Typisches Beispiel: Papa/Mama gehen aus und schmeißen sich in irgendwelche Fetischklamotten, die Kinder sehen das. Die Kinder fragen was das ist, Mama erklärt ihnen dass es eine Art Karneval ist, Kinder sind zufrieden und gehen mit der Information ins Bett. Wirklich verwerflich? Oder hat da jemand mit seiner sexuellen Neigung (nichts anderes ist ein Fetisch schließlich) da bereits Kinder mit belästigt?
Also wenn "Dritte" geschädigt werden, meinst du, das ist dann die Grenze, die nicht überschritten werden darf, dann müssen die eigenen Neigungen, Präferenzen und ggf. "Selbstschädigungen" zurückstehen bzw. "überwunden" bzw. "unterdrückt" werden - damit Dritte eben nicht geschädigt werden (können/würden)?
Naja, wenn man also mit seinem "Freiheitsanspruch" (seine eigenen Bedürfnisse, Wünsche auzuleben ...) u.U. seinen eigenen Kindern schadet, weil man dadurch vlt. auf sie zu wenig Rücksicht nimmt oder sie mit etwas überfordert oder Geld oder Zeit zu viel in das Ausleben der eigenen "Neigung" investiert, das dann für die Kinder fehlt ...
(...)Unsere heutige Sexualmoral hielt erst mit den bürgerlichen Tugenden als Leitkultur und ihren Vorstellungen von Sitte und Anstand Einzug und ist damit eine ziemlich junge kulturelle Erfindung. Die neue Wissenschaft der Psychologie (man möge daran denken, dass nur die bürgerliche Oberschicht Zugang zu den Universitäten hatte) definierte, was als gesunde und was als perverse - oder entartete - Sexualität galt. (...)
Die Einübung der ethischen Tugenden verhilft dabei zur Beherrschung der Triebe und Affekte und macht den so Handelnden unabhängiger von einer nur auf Befriedigung der Lust und Vermeidung von Schmerz ausgerichteten Verhaltensweise. Um ethisches Verhalten auf das Gute auszurichten, bedarf es der Erziehung, die unsere moralische Sensibilität erhöht und damit Einfluss auf die Qualität unserer Handlungen nimmt. Wenn Tugenden verinnerlicht sind, handelt der Mensch um der Tugend willen und tut dies gern, also mit Lust. Lust ist dabei jedoch für Aristoteles nicht das Ziel der Handlung, sondern eine Begleiterscheinung, die sich mitfolgend einstellt. Was eine Tugend ist, hängt von den Umständen, auch den historischen und gesellschaftlichen, ab. Einen universellen, d. h. allgemeingültigen Kern besitzen sie aber dennoch: Vervollkommnung der menschlichen Natur gemäß ihren Anlagen und zum Zweck der Harmonie des Menschen mit sich selbst.
(...) Dabei bedeutet Mäßigung keineswegs, gar nicht zu genießen oder möglichst wenig zu genießen. Das wäre nicht Tugend, sondern Tristesse, nicht Mäßigung, sondern Kasteiung, nicht Maßhalten, sondern Verklemmtheit, meint André Comte-Sponville in seinem Buch "Anleitung zum unzeitgemäßen Leben".Mäßigung ist Maßhalten im sinnlichen Begehren, sie ist gebildeter, beherrschter, kultivierter Geschmack. Die Mäßigung ist eine bewusste Regulierung des Lebenstriebes und bedeutet die Herrschaft der Seele über die vernunftwidrigen Regungen unserer Affekte und Gelüste. Mäßigung oder Mäßigkeit ist Selbstbeherrschung, sie ist eine echte Tugend, die man sich erwerben muss und kann. Sie hängt eng zusammen mit dem Willen und seiner "kleinen Schwester", der Disziplin. Mäßigkeit ist also ein Verdienst und ein Erwerb. Aristoteles würde sagen, sie ist eine Gratwanderung zwischen den beiden Abgründen Unmäßigkeit und Sprödheit, zwischen der Freudlosigkeit der Ausschweifung und der des Nicht-genießen-Könnens, zwischen dem Ekel der Völlerei und dem der Magersucht. (...)
Ebenfalls von Epikur stammt der Satz: "Die schönste Frucht der Selbstgenügsamkeit ist Freiheit."
Was als "normale Sexualität" gilt - und was umgekehrt als "abweichende Vorlieben" bezeichnet wird - ist eine Frage der Rahmenkultur, in der wir leben. Vor der Entstehung der Sexualwissenschaft sowie der Psychologie als Wissenschaften hat sich niemand drum gekümmert ob das "normal" war, was die Leute so miteinander veranstaltet haben. Auch wenn wir das heute nicht wahrhaben wollen: Sex mit Kindern war zur Zeit des Feudalismus noch vollkommen normal. Wenn irgendwo auf dem Land irgendein Feudalherr oder auch freier Bauer (s)ein Kind missbraucht hat - das hat genau niemanden interessiert.
ZitatWas als "normale Sexualität" gilt - und was umgekehrt als "abweichende Vorlieben" bezeichnet wird - ist eine Frage der Rahmenkultur, in der wir leben. Vor der Entstehung der Sexualwissenschaft sowie der Psychologie als Wissenschaften hat sich niemand drum gekümmert ob das "normal" war, was die Leute so miteinander veranstaltet haben. Auch wenn wir das heute nicht wahrhaben wollen: Sex mit Kindern war zur Zeit des Feudalismus noch vollkommen normal. Wenn irgendwo auf dem Land irgendein Feudalherr oder auch freier Bauer (s)ein Kind missbraucht hat - das hat genau niemanden interessiert. verstehe ich nicht ganz, was du damit sagen willst - warum du das so schreibst und das Beispiel "Sex mit Kindern" als "war normal und hat niemanden interessiert" bezeichnest? - Dass Pädophilie in Ordnung ist und heute "überbewertet" oder fälschlicherweise geahndet wird? Wenn nein, warum schreibst du das dann so provokativ?
Nein. Es sollte nur ein deutliches Beispiel dafür sein, dass das, was als normale oder gesunde Sexualität gilt und was als abnorme und kranke Sexualität, ein 100%ig von der jeweiligen Kultur und der in ihr vorherrschenden normativen Ordnung abhängiges Werturteil ist.
Nein. Es sollte nur ein deutliches Beispiel dafür sein, dass das, was als normale oder gesunde Sexualität gilt und was als abnorme und kranke Sexualität, ein 100%ig von der jeweiligen Kultur und der in ihr vorherrschenden normativen Ordnung abhängiges Werturteil ist.Mit anderen Worten: es *gibt* keine "Normalsexualität" a priori.
Zitat von: colourize am 03 April 2012, 11:49:25Nein. Es sollte nur ein deutliches Beispiel dafür sein, dass das, was als normale oder gesunde Sexualität gilt und was als abnorme und kranke Sexualität, ein 100%ig von der jeweiligen Kultur und der in ihr vorherrschenden normativen Ordnung abhängiges Werturteil ist.Nicht ganz. Rein biologisch ist Sex mit Kindern (dein Beispiel) offensichtlich jedenfalls nicht vorgesehen, sonst wären Menschen schon ab der Geburt geschlechtsreif.
Zitat von: CubistVowel am 03 April 2012, 11:57:16Zitat von: colourize am 03 April 2012, 11:49:25Nein. Es sollte nur ein deutliches Beispiel dafür sein, dass das, was als normale oder gesunde Sexualität gilt und was als abnorme und kranke Sexualität, ein 100%ig von der jeweiligen Kultur und der in ihr vorherrschenden normativen Ordnung abhängiges Werturteil ist.Nicht ganz. Rein biologisch ist Sex mit Kindern (dein Beispiel) offensichtlich jedenfalls nicht vorgesehen, sonst wären Menschen schon ab der Geburt geschlechtsreif.Wenn Du so argumentierst könntest Du anstelle von "Sex mit Kindern" auch Homosexualität als Problem sehen. Schließlich wird das dann ja auch nix mit der biologischen Reproduktion.
Zitat von: RaoulDuke am 03 April 2012, 00:13:38Ich wundere mich immer noch über den Klassiker:BDSM wird nach der ICD, dem Diagnoseschlüssel für psychische Störungen, unter F65.5 als Störung der Sexuapräferenz aufgeführt, selbst wenn es einvernehmlich ausgebübt wird. Zum Vergleich: Direkt darüber, unter F65.4, wird Pädophilie aufgeführt. Eine bodenlose Frechheit wie ich finde.Na und?Was schert mich die Diagnose, wenn ich nicht zum Arzt gehe.
Ich wundere mich immer noch über den Klassiker:BDSM wird nach der ICD, dem Diagnoseschlüssel für psychische Störungen, unter F65.5 als Störung der Sexuapräferenz aufgeführt, selbst wenn es einvernehmlich ausgebübt wird. Zum Vergleich: Direkt darüber, unter F65.4, wird Pädophilie aufgeführt. Eine bodenlose Frechheit wie ich finde.
Laut Wiki definiert sich die Paraphilie aber gerade dadurch, dass man sich oder anderen beträchtlichen Schaden zufügt. Vielleicht wäre es hilfreich, den Titel des Threads ein wenig zu konkretisieren? Dem Eingangspost entnehme ich nämlich, dass es hier allgemein um "ungewöhnliche Dinge" gehen soll...^^
Was schert mich die Diagnose, wenn ich nicht zum Arzt gehe.
Eine Diagnose stigmatisiert und wertet ab, in manchen Fällen. Dadurch entstehen Unsicherheiten, das Gefühl, von der Gesellschaft als "falsch", "krank" angesehen zu werden, kann ziemlich grausam sein..
Zitat von: Black Russian am 03 April 2012, 07:55:43Zitat von: RaoulDuke am 03 April 2012, 00:13:38Ich wundere mich immer noch über den Klassiker:BDSM wird nach der ICD, dem Diagnoseschlüssel für psychische Störungen, unter F65.5 als Störung der Sexuapräferenz aufgeführt, selbst wenn es einvernehmlich ausgebübt wird. Zum Vergleich: Direkt darüber, unter F65.4, wird Pädophilie aufgeführt. Eine bodenlose Frechheit wie ich finde.Na und?Was schert mich die Diagnose, wenn ich nicht zum Arzt gehe.Stimmt, aber wie ich finde ist der Unterschied zwischen BDSM und Pädophilie, dass das eine (BDSM) einvernehmlich praktiziert werden kann, im Grund genommen egal wie weit es gehen soll, sofern zwei Menschen mit einem freien Willen die Entscheidung treffen, das jetzt zu machen. Obwohl sich mit Sicherheit einige Vertreter von Religionen oder politischen bzw. weltanschaulichen Gruppierungen auch dagegen äußern würden, würden sie im Rahmen der heutigen gesellschaftlichen Situation nicht sehr weit kommen damit.Oder es immer wieder tun. Wie die Schwarzer Alice. Die olle Vogelscheuche.
Stimmt, aber wie ich finde ist der Unterschied zwischen BDSM und Pädophilie, dass das eine (BDSM) einvernehmlich praktiziert werden kann, im Grund genommen egal wie weit es gehen soll, sofern zwei Menschen mit einem freien Willen die Entscheidung treffen, das jetzt zu machen.