Schwarzes Hamburg

  • 24 Dezember 2024, 18:36:55
  • Willkommen Gast
Bitte logg dich ein oder registriere dich.

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge
Erweiterte Suche  

Autor Thema: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern  (Gelesen 48871 mal)

Kallisti

  • Gast

Zitat
Quote

    Für mich ist das Interessante an einer Diskussion hier, die Sichtweisen der Anderen auf die Dinge kennenzulernen.


Das geht mir genauso. :)
Auch und gerade auch mal von Leuten aus der Praxis etwas zu erfahren, die beruflich oder privat mit Menschen zu tun haben, die es betrifft. Denn gerade die Erlebnisse anderer zeigen mir, das ist meine Meinung, viel besser als jede Studie es jemals könnte, worum es hier dann geht.
messie

Das seh ich anders: Denn bei einzelnen Menschen spielt so viel mit rein, dass man nicht so einfach sagen kann, was nun zu welchem Verhalten oder Denken genau führte ... - man geht da ja als Außenstehender nicht "methodisch" vor, man untersucht ja nicht die genauen Umstände, Wechselwirkungen von Vorkommnissen etc.

Also kann man von einem Fall nicht wirklich auf die Allgemeinheit schließen/verallgemeinern - auch nicht von zwei, drei oder zehn "Fällen" bzw. Menschen und eben schon gar nicht als "Laie".

Daher finde ich "Forschungsergebnisse" doch wichtig und aussagekräftiger - denn die beziehen Empirie ja ein!


Natürlich gibt es keine absolute, endgültige, ewig geltende "Wahrheit". Weil Wissen immer vorläufig ist. Aber für den Moment (und der ist ja u.U. ein langandauernder - über Jahre, manchmal auch Jahrzehnte, manchmal auch noch länger - siehe bspw. heliozentrisches Weltbild ...) ist es doch ganz gut, wenn man sich gemeinsam auf etwas beziehen kann und nicht jeder mit seiner eigenen Meinung oder Erfahrung anrückt - denn welches Chaos wäre das am Ende? @colourize - worauf könnte man sich da noch beziehen, einigen, was könnte da überhaupt eine gemeinsame (Diskussions-)Basis sein?

Jeder würde also nur "seins" äußern, mitteilen und dann? Redet man dann aneinander vorbei bzw. ist die "Diskussion" dann beendet? Wenn keine gemeinsamen Bezüge hat und auch nicht interessiert ist an Erkenntniszuwachs, an Wissenszuwachs ... ?


Ja sicher, das kann man auch und ist auch interessant: die Meinung und Erfahrungen anderer Leute. Aber bei mir kommt dann unweigerlich die Frage nach den Hintergründen. Warum denkt jemand so oder so - also: was ist die Ursache oder auch Basis - was führte zu seiner Ansicht, wodurch hat sie sich so gebildet, entwickelt ... ?

Und es ist ja beileibe nicht so, dass hier nur einzelne Meinungen geäußert würden - man ist ja nicht selten unterschiedlicher Meinung - wie kann/darf dann aber nach deiner Auffassung Diskussion überhaupt möglich sein - wenn man doch niemanden "überzeugen" will/sollte/kann?

Grade jetzt ist es doch nichts anderes:

Zitat
Für jedes Individuum hat seine eigene Meinung den Charakter von Wahrheit, weil das Individuum nach seinen Überzeugungen handelt. Es gibt aber keine absoulten Wahrheiten, die für alle gelten würden. Besonders deutlich wird das beispielsweise, wenn etwa das Thema "Glauben an Gott" diskutiert wird, dem man nun mal nicht mit Falsifikation (oder gar: Verifikation!) beikommen kann.

Für mich ist das Interessante an einer Diskussion hier, die Sichtweisen der Anderen auf die Dinge kennenzulernen. Und nicht Andere zu missionieren oder zu überzeugen. Dazu gehört für mich auch, dass man anderen eben ihre Meinung lässt.
colourize

Dann ist meine "Meinung" eben die, dass mir reiner Meinungsaustausch nicht "reicht".

Und ja natürlich geht es (mir) um Wahrheit - aber nicht um die einzige ewige, die es nicht geben kann, wie bereits festgestellt, sondern um vorläufige aber aktuell eben "geltende" Wahrheiten.

Wenn wir keine solchen gemeinsamen Wahrheiten kennten, könnte der Alltag kaum funktionieren. ? Wenn jeder von allem eine andere Meinung hätte und jede einzelne Meinung so stehengelassen werden müsste ...

Wir brauchen ja "Wissen" von "den Dingen" in unserem Leben, für unser Leben - verlassen uns also darauf. Und was wäre "Wissenschaft" ohne Wahrheitsanspruch? Ohne "Legitimation", ohne solide Basis?

Was wäre Forschung ohne "Wahrheit(en)"?


Und was hab ich davon, wenn ich weiß, erlebe, dass z.B. 20 Leute, die zusammen "diskutieren" 20 (oder meinetwegen 10) unterschiedliche Meinungen haben? - Und dann? ?

Übrigens: Nur weil man Menschen überzeugen will, will man sie nicht "missionieren". Auch wenn das gerne immer wieder auch abwertend so angeführt wird.  ;)


Ich meine: Es gibt hier so einige Leute, die andere überzeugen wollen - nicht nur ich ...

Und du willst nie jemanden überzeugen, colourize?  8)

Wenn du so offen, tolerant, liberal bist, warum greifst du meine "Meinung" dann an - warum versuchst du, sie zurechtzurücken?   ;)




« Letzte Änderung: 26 April 2012, 19:05:52 von Kallisti »
Gespeichert

messie

  • > 10.000 Posts
  • ******
  • Beiträge: 15377
  • hrhrhr

Zitat
Also kann man von einem Fall nicht wirklich auf die Allgemeinheit schließen/verallgemeinern

Ja, muss man das denn überhaupt?
Reicht es nicht schon völlig aus dass man weiß, dass die Auswirkungen einer Therapie / einer Medikation  in einigen Fällen so verläuft und in anderen anders?

Zitat
Wenn keine gemeinsamen Bezüge hat und auch nicht interessiert ist an Erkenntniszuwachs, an Wissenszuwachs ... ?

Der Erkenntniszuwachs ist doch da. Jener namens "ach, interessant, so verhält sich jemand also auch, wenn xyz zuvor gemacht wurde".
In Bezug auf psychische Krankheiten ist vieles, das man an Hilfreichem gefunden hat, halt auch try+error, vor allem im Kleinen. Bei Person A versagt die anerkannte Methode, also probiert man eben eine andere aus. Selbiges gilt für Medikamente.
Vor allem Letzteres ist auch kein Wunder: Mal die Nebenwirkungen der Beipackzettel angesehen? Wenn es danach ginge, also dem Worst Case, müsste man selbst nach einer Aspirin schon halbtot in die Intensivstation kommen.  ;D

Gerade weil wir Menschen so unterschiedlich sind, reagiert jeder anders auf ein bestimmtes Medikament.
Das macht dann auch die Medikation, oder auch Medikation überhaupt, so schwierg. Man weiß nie wirklich, ob es Nebenwirkungen geben wird und wenn, wie sie dann aussehen werden.
Aus diesem Grund kann man dann auch nicht sagen, dass ein Medikament grundsätzlich falsch oder richtig ist. Es gibt wenige Beispiele in der Geschichte die Wirkstoffe und/oder Medikamente als ausschließlich falsch identifiziert wurden. Spontan fallen mir da Contergan und Asbest ein.
Selbst so heftiges Zeug wie Tavor beispielsweise lässt sich schwer verteufeln: Einigen Leuten hilft das Zeug unverschämt gut.
Denen wird es dann auch wurscht sein, dass es anderen den Total-Knockout zu verpassen in der Lage ist.
Gespeichert
Nichts ist kostenlos im Leben - außer der Tod, und nicht mal der, denn der kostet dich das Leben.

schwarze Katze

  • > 2500 Posts
  • ****
  • Beiträge: 4413
  • Felis Domesticus
    • http://www.apfelfront.de/

Selbst so heftiges Zeug wie Tavor beispielsweise lässt sich schwer verteufeln: Einigen Leuten hilft das Zeug unverschämt gut.
Denen wird es dann auch wurscht sein, dass es anderen den Total-Knockout zu verpassen in der Lage ist.

ja, gerade bei Menschen mit PTBS und Panik-Attacken.
Die Alternative wäre dann Neuroleptika, aber die hat viel mehr Nebenwirkungen

Das Problem bei Benzos ist aber, dass einige Ärzte zu leichtfertigt Benzodiazepine verschreiben, gerade wenn es um "gutbürgerliche" Patienten geht, denen man keine Sucht unterstellen will.
Ich kann mit dir wetten, dass ich, wenn ich es wollte, binnen einen Tages mich so mit Benzos legal eindecken könnte, dass es für mehrere Wochen "Breitness" ausreicht.
Natürlich tuh ich das nicht, aber ich kenne die Frau, die so in Sucht reingerutscht ist. Sie hatte einen Schicksalschlag (wo Benzos auch kurzfristig angebracht wären), aber die Ärztin verschrieb ihr das Zeug über den nötigen Zeitpunkt, insgesamt über 2,5 Jahren. Der Entzug danach war nicht witzig
« Letzte Änderung: 27 April 2012, 08:06:23 von Black Russian »
Gespeichert
Menschen haben als Spezies nicht mehr Wert als Nacktschnecken

Kallisti

  • Gast


Gerade weil wir Menschen so unterschiedlich sind, reagiert jeder anders auf ein bestimmtes Medikament.
Das macht dann auch die Medikation, oder auch Medikation überhaupt, so schwierg. Man weiß nie wirklich, ob es Nebenwirkungen geben wird und wenn, wie sie dann aussehen werden.


Ja nun, wenn alle oder wenigstens die meisten Ärzte so dächten wie du, wär das ja angenehm. :) 

Aber da wird ja doch immer viel verallgemeinert, über einen Kamm geschoren - da heißt es dann, dies oder jenes könne gar nicht sein/vorkommen, sei extrem selten (so nach dem Motto: "Also ist es das bei Ihnen auch nicht") ... man wird nicht ernstgenommen ... oder man wird als "Gegner" betrachtet - also es gibt einfach viele Ärzte nach wie vor, die sich nicht "reinreden" lassen wollen, die dann unwirsch werden oder einfach drüber weggehen ...

Mein jetziger Hausarzt ist da eine angenehme Ausnahme - wenn er sich mit etwas nicht auskennt, sagt er das genau so und sofort - druckst nicht rum, lenkt nicht ab, wiegelt nicht ab ... - er sagt dann, er muss das nachlesen, sich informieren ... oder einfach, dass es nicht sein Fachgebiet ist und er es nicht weiß ...

Sowas hab ich noch selten erlebt - also in der Form eigentlich noch nie!


Aber eigentlich meinte ich das oben nun nicht so auf den thread oder bestimmte Themen bezogen, sondern eher so "allgemein" - auf das bezogen, das colourize zuvor geschrieben hatte - wegen "Wahrheit" und "Meinungen austauschen" und "nicht überzeugen (wollen/sollen" und so. ;)
Gespeichert

Kallisti

  • Gast

Falls es jemand gucken will: heute Abend 22.45h kommt eine Doku zu AD(H)S in der ARD.

(Ich glaub, das ist die Wiederholung der Sendung, die ich also vor einiger Zeit schon mal gesehen hatte und auf die ich mich auch im thread-Anfang bezog. ?)
Gespeichert

Ookami

  • Gast

#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
#
Gespeichert