Schwarzes Hamburg

  • 18 Mai 2024, 00:52:50
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Autor Thema: Buchhändler Weltbild nimmt Aufklärungs- und Erotiktitel aus dem Programm  (Gelesen 11219 mal)

RaoulDuke

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Aus der Financial Times Deutschland:

http://www.ftd.de/it-medien/medien-internet/:weltbild-dieses-buch-schadet-ihrer-gesundheit/70064004.html

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Dieses Buch schadet Ihrer Gesundheit!

Der größte deutsche Onlinebuchhändler Weltbild gehört den katholischen Bischöfen, und die mischen sich immer stärker ein: Erotik- oder Aufklärungstitel erhalten Warnhinweise - oder fliegen aus dem Programm.
von Bernhard Hübner Hamburg

Der Werbetext auf der Internetseite klingt kaum ansprechender als ein Warnhinweis auf einer Zigarettenpackung. "Wir sehen das Buch als sehr problematisch an", heißt es. Und: "Die hier beschriebene Unterwerfung der Frau widerspricht dem Welt- und Menschenbild, von dem wir uns als Buchhändler leiten lassen." Weiter unten, wo sonst lobende Kritiken stehen, zitiert der Händler Verrisse, etwa den der Starautorin Stephenie Meyer. "Das ist wirklich nicht mein Genre, nicht mein Ding."

Der Auftritt mag wie eine Satire wirken, ist aber purer Ernst. So präsentiert Weltbild, der größte deutsche Onlinebuchhändler, den Roman "Shades of Grey - Geheimes Verlangen", Platz eins der Taschenbuch-Bestsellerliste. Was an den Eigentümern liegt: Die Verlagsgruppe gehört zwölf deutschen katholischen Bistümern, dem Verband der Diözesen und der Soldatenseelsorge Berlin.
Viele Bischöfe hatten sich an erotischen Büchern im Weltbild-Programm gestört. Der Händler stellte daher die Lieferung mehrerer Erotikromane von Nischenverlagen ein. Nun wirkt sich die restriktive Politik erstmals auch auf Mainstream-Titel von Großverlagen aus. "Shades of Grey" wird von der Bertelsmann -Tochter Random House verlegt. Der Medienkonzern ist indirekt auch FTD-Eigner.
Mit den Warnhinweisen riskiert Weltbild einen gravierenden Nachteil im Wettbewerb mit dem US-Handelsriesen Amazon. Die Trilogie "Shades of Grey" gilt in der Branche dieses Jahr als aussichtsreichster Umsatzbringer. Von den Erotikromanen der britischen Autorin E. L. James wurden weltweit bereits 20 Millionen Exemplare verkauft.

Offensichtlich wächst unter den Weltbild-Gesellschaftern der Unmut darüber, dass der Händler den Titel überhaupt anbietet. Dabei hatte die Kirche eigentlich beschlossen, sich weitgehend aus dem Geschäft herauszuhalten. Ursprünglich wollte sie Weltbild sogar verkaufen. Doch es fand sich kein Käufer, weshalb die Bischöfe beschlossen, das Unternehmen in eine Stiftung einzubringen, die keine Gewinne mehr an die Kirche abführen soll.
Ein vergleichsweise harmloses Buch hat Weltbild tatsächlich aus dem Programm genommen: das Teenager-Aufklärungssachbuch "Make Love". Dabei ist der Titel aus dem Verlag Rogner & Bernhard mehr als unverdächtig, Pornografie zu verbreiten. So kritisieren die Autoren ausführlich das in Pornofilmen vermittelte Bild von Sexualität. In dem Buch finde sich ein "verharmlosender Umgang mit dem Thema Abtreibung", heißt es bei Weltbild.
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voll pöse

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Ja und nu?? Kirche hat was gegen Sex, gegen Abtreibung, gegen den gesunden Menschenverstand und kommt mit der Realität nicht klar... nix neues... also was willst Du uns damit sagen????
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colourize

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Ja und nu?? Kirche hat was gegen Sex, gegen Abtreibung, gegen den gesunden Menschenverstand und kommt mit der Realität nicht klar... nix neues... also was willst Du uns damit sagen????
Frag ich mich auch...
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Multivac

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ach ja, "shades of gray"... wollte ich auch nen thread bei gelegenheit aufmchen. hatte in der faz einen langen artikel drüber gelesen. scheint sich so wie ein arztroman oder 'sämtliche geheimnisse der hebamme' etc. zu lesen. der erste f.. (zensored für messie) auf seite 175, der erste schlag auf seite 325 oder so... naja.
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danny

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der erste f..  auf seite 175

fehler?
freudensprung?
fußpilz?

Der größte deutsche Onlinebuchhändler Weltbild gehört den katholischen Bischöfen

und u.a. deswegen kaufe ich meine schmöker/cds/anderes geraffel auch nicht in irgendeinem virtuellen bauchladen des zeitlich zurückgeblieben klerus und auch nicht bei us-amerikanischen abzockkonzernen sondern schön oldschool beim lokalen buchdealer an der ecke oder aus der grabbelkiste eines flohmarkts meines vertrauens.
im zeitalter des konsumterrors kann man viel bewegen, wenn man seine art zu konsumieren einfach mal überdenkt.
und wenn mir die machenschaften von weltbild und amazon nicht passen, dann geh ich halt woanders hin und verprasse dort mein geld.
manchmal kann's so einfach sein.  ;)
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messie

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Wie jetzt, wegen "Shades of Grey" gibt es jetzt diese Aufregung?
Das ist ja, als würde man "Pretty Woman" verbieten, weil da wer eine Prostituierte gekauft hat.
Aber vermutlich haben die das damals dann tatsächlich gemacht ;)
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RaoulDuke

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Ja und nu?? Kirche hat was gegen Sex, gegen Abtreibung, gegen den gesunden Menschenverstand und kommt mit der Realität nicht klar... nix neues... also was willst Du uns damit sagen????

Naja, in das Programm eines Buchhändlers einzugreifen halte ich schon für ein starkes Stück. Die Kirche hat doch auch Brauereien, Immobilien und so. Ich finde es schon fraglich, das Geschäft so als Hebel zu nutzen. Oder sollten die Brauereien nur noch alkoholfreies Bier herstellen und die Immobilien nur von streng katholischen Papst-Groupies gemietet werden?

Vielleicht hatte ich auch nur das Bedürfnis, mich mal aufzuregen. :-)

Und mir war neu, daß Weltbild solche Eigner hat. Das wird mein Einkaufsverhalten schon beeinflussen.
« Letzte Änderung: 17 Juli 2012, 08:41:41 von RaoulDuke »
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sYntiq

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Und mir war neu, daß Weltbild solche Eigner hat. Das wird mein Einkaufsverhalten schon beeinflussen.
Ich habe gerade das Gefühl dass sich hier alles wiederholt.

Entweder ich verwechsle da etwas, oder es gab vor einer Weile schon einmal grosse Weltbild-Aufregung weil Weltbild auch Erotik-Romane ins Angebot aufgenommen hatte. "Damals" hiess es noch dass der Verlag jetzt verkauft werden soll. Wurde wohl nichts draus.

Ah, gefunden:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/streit-um-sex-titel-katholische-bischoefe-verstossen-weltbild-verlag-a-799174.html

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/katholische-kirche-wandelt-weltbild-verlag-in-stiftung-um-a-841344.html
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CubistVowel

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Der größte deutsche Onlinebuchhändler Weltbild gehört den katholischen Bischöfen

und u.a. deswegen kaufe ich meine schmöker/cds/anderes geraffel auch nicht in irgendeinem virtuellen bauchladen des zeitlich zurückgeblieben klerus und auch nicht bei us-amerikanischen abzockkonzernen sondern schön oldschool beim lokalen buchdealer an der ecke oder aus der grabbelkiste eines flohmarkts meines vertrauens.
im zeitalter des konsumterrors kann man viel bewegen, wenn man seine art zu konsumieren einfach mal überdenkt.
und wenn mir die machenschaften von weltbild und amazon nicht passen, dann geh ich halt woanders hin und verprasse dort mein geld.
manchmal kann's so einfach sein.  ;)

Volle Zustimmung. Seit ich vor fünf, sechs Jahren erfuhr, wem Weltbild gehört (und somit höchstwahrscheinlich auch sein Billigableger Jokers.de), habe ich dort nichts mehr gekauft. Bei Amazon nutze ich allerdings noch den Marktplatz für Gebrauchtes.
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nightnurse

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Haha, sYntiq, ja, zum "Glück" sehen viele von uns immer nur, daß grad eine Sau durch´s Dorf getrieben wird, aber wir merken uns nicht unbedingt, ob wir die schonmal gesehen haben...was Du da postest, hatte ich "damals" auch schon gesehen, aber irgendwie unter "Ablage Müll" abgeheftet, sprich, vergessen.
Danke für die Erinnerung.


Multi, Shades of Grey hatten wir in der Paraphilie schon angeschnitten...(und ich finde es durchaus ulkig, daß das ausgerechnet bei Weltbild...).
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Kenaz

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Naja, in das Programm eines Buchhändlers einzugreifen halte ich schon für ein starkes Stück.

- Finde ich kein bisschen. Wenn mir so ein Betrieb gehörte - oder wenigstens zu großen Teilen gehörte -, würde ich auch gegensteuern, wenn von dort aus Bücher vertickert werden, deren Inhalt meinen Werten fundamental widerspricht. Wo ist das Problem?

Ich habe gerade das Gefühl dass sich hier alles wiederholt.

- Nicht nur Du und nicht nur hier.  ;)

Im übrigen finde ich die in der folgenden Passage beschriebene Haltung durchaus sympathisch:

Zitat von: SPON
"Es geht nicht, dass wir in der Woche damit Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen", sagte der Kölner Kardinal Meisner der "Welt am Sonntag". Er ist seit Jahren ein Kritiker des Verlags. Weltbild macht einen Jahresumsatz von mehr als 1,6 Milliarden Euro. Meisners Bistum hatte 2008 die Anteile an dem Konzern abgegeben und verdient seitdem nicht mehr an den Geschäften von Weltbild.

"Wir können noch so große Medienkonzerne haben - wenn sie nicht das Ziel haben, das Evangelium zu verkünden, geht es in die falsche Richtung", betonte Reinhard Marx kurz vor der Tagung des Ständigen Rats der Deutschen Bischofskonferenz am Montag.

- Eine so konsequente Haltung würde ich mir bei weiten Teilen des politischen Personals mal wünschen: "Nein, wir verdienen kein Geld mit Praktiken, die der Moral und den Werten, die wir unserem Stimmvieh predigen, widersprechen."

Dass es hier allerdings ausgerechnet um Weltbild geht, erstaunt auch mich ein wenig, habe ich in deren Dependancen doch schon seit Jahr & Tag keinen Fuß mehr gesetzt, da sie für mich der Inbegriff billiger Grabbeltisch-, "How to ..."- und Weichspül-"Literatur" sind & immer schon waren.
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RaoulDuke

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Naja, in das Programm eines Buchhändlers einzugreifen halte ich schon für ein starkes Stück.

- Finde ich kein bisschen. Wenn mir so ein Betrieb gehörte - oder wenigstens zu großen Teilen gehörte -, würde ich auch gegensteuern, wenn von dort aus Bücher vertickert werden, deren Inhalt meinen Werten fundamental widerspricht. Wo ist das Problem?

Naja, mit Medien kann man schon Meinungen steuern. Wenn es Gang und Gäbe wäre, dass man Buchhändler kauft und beeinflußt, dann würden doch sofort die Kirchen der großen Religionen, die politischen Parteien und diverse weltanschauliche Gruppierungen losziehen, um mal ein bischen einzukaufen. Dann gibt es (beispielhaft) bei Weltbild eben keinen Koran mehr, dafür die Bibel nicht mehr bei Thalia, wer über Karl Marx nachlesen möchte ist bei der nächsten großen Kette falsch und BWL-Lehrbücher gibt es nur noch per Direktimport von einer kleinen Druckerei von den Kaiman-Inseln?

Wehret den Anfängen, höre ich da irgendwo tief in meinem Hinterkopf.

Ich habe gerade das Gefühl dass sich hier alles wiederholt.

- Nicht nur Du und nicht nur hier.  ;)

[...]


Also für mich war das neu, irgendwie muss die Sau bei ihrem Weg durch Dorf einen Haken um mich geschlagen haben beim letzten Mal.

Dass es hier allerdings ausgerechnet um Weltbild geht, erstaunt auch mich ein wenig, habe ich in deren Dependancen doch schon seit Jahr & Tag keinen Fuß mehr gesetzt, da sie für mich der Inbegriff billiger Grabbeltisch-, "How to ..."- und Weichspül-"Literatur" sind & immer schon waren.

Und ich töne so groß rum. :) Ich kann mich nicht erinnern, jemals etwas bei Weltbild gekauft zu haben.
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Ookami

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Naja, in das Programm eines Buchhändlers einzugreifen halte ich schon für ein starkes Stück. Die Kirche hat doch auch Brauereien, Immobilien und so. Ich finde es schon fraglich, das Geschäft so als Hebel zu nutzen. Oder sollten die Brauereien nur noch alkoholfreies Bier herstellen und die Immobilien nur von streng katholischen Papst-Groupies gemietet werden?

Ich halte es eher für ein starkes Stück, das die Kirche Buchhandlungen, Brauereien und weitere weltliche Geschäfte betreibt.
Ansonsten gillt: Wer es betreibt, der bestimmt auch. Das ist freie Marktwirtschaft. Grade DU solltest das kennen ;)
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colourize

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Naja, in das Programm eines Buchhändlers einzugreifen halte ich schon für ein starkes Stück. Die Kirche hat doch auch Brauereien, Immobilien und so. Ich finde es schon fraglich, das Geschäft so als Hebel zu nutzen. Oder sollten die Brauereien nur noch alkoholfreies Bier herstellen und die Immobilien nur von streng katholischen Papst-Groupies gemietet werden?

Ich halte es eher für ein starkes Stück, das die Kirche Buchhandlungen, Brauereien und weitere weltliche Geschäfte betreibt.
Ansonsten gillt: Wer es betreibt, der bestimmt auch. Das ist freie Marktwirtschaft. Grade DU solltest das kennen ;)
Wieso ist es ein "starkes Stück" dass die Kirche "Buchhandlungen, Brauereien und weitere weltliche Geschäfte betreibt"?

Viel problematischer ist m.E. dass unser angeblich säkularer Staat auf die von der Kirche betriebenen Infrastruktureinrichtungen wie Krankenhäuser, Altenheime, Kindergärten etc. angewiesen ist um die Versorgung mit diesen Diensten überhaupt annähernd sicherzustellen. Diese Einrichtungen werden daher mit Steuergeldern subventioniert. Und natürlich machen die Pfaffen trotzdem die Klientelpolitik, die ihnen passt: Kein Kirchensteuerzahler?! - Dann auch keinen Kindergartenplatz!

Meinetwegen kann sich jeder Spleener mit Büchern in einen Laden stellen und diese verkaufen ("Weltbild") oder meinetwegen auch mit einem Bauchladen auf die Straße stellen und diese verschenken (Salafisten). Aber dass wir uns in unser Gesellschaft von diesen Ideologen abhängig machen und denen die Versorgung mit zentralen Infrastrukturen in weiten Teilen überlassen - das ist wirklich gruseligst!
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Ookami

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Aber dass wir uns in unser Gesellschaft von diesen Ideologen abhängig machen und denen die Versorgung mit zentralen Infrastrukturen in weiten Teilen überlassen - das ist wirklich gruseligst!

Jawoll, genau die weiterführung des Gedankens den ich hatte, aber mangels Schlaf und Kaffe nicht weitergeführt habe.
Danke. :)
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