gab ja noch andere Locations wie die Live Music Hall mit ihrem 2nd Floor auf dem Dark Electro gespielt wurde, der "Dark Club Cologne" in einem Preußischen Fort oder aber das Stahlwerk in Düsseldorf, die zuweilen etwas für uns im Programm hatten. Wenn man wollte konnte man also fast täglich feiern gehen, zumal da es immer irgendeinen Partysüchtel gab der mitkam.

Für mich war aber total klasse, dass ich auf einmal in Sachen Freizeitgestaltung nicht mehr auf die Leute angewiesen war die ich noch aus der Schule kannte. Denn wenn ebendiese "Schulfreunde" etwas unternahmen (im Regelfall "Techno-Großraumdisse am Stadtrand" oder "in der angesagten Schicki-Bar XY was Trinken gehen") kam ich mir schon früher immer vor wie Falschgeld. Sehr lustig btw., dass viele von diesen ehemaligen Schulkameraden heute nach 20 Jahren noch immer 80% ihrer Facebook-Freunde aus diesem sozialen Feld (Schule) bestücken, aber das nur am Rande.

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