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Was ist an euch eigentlich (noch?) Goth?

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messie:
Ich habe mir kürzlich mal drüber Gedanken gemacht, was von den vielzitierten "Goth-Klischees" auf mich zutrifft. Kennt man ja im laufenden Alter, die Frage "bin ich eigentlich noch n Gruftie?" wird eh immer unwichtiger, aber jene "habe ich mit den Goths überhaupt noch irgendwas gemein?" ist ja auch nicht zu verachten.

Tja, dieses Klischee von den Goths, die in der Wohnung mit schwarzgestrichenen Wänden (inklusive Decke, versteht sich) bei Kerzenschein und Rotwein tiefsinnige Gespräche bei Hintergrundbeschallung von Lacrimosa im Hintergrund führen, bin ich ungefähr genauso weit weg wie von den Ballermannklischeeprolls, die sich ab morgens um 9 aufm Ballermann per Strohhalm und Sangria aus Eimern die Kante geben - kurz gesagt: Sehr, seeeehr weit weg. ;)

Auch auf Goth-Parties bin ich, wie viele hier wissen, nur noch selten unterwegs, und wenn, dann nur noch selten tanzend.

Allerdings habe ich dann festgestellt, dass es doch noch so einiges gibt ...

* Wenn die Clubs sehr dunkel gehalten sind und man vor Nebel kaum mehr jemanden sieht, ja, das ist meins! Haaach ...
* Wabernde Wave-Klänge zaubern mir ein Lächeln aufs Gesicht, alte Cure, langsame Gitarre, Fields, rrrr ...
* In Filmen kann es nicht düster genug zugehen. Tim Burton hallo, David Fincher ebenso, Filme in denen es nur Nacht ist oder nur regnet sind meine bevorzugte Klientel ...
* Rotwein? Gerne! Logorrhoe im Zuge dessen in gemütlicher Runde? Ebenso!
* Schwarz als Lieblingsklamottenfarbe? Aber gerne doch! Eine Waschmaschine mit weißer/bunter Kleidung vollzukriegen ist eher eine Sache von Jahreszeiten statt Wochen ...
* Schwarze, schwere Vorhänge, düstere Musik, finsterer Humor sind mein Begehr.
Ganz so ungoth ist das dann wohl doch nicht, hmmmm?  8)

Darum mal meine Frage an euch, gerne auch und gerade an jene die sagen "najaa, mit diesem ganzen Gothszenekram kann ich irgendwie nicht (mehr) so viel anfangen ..." - gibt es vielleicht dennoch Dinge die zu diesem "Schwarzgedöns" passen? Selbst dann wenn ihr auch oft genug die Nase voll von dieser "ach-so-tolleranten" (;) ) Szene habt?

Ich bin gespannt! :)

danny:

--- Zitat von: messie am 27 Juni 2012, 00:12:56 ---Was ist an euch eigentlich (noch?) Goth?

--- Ende Zitat ---

nix.


--- Zitat von: messie am 27 Juni 2012, 00:12:56 ---bin ich eigentlich noch n Gruftie?

--- Ende Zitat ---

ich nicht, nein.


--- Zitat von: messie am 27 Juni 2012, 00:12:56 ---habe ich mit den Goths überhaupt noch irgendwas gemein?

--- Ende Zitat ---

ja, die überwiegend schwarzen klamotten, die ich mittlerweile mehr aus gründen der bequemlichkeit trage als aus irgendeiner "überzeugung". okay, der neonkram fehlt. also auch hier: nein.

früher war für mich diese identität "gothic" sehr wichtig, ich habe mich - zugegeben - eine zeitlang sehr darüber definiert.
mittlerweile gebe ich einen feuchten furzkack dran, wie ich oder andere menschen mich bezeichnen und einordnen.
in den letzten jahren habe ich mich sogar mehr und mehr von der szene distanziert:
1. auf den einschlägigen szene-parties fühle ich mich schon lange nicht mehr wohl, das hat u.a. mit der musik und dem publikum zu tun.
2. mein musikgeschmack ist einfach zu breitgefächert, als dass ich mich auf irgendeine musikalische identität beschränken möchte.
3. mir sind viele andere dinge wichtiger geworden als das pflegen eines szene-images (soziales und politisches engagement z.B.).
4. mit der meisten musik der "szene" kann ich gar nichts mehr anfangen (fickificki-schraddel-gröhl-aggro-techno), so dass ich einen szene-club, sollte ich ihn doch mal betreten, schon nach wenigen minuten mit rollenden augen und aufgepusteten backen wieder verlasse und jeden szene-sampler mit kopfschütteln wieder ins regal stelle.

ich weiß einfach, dass ich auf einem fritz kalkbrenner-gig oder einer open-air-goa tausendmal mehr spaß habe als auf der return oder einem vnv-nation-konzert. dass ich meine klamotten lieber auf einem flohmarkt als bei x-tra kaufe. und dass mich diese szene mehr und mehr langweilt.
und ob mich jetzt eine vorliebe für schwarzen humor oder die schwarzen polstermöbel als gruftie auszeichnen... das wage ich zu bezweifeln...
wir haben uns halt beide weiterentwickelt und auseinandergelebt, schatz. ich glaube nicht, dass das mit uns noch eine zukunft hat.
aber wir hatten eine schöne zeit.

PlayingTheAngel:

--- Zitat von: messie am 27 Juni 2012, 00:12:56 ---Was ist an euch eigentlich (noch?) Goth?

--- Ende Zitat ---
- Vielleicht 10 der 500 Platten im Regal
- das Schatzy, das ist sehr Goth!

t_g:

--- Zitat von: danny am 27 Juni 2012, 00:45:14 ---4. mit der meisten musik der "szene" kann ich gar nichts mehr anfangen (fickificki-schraddel-gröhl-aggro-techno), so dass ich einen szene-club, sollte ich ihn doch mal betreten, schon nach wenigen minuten mit rollenden augen und aufgepusteten backen wieder verlasse und jeden szene-sampler mit kopfschütteln wieder ins regal stelle.

ich weiß einfach, dass ich auf einem fritz kalkbrenner-gig oder einer open-air-goa tausendmal mehr spaß habe als auf der return oder einem vnv-nation-konzert. dass ich meine klamotten lieber auf einem flohmarkt als bei x-tra kaufe. und dass mich diese szene mehr und mehr langweilt.
--- Ende Zitat ---
ja! JA! Genau das, was Frau von Merkwürden sagt!! *wild nick*
Der einzige Grund, sich doch nicht komplett von dieser Szene abzuwenden, besteht für mich tatsächlich in der sozialen Interaktion mit den Leuten, die ich - nicht mehr wegen, sondern trotz - ihrer Szeneaffinität sehr schätze. Ab und an mal auf der Stubnitz und alle Jubeljahre mal ne AiB reicht mir aber auch momentan vollkommen an schwarzem Programm. Gerade die Engstirnigkeit der Szene geht mir seit Jahren schon gehörig auf den Zeiger. Die ach so weltoffene und weitsichtige Lebensweise hat sich in das totale Gegenteil verkehrt. Über Hiphop, Techno und Metal herziehen und auf dem nächsten Agonoize-Konzert fröhlich dem inszenierten Bukkake zujubeln. Da ist kein Spirit mehr drin, der mir irgendwas gibt. Das ist nicht die Form von gedanklicher und sozialer Offenheit, mit der ich mich identifizieren mag.

Und mal davon abgesehen habe ich das Gefühl, dass nirgends so reglementiert gefeiert wird, wie bei den Gruftis. Getanzt wird bitte ausschließlich auf dem dafür vorgesehenen Tanzflächenbereich und auch nur zu den Songs, die man in ihrer ganzen, epischen Breite mitsingen und die mühselig vor der heimischen Webcam einstudierten Tanzschritte vorführen kann. Nenene! 

Kaffeebohne:
Ein Teil meines recht breit gefächerten Musikgeschmacks. Und selbst Musik ist mir nicht mehr so immens wichtig, wie sie "früher" mal war.

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