Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?  (Gelesen 32484 mal)

Spambot

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #60 am: 01 Mai 2012, 00:39:49 »

Das Problem an dieser Diskussion ist, dass nicht zwischen FAS und FASD unterschieden wird.

FAS ist von der WHO in der ICD-10 verbindlich definiert worden. FASD hingegen ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl an Symptomen, einschließlich FAS, für den es es keine einheitlichen oder verbindlichen diagnostischen Kriterien gibt. Sehr weit gefasste diagnostische Kriterien für FASD, wie man sie auf der deutschen Wikipediaseite verwirrenderweise zum Thema FAS findet, beinhalten sicherlich auch Symptome, die bei psychischen Störungen zu finden sind. 

Die Kriterien für FAS sind hingegen so eindeutig, dass eine Verwechslung mit einer nicht durch körperliche Schädigungen verursachten psychischen Störung extrem unwahrscheinlich ist.
Einfach mal die Kriterien für FAS mit einer beliebigen psychischen Störung nach ICD-10 "F" Kriterien vergleichen. Das kann man nicht verwechseln.

FAS und FASD sind signifikante Risikofaktoren, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung von psychischen Störungen beitragen können (z.B. durch geringere Bewältigungsressourcen). Sie sind jedoch nicht die Ursache psychischer Störungen. Ein Mensch wird nicht drogensüchtig, weil er/sie FAS oder FASD hat. Man wird abhängig, weil man eine psychotrope Substanz missbraucht hat und sich aus dem Missbrauch eine Abhängigkeit entwickelte.
Die einzige Möglichkeit, die ich mir vorstellen kann, bei der FAS bzw. FASD einen direkten Einfluss auf die Ursache einer psychsichen Störung haben, wäre eine Schädigung des zentralen Nervensystems, die mit der abnormalen Ausschüttung von bestimmten Neurotransmittern (z.B. Serotonin) verbunden ist und beispielsweise zu den Symptomen einer Depression führt.

Das ein Arzt FASD nicht "richtig" diagnostiziert oder gar nicht diagnostiziert, liegt vermutlich an der fehlenden, verbindlichen Definition und der mangelhaften Differenzierung die der Begriff bietet. Der behandelnde Arzt könnte FASD nicht einmal in der Patientenakte kodieren.
Bei einer substanzabhängigen Person wäre zudem eine FASD Diagnose wenig hilfreich, da Substanzabhängige regelmäßig zur Problemverschiebung tendieren. Mit einer FASD-Diagnose gibt man einem Substanzabhängigen somit eine bequeme Möglichkeit, die Gründe für die Sucht auf eine angeborene Missbildung zu schieben. Damit sinkt eventuell die Bereitschaft selbst Verantwortung für das Suchtverhalten zu übernehmen und notwendige, unbequeme Veränderungsprozesse auf dem Weg zur Abstinenz zu akzeptieren.

« Letzte Änderung: 01 Mai 2012, 10:53:29 von Spambot »
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schwarze Katze

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #61 am: 01 Mai 2012, 11:14:30 »


Bei einer substanzabhängigen Person wäre zudem eine FASD Diagnose wenig hilfreich, da Substanzabhängige regelmäßig zur Problemverschiebung tendieren. Mit einer FASD-Diagnose gibt man einem Substanzabhängigen somit eine bequeme Möglichkeit, die Gründe für die Sucht auf eine angeborene Missbildung zu schieben. Damit sinkt eventuell die Bereitschaft selbst Verantwortung für das Suchtverhalten zu übernehmen und notwendige, unbequeme Veränderungsprozesse auf dem Weg zur Abstinenz zu akzeptieren.

Manchmal hilft aber dasWissen über die eigene Diagnose, damit umgehen zu können.
Ich kenne zwei Menschen, die es erst dauerhaft geschaft haben, von Substanzen weg zu kommen, als ihre Grunderkrankungen behandelt wurde. In einem Fall handelte es sich um Borderline (stationäre DBT), in anderem um soziale Phobie und Depression (ambulante Psychotherapie & Antidepressiva).
« Letzte Änderung: 01 Mai 2012, 11:16:24 von Black Russian »
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messie

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #62 am: 01 Mai 2012, 12:08:13 »

Black Russian, ich denke Spambot meinte jene Störungen, die angeboren sind. Da lehnt sich dann schon so mancher mit "ist angeboren, kann ich eh nix machen, nech?" zurück.
Dass man sehr wohl was machen kann, zeigen unzählige Beispiele. Man kriegt natürlich nicht die Störung weg, aber man kann sie bändigen. Siehe Legasthenie: Sie werden sie nie gänzlich los, können aber so viel tun dagegen, dass Außenstehende nur noch außerordentlich selten bemerken, dass man Legastheniker ist.

Selbst bei jenen, bei denen man es auf den ersten Blick sieht: Es gibt dieses geflügelte Wort "auf einmal vergaß ich dass er keine Arme hat" und dergleichen, weil die Person durch Annahme ihrer selbst eine ganz andere Ausstrahlung hat und die "Störung" dann auf einmal nicht mehr so vom Umfeld wahrgenommen wird.
Sie wird vor allem dann wahrgenommen, wenn die Personen selbst ein besonderes Drama draus machen.
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Kallisti

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #63 am: 01 Mai 2012, 12:37:08 »

Also Entschuldigung, aber (Kallisti empört sich mal wieder ;) ):

Wenn jemand so stark halt doch beeinträchtigt is, durch seine "Störung", dass (zwangsläufig) das gesamte Leben, der gesamte "Lebensentwurf" dadurch massiv "in Mitleidenschaft gezogen" ist, dann kann man da schon Schwierigkeiten haben mit dem "Ausblenden" bzw. "Nichtwahrnehmen".

Kommt klar: immer auf die Störung und deren Ausprägung an ... auch aber auf die jeweiligen Lebensumstände, Lebensumfeld ...!

ABER: Spambot - grade das

Zitat
Damit sinkt eventuell die Bereitschaft selbst Verantwortung für das Suchtverhalten zu übernehmen und notwendige, unbequeme Veränderungsprozesse auf dem Weg zur Abstinenz zu akzeptieren.


is ja der Knackpunkt bei FAS-Betroffenen: die KÖNNEN nie wirklich für sich, ihr Leben, ihr Tun ... VERANTWORTUNG tragen!

Und genau DAS macht es so schwer - weil sie nämlich nicht offensichtlich "geistig behindert" sind ("sichtbar" ...), sondern erst mal so erscheinen (können), dass man nicht drauf kommt, dass da "ein größeres Problem" dahintersteckt.

Und daher ist es FATAL, wenn/sobald diese Menschen süchtig (substanzabhängig) werden!!! Eben weil sie diverse Zusammenhänge nicht nur nicht sehen wollen, sondern nicht verstehen können und weil die ganze Geschichte mit Selbständigkeit, Einsichtsfähigkeit, Verantwortungsfähigkeit ja ohnehin bei ihnen "Defizite aufweist" (um es mal verharmlosend zu formulieren =/ ).

Und dann möchte ich dich bitten, die Infos doch bitte in deutscher Sprache einzustellen - denn ja, das is möglich.

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_psychischen_und_Verhaltensst%C3%B6rungen_nach_ICD-10


http://de.wikipedia.org/wiki/Fetales_Alkoholsyndrom


Ich verstehe deine Unterscheidung zwischen FAS und FASD nicht? Du meinst wahrscheinlich FAS und FAE?

Gut - dann spreche ich hier die ganze Zeit eigentlich von FAE. ;)


Und hier noch was bzgl. FAS(D) und AD(H)S - Unterscheidungskriterien:

http://www.fasworld.de/UnterschiedeADHS_FAS.pdf


Worauf ich nochmal hinweisen möchte:

Es geht (mir) um also diese Fälle, d.h.: Menschen, bei denen es NICHT eindeutig, nicht offensichtlich ist - denn natürlich stellen diese "die schwierigeren" dar - eben WEIL sie zunächst vermuten lassen, es läge bei ihnen "nur" eine "Störung" vor (wie bspw. sogen. ADHS oder Depression, Angststörung, Borderline, Suchtproblem, Lernstörung ...) - oder mehrere davon, ja.

ABER - selbst bei Therapie dieser vermeintlichen bzw. sich zeigenden Störungen, sind diese nicht wirklich in den Griff zu bekommen - wenn überhaupt: weil die eigentlich zugrunde liegende Ursache: nämlich das geschädigte Gehirn (und dessen "Folgen" ...!) nicht "reparabel" ist und eben DESHALB sich das Verhalten gar nicht ändern KÖNNEN wird - man das also nie erwarten kann, hoffen darf - ES GEHT NICHT! - Verantwortung hin oder her!


Oder was sehe ich daran falsch, Spambot? - Ganz ernst gemeinte Frage!
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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #64 am: 01 Mai 2012, 14:05:37 »


Und daher ist es FATAL, wenn/sobald diese Menschen süchtig (substanzabhängig) werden!!!

Wenn jemand substanzabhängig wird, ist es immer fatal, egal ob mit FAS oder mit Hochbegabung
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Spambot

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #65 am: 01 Mai 2012, 18:30:50 »

Nochmal: FASD = Sammelbegriff ohne einheitliche Definition und ohne einheitliche diagnostische Kriterien. Dieser Begriff schließt u.a. auch FAS ein. Eine Kodierung von FASD ist nicht möglich.
FAS = klar definiertes Syndrom (in ICD-10 und DSM IV)

Ich hatte die englischen Texte verlinkt, weil der deutsche Wikipediaeintrag zu FAS schlecht ist und es keine freie deutsche Version des ICD-10 mit diagnostischen Kriterien gibt. Das ICD-10 Inhaltsverzeichnis nützt nicht viel.

Jemand mit FAS oder FASD (was auch immer dann damit genau gemeint sein könnte), trägt logischerweise keine Verantwortung für die angeborene Missbildung. Darum ging es auch nie. Ein komorbides FAS oder FASD ist ganz sicher nicht förderlich für die Abstinenzprognose. Das sind andere komorbide Störungen in der Therapie von Süchtigen jedoch auch nicht.
Es bleibt jedoch dabei, FAS oder FASD machen nicht substanzabhängig.

Kallisti, mir ist jetzt ehrlich gesagt nicht ganz klar, was du genau aussagen möchtest. Hälst du substanzabhängige Menschen mit FAS für nicht therapierbar? Soll man sich die Mühe sparen? Oder reden wir doch nur von FASD? Ich fand deinen letzten Text verwirrend. Vielleicht bin ich auch nur verwirrt, weil du einen konkreten Fall im Hinterkopf hast, den du anscheinend für eine allgemeingültige Aussage über (was eigentlich?) FAS? FASD? Diagnosen? Therapien? Komorbidität? nutzen möchtest. Diesem Schritt vom individuellen Fall hin zu allgemeinen Aussagen kann ich irgendwie nicht folgen. Vielleicht wäre es hilfreich für die Diskussion, wenn du mit offenen Karten spielst und den Fall im Detail schilderst. Solange keine Namen genannt werden, sollte das wohl ok sein.
« Letzte Änderung: 01 Mai 2012, 21:46:22 von Spambot »
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Kallisti

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #66 am: 01 Mai 2012, 22:15:46 »

Spambot - die Verwirrung ist auch auf meiner Seite mal wieder komplett:

Zitat
FASD = Sammelbegriff ohne einheitliche Definition und ohne einheitliche diagnostische Kriterien. Dieser Begriff schließt u.a. auch FAS ein. Eine Kodierung von FASD ist nicht möglich.
FAS = klar definiertes Syndrom (in ICD-10 und DSM IV)

 ???

Also für mich widerspricht sich das ja ?


Naja sicher hab ich einen konkreten Fall im Kopf.  8)

Und da ich mich halt mit einer Dame von fas-world auch mal ausführlich unterhalten hatte ... - war bei mir schon hängengeblieben, dass dieser "Fall" durchaus "repräsentativ" ist - also jedenfalls keine seltene Ausnahmeerscheinung, sondern eher ziemlich typisch. =/  Was ich bis dahin halt nicht wusste ...


Zitat
FAS? FASD? Diagnosen? Therapien? Komorbidität?  [...]
Vielleicht wäre es hilfreich für die Diskussion, wenn du mit offenen Karten spielst und den Fall im Detail schilderst. Solange keine Namen genannt werden, sollte das wohl ok sein.

Aus persönlichen Gründen möchte ich das dennoch nicht. Im Grunde habe ich dazu ja schon "zwischen den Zeilen" ziemlich viel gesagt/offenbart ... =/

Vielleicht soviel: Ja sicher (besteht) "Komorbidität" - bspw. Substanzabhängigkeit (vor allem Alkohol, aber nicht nur). Nach deiner Definition "FASD" (bzw. FAE also).
Therapien ... was denkst du wohl? ;) - Eben: bisher erfolglos. Wobei halt da eben nur die "Komorbiditäten" gesehen und zu therapieren versucht wurden (falls man das so nennen mag ...) und eben nicht die eigentliche Ursache erkannt wurde (oder - wie ich meine: erkannt werden wollte ... !!!  >:( - eben auch: WEIL dann ja einfach wenig Hoffnung bleibt ... - naja, eine Ärztin hat das so in der Art mir gegenüber (im Beisein aber natürlich der betroffenen Person) mal gesagt - aber sie schob es nicht auf FAS(D), sondern auf den Alkoholismus) ).


Aber naja - geht ja in diesem thread eigentlich nicht um angeborene Schädigungen. ;)

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Spambot

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #67 am: 01 Mai 2012, 23:28:53 »

FASD ist ungleich FAS. Die beiden Begriffe können für unterschiedliche Dinge stehen. FASD ist ein Oberbegriff, der sämtliche Schädigungen durch pränatale Alkoholexposition beinhaltet. Dazu gehören also auch Schädigungen, die nicht ausreichende Kriterien für eine psychische Störung erfüllen (subklinische Störungen). FAS hat hingegen sehr strenge diagnostische Kriterien.

FAS oder FASD kann nicht die Ursache einer Substanzabhängigkeit sein. Das ist unlogisch und unmöglich.

Wenn ein Mensch alkoholabhängig und nicht abstinent ist, lassen sich komorbide Störungen nicht behandeln (der Grund ist wohl offensichtlich). Daher wird man immer (ausnahmslos) zuerst die Alkoholabhängigkeit durch eine Entgiftung behandeln. In der darauf folgenden Entwöhnung werden dann bereits auch die komorbiden Störungen in der Therapie berücksichtigt. Je nach Ausprägung der neurologischen Schädigung wäre eventuell wenigstens ein Skill Training möglich, um die Chancen auf Abstinenz und eine Verbesserung der Lebensqualität zu erhöhen.
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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #68 am: 02 Mai 2012, 10:13:31 »

@Spambot

Alles klar, aber wie verhielt es sich mit Psychose und Sucht?
Dabei meine ich nicht die drogenindizierte Psychose, sondern die primäre Psychose-Erkrankung mit dazu gekommen Sucht. (habe gelesen, dass z. B. Opiate antipsychotisch wirken und deswegen von einige Psychotiker konsumiert werden)
Soweit ich weiss, werden während des Enzugs die Psychosesymptome schlimmer und damit wäre es doch logisch, beide gleichzeitig zu behandeln.
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Kallisti

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #69 am: 02 Mai 2012, 13:31:58 »

Spambot

ich finde keine solche Unterscheidung zwischen FAS und FASD wie du sie vornimmst - hast du da mal einen deutschen Link zu? ;)


Ja, wenn das mal so einfach laufen würde: erst Entgiftung, dann "Reha" ... Also bis man nach der Entgiftung einen Platz kriegt für die "eigentliche" Therapie ... da darf man schon mal mindestens ein halbes Jahr warten - und WAS IS IN DIESER ZEIT?!? ? ? ?

Das is doch die totale Verarsche!  >:(

Und dann hat sich doch auch gezeigt, dass der ganze stationäre Quatsch meistens sowieso nicht dauerhaft/langfristig Erfolg hat - irgendwo anders im Forum hatte ich diese spezielle ambulante Therapieart mal eingestellt, die aber nur ein Projekt war oder so und nicht mehr bezuschusst wird und daher da auch nicht mehr weiter geforscht werden kann oder so (Langzeitwirkung ...). Wahrscheinlich im "Alkohol"-thread. Oder im Sucht-thread. ?

Was statt stationär also hilfreicher wäre: Wenn die Leute in ihrem Umfeld bleiben (da wo sie wohnen - erst mal, geht auch oft nicht anders) und da lernen - in ihrem Alltag - klarzukommen - also halt mit "nur" ambulanter Hilfe, die aber eben niederschwellisonst guggn, wo der Link is. Da war das alles erklärt.

Ich weiß, das funktionierte halt auch mit diesem Medikament, das zu Übelkeit ... führt, wenn man dann doch was trinkt ... - das hattest du, soweit ich es erinnere, damals kritisiert, Spambot. ?



edit:

Zitat
die aber eben niederschwellisonst guggn, wo der Link is.

Was´ das denn?? Sollte heißen: niederschwellig sein muss, sonst muss ich gucken wo der Link is.

Irgendwie schreib ich in letzter Zeit ständig Sachen falsch - Vertipper? Konzentrationsmangel? Abgelenkt? Unter Zeitdruck? Oder doch schon DEMENZ?  ;D
« Letzte Änderung: 02 Mai 2012, 13:36:51 von Kallisti »
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Spambot

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #70 am: 02 Mai 2012, 20:05:23 »

Spambot

ich finde keine solche Unterscheidung zwischen FAS und FASD wie du sie vornimmst - hast du da mal einen deutschen Link zu? ;)

 Hier wird auf die verschiedenen Begriffe eingegangen. Auf das Problem, dass FASD nicht durch die WHO definiert ist, wird allerdings nicht eingegangen.

Ja, wenn das mal so einfach laufen würde: erst Entgiftung, dann "Reha" ... Also bis man nach der Entgiftung einen Platz kriegt für die "eigentliche" Therapie ... da darf man schon mal mindestens ein halbes Jahr warten - und WAS IS IN DIESER ZEIT?!? ? ? ?

Das is doch die totale Verarsche!  >:(

Und dann hat sich doch auch gezeigt, dass der ganze stationäre Quatsch meistens sowieso nicht dauerhaft/langfristig Erfolg hat - irgendwo anders im Forum hatte ich diese spezielle ambulante Therapieart mal eingestellt, die aber nur ein Projekt war oder so und nicht mehr bezuschusst wird und daher da auch nicht mehr weiter geforscht werden kann oder so (Langzeitwirkung ...). Wahrscheinlich im "Alkohol"-thread. Oder im Sucht-thread. ?

Normalerweise erfolgt die Entwöhnung (also die Reha) unmittelbar nach der Entgiftung. Zumindest sollte das so geplant werden und ein entsprechender Reha-Platz reserviert sein. In Großstädten gibt es sowohl ambulante Tageskliniken als auch stationäre Einrichtungen. Je nach individueller Lage oder Präferenz kann dann ein entsprechendes Angebot genutzt werden (wenn die DRV zahlt). Patienten mit besonders komplexem Störungsbild (z.B. komorbide Persönlichkeitsstörung) werden tendenziell eher stationär behandelt. Gleiches gilt für Süchtige mit suchtförderndem Umfeld (z.B. süchtiger Partner), Personen im Maßregelvollzug und Obdachlose.

Was statt stationär also hilfreicher wäre: Wenn die Leute in ihrem Umfeld bleiben (da wo sie wohnen - erst mal, geht auch oft nicht anders) und da lernen - in ihrem Alltag - klarzukommen - also halt mit "nur" ambulanter Hilfe, die aber eben niederschwellisonst guggn, wo der Link is. Da war das alles erklärt.

Die Einbindung in das reale Alltagsleben ist sicherlich vorteilhaft. Zumindest, wenn es sich um funktionale soziale Beziehungen handelt. Bei stabilem sozialen Umfeld und einem Mindestmaß an Selbstständigkeit kann auch in einer Tagesklinik entwöhnt werden.

Ich weiß, das funktionierte halt auch mit diesem Medikament, das zu Übelkeit ... führt, wenn man dann doch was trinkt ... - das hattest du, soweit ich es erinnere, damals kritisiert, Spambot. ?
Du meinst das hier.


@Spambot

Alles klar, aber wie verhielt es sich mit Psychose und Sucht?
Dabei meine ich nicht die drogenindizierte Psychose, sondern die primäre Psychose-Erkrankung mit dazu gekommen Sucht. (habe gelesen, dass z. B. Opiate antipsychotisch wirken und deswegen von einige Psychotiker konsumiert werden)
Soweit ich weiss, werden während des Enzugs die Psychosesymptome schlimmer und damit wäre es doch logisch, beide gleichzeitig zu behandeln.

Auf dem Gebiet kenne ich mich nicht besonders gut aus. Bestätigen kann ich auf jeden Fall, dass Psychosen ein großes Problem während der Entzugsphase sind. Selbstmedikation mit illegalen Drogen ist für viele Substanzabhängige völlig normal. Da wird beispielsweise gekifft, um nach dem Koksen wieder schlafen zu können oder um die Zeit bis zum nächsten Koks-Event zu überbrücken (Suchtdruck dämpfen). Daher kann ich mir gut vorstellen, dass es auch Selbstmedikationsversuche gegen Psychosen gibt.
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Kallisti

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #71 am: 03 Mai 2012, 03:10:44 »


 Hier wird auf die verschiedenen Begriffe eingegangen. Auf das Problem, dass FASD nicht durch die WHO definiert ist, wird allerdings nicht eingegangen.

Ja, das ist der Text, aus dem ich oben zitierte. ;) Also einen Auszug daraus findet man auf der Seite von fas-world ja auch. ;)

Hervorheben möchte ich daraus nochmal Folgendes:

Zitat
Die Diagnose FASD bei Kindern und bei Adoleszenten
zu stellen, ist für viele Ärzte in der Praxis offensichtlich
noch schwierig, sodass zahlreiche Betroffene unentdeckt
bleiben.

Zitat
Insgesamt kommen in Deutschland also jährlich circa 3 000 bis
4 000 Neugeborene mit einem FASD zur Welt. Dies ist
eine enorm hohe Zahl und die unentdeckten Fälle sind sicher
weit in der Überzahl.

                                                  !


Zitat
Mit dem Heranwachsen sind die betroffenen
Kinder mit bis zu 60 % ungewöhnlich häufig hyperaktiv,


Zitat
sodass
neben der Intelligenzminderung eine Aufmerksamkeitsdefizit-
Hyperaktivitätsstörung die am häufigsten zu
diagnostizierende Störung ist (14, 15, e1). Wenngleich
äußerlich oft wenig auffällig, sind Jugendliche mit
FASD möglicherweise aggressiv oder auch depressiv
und auf verschiedenste Weise in ihrer Entwicklung beeinträchtigt.
So verstehen sie trotz guter Sprachkompetenz
auch einfache und vor allem aber komplexe Zusammenhänge
nicht, leiden an ihrer fehlenden Bindungsfähigkeit
und ihrer Außenseiterrolle

(fett: von mir - weil: ist ein wichtiger Aspekt!)


Zitat
Das Schicksal der
betroffenen Adoleszenten und erwachsenen FAS-Patienten
ist allerdings bisher unter Ärzten nur ungenügend
bekannt (21, 22).


Zitat
Bei 90 % der Erwachsenen hatten psychische und
andere Gesundheitsprobleme vorgelegen (bei
61 % vorwiegend in Form von ADHS im Kindesund
Jugendalter und bei den Erwachsenen in circa
50 % der Fälle als Depression).
 Schulunterbrechungen oder ein vorzeitiger Schulabbruch
wegen Lern- oder Verhaltensstörungen
hatten in 60 % der Fälle bestanden.
 Bei 60 % der Betroffenen war es zu Konflikten
mit dem Gesetz gekommen.
 50 % der Erwachsenen hatten einen Freiheitsentzug
erlitten ( 23 % wegen psychischer Störungen,
15 % durch stationäre Entzüge bei Alkohol-/Drogenabhängigkeit
und 35 % wurden wegen krimineller
Straftaten inhaftiert).
 80 % der über 21-Jährigen benötigten personelle
Unterstützung in der Lebensführung. Die erwachsenen
FAS-Patienten hatten große Probleme
mit der Erwebstätigkeit und waren zu 70 % arbeitslos
und unselbstständig in ihrer Lebensführung



Zitat
Zusammenfassend belegen die Langzeitstudien die
verheerenden Folgen der intrauterinen Alkoholexposition
bis in das Erwachsenenalter. Sie sind unabhängig
von der primären phänomenologischen Diagnose
in der Kindheit und begrenzen die Möglichkeiten einer
selbstständigen Lebensführung für die Betroffenen.
Somit sind Fetale Alkohol-Spektrum-Störungen
eine lebenslange Diagnose, deren Bedeutung im ärztlichen
Bewusstsein hinlänglich verankert werden
muss, um den Betroffenenen bei ihren zahlreichen
Problemen die gebotenen Hilfen zukommen zu lassen.
Im Sinne dieser Forderung müssen vor allem Hausärzte,
Gynäkologen und Geburtshelfer sowie Kinderund
Jugendärzte in Zusammenarbeit mit Kinder- und
Jugendpsychiatern und klinischen Psychologen für
die Früherkennung und weitere Behandlung der betroffenen
Patienten sorgen.


Zitat
Schließlich ist eine breite Information nicht nur
der Schwangeren, sondern der allgemeinen Öffentlichkeit
über die schädlichen Auswirkungen des Alkoholkonsums
speziell während der Schwangerschaft zu
leisten, zumal eine definitive und wirksame Prävention
nur auf diesem Wege geleistet werden kann.


Danke Spambot für diesen tollen Link. :)


Zitat
Normalerweise erfolgt die Entwöhnung (also die Reha) unmittelbar nach der Entgiftung. Zumindest sollte das so geplant werden und ein entsprechender Reha-Platz reserviert sein.
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Tja, sollte ... Da diese Menschen aber eben sehr unselbständig und nicht wirklich fähig zu planvollem Handeln/Organisation sind, wird da meistens so nix draus.


Zitat
Quote from: Kallisti on 02 Mai 2012, 13:31:58

    Ich weiß, das funktionierte halt auch mit diesem Medikament, das zu Übelkeit ... führt, wenn man dann doch was trinkt ... - das hattest du, soweit ich es erinnere, damals kritisiert, Spambot. ?

Du meinst das hier.
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Nein, ich meinte das hier:

http://www.alita-olita.de/de/index_de.html

(ursprünglich eingestellt in "Therapierungswahn, Pathologisierungswut ..."). ;)
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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #72 am: 03 Mai 2012, 18:53:47 »

Zitat
Normalerweise erfolgt die Entwöhnung (also die Reha) unmittelbar nach der Entgiftung. Zumindest sollte das so geplant werden und ein entsprechender Reha-Platz reserviert sein.
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Tja, sollte ... Da diese Menschen aber eben sehr unselbständig und nicht wirklich fähig zu planvollem Handeln/Organisation sind, wird da meistens so nix draus.

Falls nötig übernehmen das die Mitarbeiter (z.B. Sozialarbeiter) in der Beratungsstelle mit der zuerst Kontakt aufgenommen worden ist. Zumindest, wenn ein glaubhafter Abstinenzwunsch zu erkennen ist.

Nein, ich meinte das hier:

http://www.alita-olita.de/de/index_de.html

(ursprünglich eingestellt in "Therapierungswahn, Pathologisierungswut ..."). ;)

Interessantes Therapiekonzept. Stellt sich nur die Frage wie erfolgreich es in der Praxis ist. Ich könnte mir vorstellen, dass die DRV als Kostenträger der meisten Rehas durchaus Interesse an dem Konzept hat. Allerdings dürften die meisten existierenden Reha-Kliniken gar kein Interesse daran haben, nur noch "Franchisenehmer" in einem sehr stark von oben gesteuerten und strukturierten Verfahren zu sein. Insbesondere Anhänger der psychodynamischen Verfahren werden da sicher nicht mitmachen wollen.
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Kallisti

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #73 am: 03 Mai 2012, 20:56:33 »

wenn ein glaubhafter Abstinenzwunsch zu erkennen ist.

 :-\



Interessantes Therapiekonzept. Stellt sich nur die Frage wie erfolgreich es in der Praxis ist. Ich könnte mir vorstellen, dass die DRV als Kostenträger der meisten Rehas durchaus Interesse an dem Konzept hat. Allerdings dürften die meisten existierenden Reha-Kliniken gar kein Interesse daran haben, nur noch "Franchisenehmer" in einem sehr stark von oben gesteuerten und strukturierten Verfahren zu sein. Insbesondere Anhänger der psychodynamischen Verfahren werden da sicher nicht mitmachen wollen.

Wie meinen?
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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #74 am: 03 Mai 2012, 22:08:08 »

Wie meinen?

Das von dir verlinkte Therapiekonzept dürfte, selbst wenn es derzeitigen Verfahren tatsächlich überlegen sein sollte (was noch durch externe Studien zu belegen wäre), auf Ablehnung bei den etablierten Kliniken und Therapeuten stoßen. Alles was dort unter der Überschrift Franchise steht und die extrem stark manualisierte Form der Therapie wird wahrscheinlich kaum Freunde unter Praktikern finden. Normalerweise stellen die Entwickler eines therapeutischen Programmes ihre Erkenntnisse mehr oder weniger (kostenpflichtige Weiterbildungskurse, Bücher) gratis zur Verfügung. Nunja, bei Rehas entscheidet letztlich der Kostenträger (also gewöhlich die Rentenversicherung) über die Finanzierung von Kliniken und Programmen. Über den Umweg könnte das Konzept dann den Kliniken aufgezwungen werden, wenn es denn besonders effektiv und auf lange Sicht kostensparend ist.
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