Schwarzes Hamburg > Politik & Gesellschaft -Archiv-
Politiker als Werbeträger?
SuperTorus:
Ich hab eben gerade einen Werbespot im TV gesehen, wo Norbert Blüm Werbung für ein Arzneimittel macht. Ich finde ich es moralisch verwerflich.
Norbert Blüm ist mir da eigentlich relativ egal, aber stellt Euch mal vor unser Alt-Bundeskanzler Kohl würde z.B. Werbung für einen Finanzdienstleister machen.
Da bekäme die Firma doch einen Vertrauensbonus, der Ihr überhaupt nicht zusteht. Und vermutlich würden gerade alte Menschen in Scharen Ihr Geld zu der Firma tragen (aka wenn der Helmut das sagt, dann muss es gut sein, schließlich ist er immernoch ein Staatsmann).
Meiner Meinung nach währe die einzige Art von Werbung, die Politiker machen dürfen für Wohltätige Institutionen.
Wie sehr Ihr das?
olli:
jupps. politiker erhalten ihren celebrity-status schließlich durch ihre arbeit im auftrag des staates - also in unserem/meinen auftrag. ganz zu schweigen davon, das wir denen ihre berühmtheit direkt bezahlen, finde ich es moralisch voll fürs rektum, wenn die das kommerziell nutzen. echt mal! *empör*
messie:
Hm ... ich sehe das etwas anders.
Es handelt sich bei Blüm ja um einen ehemaligen Politiker. Und damit ist er nun nicht mehr als ein Prominenter, wie alle ehemaligen Spitzenpolitiker.
Und darauf basiert schliesslich das System der Werbung: Prominente als Werbeträger gewinnen, um den Status ihrer höheren Glaubwürdigkeit auszunutzen. Den Vertrauensbonus "der der Firma gar nicht zusteht" bekommt diese auch bei anderen Prominenten: Da verdient sich Jauch was durch Werbung dazu, weil aufgrund WWM auch viele alte Omis glauben, dass der ja soooo viel weiß, und wenn der Werbung für ein Produkt macht, dann muss das ja ein gutes sein.
Mit anderen Worten: Ein völlig normales Phänomen.
Das Einzig Rügenswerte daran ist, dass sich die ehemaligen Politiker dadurch eher ein wenig lächerlich machen, ihre durch ihr Ministeramt erworbene Reputation zu einem guten Stück eindampfen.
Denn Norbert Blüm dürfte spätestens jetzt doch keiner mehr wirklich ernstnehmen :wink:
Ach, und was den guten alten Kohl angeht: Bei Ex-Kanzlern wie Ex-Präsidenten sieht es noch ein bisschen anders aus, weil sie auch nach Ende ihres Amts unser Land nach aussen hin repräsentieren. Das bemerkt man ja schon allein daran welchen Stellenwert ein grosses Interview hat, wenn Helmut Schmidt oder Helmut Kohl mal wieder eines geben. Bei Blüm oder Scharping oder Waigel oder oder oder sieht das gleich anders aus - da hört doch kaum einer zu ...
phaylon:
--- Zitat von: "SuperTorus" ---Da bekäme die Firma doch einen Vertrauensbonus, der Ihr überhaupt nicht zusteht. Und vermutlich würden gerade alte Menschen in Scharen Ihr Geld zu der Firma tragen (aka wenn der Helmut das sagt, dann muss es gut sein, schließlich ist er immernoch ein Staatsmann).
--- Ende Zitat ---
Ich seh' da kein Problem drin. Begründung: Der Politiker wirbt mit dem Bild, welches er darstellt. Er spricht aber nur Personen an, die ihm vertrauen. Nicht zu vergessen ist auch die Umkehrwirkung: Stell dir mal vor, ein Oberer der Grünen wirbt für Microsoft. Im Endeffekt kategorisier ich es unter Eigenverantwortung.
p
Thomas:
--- Zitat ---Den Vertrauensbonus "der der Firma gar nicht zusteht" bekommt diese auch bei anderen Prominenten: Da verdient sich Jauch was durch Werbung dazu, weil aufgrund WWM auch viele alte Omis glauben, dass der ja soooo viel weiß, und wenn der Werbung für ein Produkt macht, dann muss das ja ein gutes sein.
--- Ende Zitat ---
Zwischen Showmaster und Ex-Finanzminister liegt aber noch ein kleiner Unterschied, auch wenn sie prinzipiell beide "nur" Prominente sind.
Wenn man z.B. einer Firma sein Geld in den Rachen schmeißt weil IRGENDEIN Prominenter aus dem Showbiz dafür werbung macht, hat man selber Schuld.
Aber Ex-Politiker waren mal zum Wohle des Volkes da (jedenfalls sollte es so sein) und das läßt solche Kampagnen vor allem für leicht unbedarfte Zeitgenossen doch leicht in einem anderen Licht erscheinen.
Ich finde solche Werbeaktionen von Ex-Politikern zumindest moralisch bedenklich, auch wenn ein Ex-Minister natürlich eine andere Liga ist wie z.B. in Ex-Bundeskanzler.
Nebenbei gefragt : Hat Blüm das wirklich nötig, Finanziell meine ich ?
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
Zur normalen Ansicht wechseln