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Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
Kallisti:
Zu dieser "Annahme" komme ich, weil ich auf jeden Fall eine Person kenne (mir zumindest bei dieser ganz sicher bin), dass da FAS "zugrunde liegt" und das auch bestätigt wurde von einer "FAS-Beratung", nicht jedoch von "Ärzten" (Ochsenzoll z.B.), dort wurde von einer Persönlichkeitsstörung, ADHS und Suchterkrankung (Alkohol, "Mischkonsum") gesprochen.
Und natürlich entsprechend diese "Symptome" "behandelt" - ohne Erfolg - wie abzusehen war.
messie:
--- Zitat von: Kallisti am 29 April 2012, 10:38:19 ---Zu dieser "Annahme" komme ich, weil ich auf jeden Fall eine Person kenne (mir zumindest bei dieser ganz sicher bin), dass da FAS "zugrunde liegt" und das auch bestätigt wurde von einer "FAS-Beratung", nicht jedoch von "Ärzten" (Ochsenzoll z.B.), dort wurde von einer Persönlichkeitsstörung, ADHS und Suchterkrankung (Alkohol, "Mischkonsum") gesprochen.
Und natürlich entsprechend diese "Symptome" "behandelt" - ohne Erfolg - wie abzusehen war.
--- Ende Zitat ---
Hmm - damit hebelst du gerade deine gesamte Argumentationslinie auf, die du in zahlreichen Threads hier vertrittst, dass man nicht von einem einzelnen, persönlich bekannten Fall auf die Allgemeinheit schließen sollte, sondern man sich doch lieber objektiven Quellen zuwenden sollte (deine Worte).
Dazu kann ich nur sagen: Mich stört das nicht, keineswegs! Ich finde dass du gerade selbst ausgezeichnet bewiesen hast, warum es nicht eine Wahrheit geben kann: Die Wissenschaft sagt A, in der Realität geschieht B. Das kann passieren, das passiert auch immer wieder. Die Diskrepanz zwischen "so sollte es sein" und "so beobachte ich es" ist mitunter recht groß.
Einzig einen Fehler darf man dabei nicht machen: Zu glauben, dass sich das Beobachtete verallgemeinern lässt. Man kann nur sagen "ich habe es anders erlebt" und sagen "das gibt es auch, das passiert auch". Das kann dann auch niemand in Abrede stellen, denn was jemand selbst erlebt ist nun einmal wahr (sollte man jedenfalls als wahr annehmen, denn sonst bringen Diskussionen in Foren nichts, wenn immer alle sich gegenseitig des Lügens unterstellen).
Dass FASlern psychische Störungen untergejubelt werden, davon ist dann ja jetzt auszugehen, du hast es also erlebt, zumindest in jenem einen Fall. Ob den Leuten dies häufig unterstellt wird, kannst du dennoch nicht wissen. Lediglich vermuten.
Auch wenn ich an deiner Stelle selbiges wahrscheinlich selbst vermuten würde - wissen kannst du es nicht. Also ein wenig Vorsicht walten mit Verallgemeinerungen. Was nicht einfach ist, denn in diese Falle tappe ich selbst öfters mal, zu glauben von meinen Beobachtungen her etwas allgemeiner zu formulieren. Wissen kann auch ich es aber halt ebenfalls nicht.
Kallisti:
Da hast du vollkommen Recht, messie. :)
Allerdings glaube/meine (!) und fürchte ich, dass es eben viele "unbekannte" FAS-Betroffene gibt und denen eben mehrheitlich andere "Krankheiten" diagnostiziert werden, aber halt nicht ihr eigentlich "ursächliches" Problem. Wenn dann "Therapien" "nicht anschlagen" - und das wiederholt - ist das für die Betroffenen eine Katastrophe (irgendwann mal ...), weil ihnen ja nicht wirklich mit solchen Therapien geholfen werden kann, was sie aber selbst dann gar nicht wissen (wenn sie von ihrem FAS nichts wissen).
Insofern ist das vonseiten der Ärzte eigentlich fahrlässig.
Und ich bin halt ziemlich sicher, dass gerade unter den Alkoholikern es viele FAS-Betroffene gibt - also vor allem (wie schon gesagt) unter den obdachlosen Alkoholikern. Und da ist es dann natürlich umso schwieriger und unwahrscheinlicher, dass diese eine richtige Diagnose (dann noch) erhalten oder in irgendeiner Weise "angemessen" "therapiert" werden - man sieht nur die Sucht (als Hauptursache für die Probleme, die Obdachlosigkeit ...), nicht aber, die eigentliche dahinterstehende Problematik: FAS.
Also wer das genauer wissen will, kann sich hier informieren (ich hab das irgendwann früher schon mal wo anders im Forum eingestellt):
http://www.fasworld.de/
Kallisti:
Wenn man sowas liest
--- Zitat ---Mögliche Anzeichen für FASD
Haben sie folgendes Verhalten bei Ihrem Kind gesehen oder bemerkt?
· Scheint aufgedreht zu sein und hat Schwierigkeiten, sich zu beruhigen.
· Kann sich nicht selber beschäftigen
· Zeigt kein angemessenes Sozialverhalten
· Hat Probleme, Freunde zu bekommen bzw. zu behalten
· Spielt nur mit Kindern, die 3-4 Jahre jünger sind
· Benötigt konstante Beaufsichtigung
· Lernt nicht aus Fehlern
· Redet zu viel
· Mag keine Veränderungen (Schule, Umzug usw.)
· Regt sich schnell auf
· Handelt ohne nachzudenken
· Ist leicht ablenkbar
· Ist unfähig, lange still zu sitzen
· Muss an wiederkehrende Routine erinnert werden
· Vergisst, was vor Kurzem gelernt worden ist
· Hat Schwierigkeiten, Neues zu lernen
· Schlafprobleme
· Ungewöhnliche körperliche Merkmale
· Essprobleme
· Ist oft aggressiv
· Kann Forderungen wiederholen, ist aber unfähig, sie auch durchzuführen
· unter- oder überschmerzempfindlich
Solche Verhaltensweisen- bzw. Auffälligkeiten findet man häufig bei Kindern mit FASD
zurück
FASworld e.V. Deutschland
fasd@fasworld.de
www.fasworld.de
--- Ende Zitat ---
http://www.fasworld.de/zeichen.html
denkt man durchaus auch an ADHS ... - zum Beispiel. Und halt nicht nur "man", sondern offensichtlich auch Ärzte. Und offenbar gibt es also nur wenige Ärzte, die FAS "richtig erkennen" und "diagnostizieren.
http://www.fasworld.de/doctorsJuli2010.pdf
Dann siehe auch hier:
--- Zitat ---Die Diagnose FASD bei Kindern und bei Adoleszenten
zu stellen, ist für viele Ärzte in der Praxis offensichtlich
noch schwierig, sodass zahlreiche Betroffene unentdeckt
bleiben. Die Schwierigkeit der Diagnosestellung
liegt unter anderem daran, dass dem Syndrom ein richtungsweisendes,
pathognomonisches Symptom wie zum
Beispiel eine Dysmelie oder Phokomelie bei der Thalidomid-
Embryopathie fehlt und weder die Mütter noch
die Umgebung in den Familien den chronischen Alkoholmissbrauch
und seine Gefährdung für den Fetus erkennen
(11). Darüber hinaus ist Alkoholgenuss in der
Öffentlichkeit und auch bei Ärzten oft noch zu stark tabuisiert,
sodass die entsprechenden Verdachtsmomente
auf eine Störung durch Alkohol ausbleiben. In der Regel
werden nur ausgeprägte Formen des FAS erkannt, unter
anderem weil die Mütter häufig schon in der Geburtsklinik
als chronische Alkoholikerinnen diagnostiziert werden.
Sehr viel größere Schwierigkeiten stellt die Diagnose
der häufiger vorkommenden betroffenen Kinder mit
geringeren phänotypischen Merkmalen dar, bei denen
ein partiales FAS oder sogenannte Fetale Alkohol-Effekte
(FAE, „fetal alcohol-effects“) vorliegen. Leitsymptome
sind Kleinwuchs, verschiedene Fehlbildungssymptome
im Bereich von Kopf und Gesicht (sogenannte kraniofaziale
Dysmorphie), unterschiedlich stark ausgeprägte
Zeichen einer Entwicklungsbeeinträchtigung mit
psychopathologischen Symptomen sowie eine positive
Anamnese für einen Alkoholmissbrauch durch die Mutter
während der Schwangerschaft.
[...]
--- Ende Zitat ---
http://www.fasworld.de/aerzteblatt101008.pdf
messie:
--- Zitat ---(...) denkt man durchaus auch an ADHS ... - zum Beispiel. Und halt nicht nur "man", sondern offensichtlich auch Ärzte. Und offenbar gibt es also nur wenige Ärzte, die FAS "richtig erkennen" und "diagnostizieren.
--- Ende Zitat ---
Da muss ich aber sagen, dass das in dem Fall dann aber auch außerordentlich schwierig ist. Du hast recht, die Symptomatik ähnelt der, die man bei ADHSlern abklopft, schon sehr. Dass da Ärzte "in die Falle tappen" kann ich mir schon gut vorstellen.
Die Frage ist, wie sie drauf reagieren wenn man sie auf FAS anspricht. Kann ja auch sein dass sie davon gar nichts wissen! Ja, Ärzte sind nicht allwissend ;)
Da wiederum glaube ich, dass es solche und solche gibt: Die einen haben ihren (unangebrachten) Stolz und bügeln es schroff ab (so nach dem Motto "was ich diagnostiziert habe muss stimmen, was anderes kommt garnicht in Frage"), andere sind da aufgeschlossener.
Ich glaube aber auch bei FAS, dass da etwas machbar ist: Denn auch hier ist es ja durchaus möglich, der Person die es hat zu vermitteln, dass sie deswegen kein schlechter Mensch ist, "nur" weil sie diese angeborene Krankheit hat. Auch hier kann das Selbstbewusstsein gestärkt werden, sollte es auch.
Das kann durch Freunde, Partner, etc. pp. geschehen. Wenn dies aber nicht gelingt, halte ich auch hier einen Profi für nicht verkehrt - einen, der nichts anderes als die Aufgabe hat, dass die Person damit umgehen lernt.
Lohnt sich natürlich nur dann, wenn die Person auch drunter leidet. Wenn sie ihr Schicksal ohnehin angenommen hat und damit lebt, dann ist auch eine Therapie Unsinn. ;)
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