Schwarzes Hamburg > Politik & Gesellschaft -Archiv-
IBM: Liquid - Globalisierung der Arbeit
Kallisti:
Eisbär - das bringt nur zu Tage, wie du halt eingestellt bist, nicht aber, wie Andere (in solchen "grünen" Unternehmen) denken, eingestellt sind, leben, handeln und ja: wirtschaften wollen (und können).
Eisbär:
Nochmal langsam für Dich zum Verstehen:
Ich bestreite nicht, daß Menschen in den Unternehmen so denken und so motiviert sein können. Aber das Unternehmen als Ganzes, als juristische Person, wird ökonomisch denken. Sonst wäre es längst pleite.
colourize:
--- Zitat von: CubistVowel am 12 Februar 2012, 08:27:41 ---Aber steht nicht Im Grundgesetz: "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen"? Und sollte das nicht auch oder erst recht für große Unternehmen gelten müssen? Ich denke, die Frage nach der Moral sollte spätestens dann doch mal gestellt werden, wenn eine Entscheidung Weniger eine große Anzahl an Menschen betrifft.
--- Ende Zitat ---
Ja, das steht im Grundgesetz. Allerdings steht nicht im Grundgesetz, wie Du oder ich oder IBM sich verhalten muss. Das Grundgesetz ist nur die Grundlage zur Schaffung von speziellen Rechtsvorschriften. Das Grundgesetz gilt also für den Staat selbst. Es ist somit Sache des Gesetzgebers die nötigen einzelnen Gesetze zu schaffen, die allgemeine Werte wie "Eigentum verpflichtet" zur Gültigkeit verhelfen indem sie auf vermögende BürgerInnen, florierende Unternehmen und Bezieher höherer Einkommen angewendet werden (im Fall vor Art. 14 GG allem: Steuergesetzgebung).
Ich denke, dass es falsch wäre den Unternehmen individuell aufzuerlegen, dass sie doch bitte Gutes für die Gesellschaft tun sollten. Ganz nüchtern betrachtet hat ja der erste Unternehmer der damit anfängt derart "unwirtschaftlich" zu handeln einen Wettbewerbsnachteil gegenüber seinem Konkurrenten. Es wäre also vollkommen disfunktional, weil eine solche Unternehmenspolitik dem Unternehmen schaden würde.
Folglich ist so etwas wie der Grundsatz "Eigentum verpflichtet" nicht individualisierbar. Die Staaten müssen für das Handeln der Unternehmen die regulativen Rahmenbedingungen in Form von Gesetzen schaffen, damit diesem Grundsatz zur Gültigkeit verholfen wird.
CubistVowel:
--- Zitat von: colourize am 12 Februar 2012, 13:46:19 ---Ich denke, dass es falsch wäre den Unternehmen individuell aufzuerlegen, dass sie doch bitte Gutes für die Gesellschaft tun sollten. Ganz nüchtern betrachtet hat ja der erste Unternehmer der damit anfängt derart "unwirtschaftlich" zu handeln einen Wettbewerbsnachteil gegenüber seinem Konkurrenten. Es wäre also vollkommen disfunktional, weil eine solche Unternehmenspolitik dem Unternehmen schaden würde.
--- Ende Zitat ---
Ich glaube, man muss da unbedingt unterscheiden zwischen kurzfristigem Nutzen und mittel- bis langfristigem Nutzen. Personalabbau (um bei IBM zu bleiben) bedeutet vielleicht nur einen kurzfristigen Vorteil (Einsparungen, Dividendenausschüttung, die Aktienkurse steigen - also ein paar schöne Quartalsmeldungen.) Schon mittelfristig könnte diese Umstrukturierung viele Nachteile bringen, durch hohe Fluktuation und mangelnde Loyalität und Motivation. Letztere zwei werden meiner Meinung nach von vielen "Bossen" in ihrer Wichtigkeit und ihren Auswirkungen unglaublich unterschätzt. Vielen kommt es offenbar nur noch auf die schnelllebigen Börsenkurse an.
Und langfristig gesehen bestehen ja heute schon bestimmte Anzeichen - in unseren westlichen Ländern z. B. das Anwachsen eines vom "Boom" jeglicher Art weitgehend ausgeschlossenen Teils der Unterschicht, Lohndumping, Aufruhr wie in London oder Griechenland, die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in einen oberen Teil, einen unteren und einem Teil dazwischen, der - mehr oder weniger wohlhabend - sich eher mit der oberen Schicht solidarisiert und ängstlich auf Abgrenzung bedacht nach unten tritt. Außerdem die bekannten Rohstoff-, Land- und sonstigen Umweltprobleme. Mit diesen und anderen zum Teil selbst verursachten Problemen werden die Betriebe zukünftig noch stärker konfrontiert sein.
Wo müsste ein Betrieb, ein Konzern denn spätestens einsetzen mit der Frage nach der Moral, dem Nutzen oder wenigstens der Zuträglichkeit für die Gesellschaft? Gar nicht, weil dem herrschenden Konsens nach ja jede Rücksichtnahme auf Andere dem Profit und somit dem Unternehmen schadet? Oder erst, wenn die Rücksichtslosigkeit anfängt dem Gewinn zu schaden (siehe z. B. Schlecker)? Oder vielleicht doch schon, bevor ich anfange, auf steigende Lebensmittelpreise zu spekulieren, oder bevor ich durch großflächige Landkäufe in Äthiopien oder Kenia für Rosenanbau Millionen Kleinbauern vertreibe oder von der Wasserversorgung abschneide? Bevor ich ganze Landesteile mit Giftmüll verseuche oder Tausende Arbeitnehmer vor die Tür setze...?
Firmen sind keine Menschen, aber die Entscheidungen werden nach wie vor von Menschen getroffen. Vielleicht stehe ich damit alleine da, aber mir persönlich ist es oft schleierhaft, wie diese Menschen sich morgens selbst noch in die Augen sehen können. Naja - vielleicht nicht ganz so schleierhaft - schließlich leben und handeln diese Leute ja nach dem Prinzip "Profit über alles". Und ich weiß auch, dass die Leute in den Spitzenpositionen nicht gerade mit Anstand und Nettigkeit, sondern eher mit Rücksichtslosigkeit und Intrige an ihre Plätze gekommen sind. Und dass jedes bestehende Gesetz abgeklopft wird nach Profitmöglichkeiten.
Trotzdem - oder gerade weil der herrschende Konsens besonders unserer "Elite" der Profit um jeden Preis ist, wäre es meines Erachtens falsch, sich damit abzufinden und auf die Forderung nach Menschenrechten und Umweltschutz, nach Moral und Anstand von Vornherein zu verzichten.
Graf Edward Zahl:
--- Zitat von: CubistVowel am 13 Februar 2012, 09:34:47 ---
--- Ende Zitat ---
Ich glaube, man muss da unbedingt unterscheiden zwischen kurzfristigem Nutzen und mittel- bis langfristigem Nutzen. Personalabbau (um bei IBM zu bleiben) bedeutet vielleicht nur einen kurzfristigen Vorteil (Einsparungen, Dividendenausschüttung, die Aktienkurse steigen - also ein paar schöne Quartalsmeldungen.) Schon mittelfristig könnte diese Umstrukturierung viele Nachteile bringen, durch hohe Fluktuation und mangelnde Loyalität und Motivation. Letztere zwei werden meiner Meinung nach von vielen "Bossen" in ihrer Wichtigkeit und ihren Auswirkungen unglaublich unterschätzt. Vielen kommt es offenbar nur noch auf die schnelllebigen Börsenkurse an.
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Ich denke der langfristige Nachteil überwiegt. grade in der IT gilt es die genialen Köpfe an sich zu binden. Das ist vielleicht mehr als anderswo. Und diese sind dann auch die auch am meisten von einer Flexibilisierung profitieren. Letztendlich ist das auch nur so 'ne Modeerscheinung, langfristig wird es sich nicht durchsetzen.
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