Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Stagnation am Musikmarkt  (Gelesen 11521 mal)

colourize

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Stagnation am Musikmarkt
« am: 10 August 2011, 15:45:09 »

Frustriert vom diesjährigen Meraluna-Lineup und irgendwie auch gelangweilt von den Playlists in den Clubs stelle ich mir die Frage, warum seit vielen Jahren kaum neue musikalische Impulse zu vernehmen sind. Stattdessen wird augenscheinlich das immer Gleiche wiederholt, was ja angesichts der Tatsache, dass heute quasi jeder musikalisch mittelmäßig talentierte Mensch mit einem PC selbst Musik produzieren kann, schon erstaunlich ist. Früher konnten nur Bands mit Plattenverträgen in der knappen (weil teuren) Studiozeit Musik für einen Massenmarkt herstellen. Heute kann das Dank Billig-PC, Audacity, ASIO4ALL, MP3 und Free Webspace jeder selbst. Müsste denn nicht viel mehr Neues entstehen, wenn mehr Menschen experimentieren? Wieso hört man nie mal einen wirklich neuen Sound?

Ein meines Erachtens ganz spannender Erklärungsansatz - dem ich allerdings nur teilweise folge - wird in diesem TAZ-Artikel versucht, den ich hier gerne zur Diskussion stellen würde. Vielleicht sehe ich die Entwicklung auf dem Musikmarkt ja auch völlig anders als Viele hier. :)
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t_g

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Re: Stagnation am Musikmarkt
« Antwort #1 am: 10 August 2011, 16:28:11 »

mal thematisch aufgeteilt. Was die hiesige Szene angeht, wüsste ich gerne mal, wie viele Leute hier fünf Alben aus den letzten beiden Jahren nennen können, die wirklich innovativ waren.

Auf die allgemeine Frage bezogen, halte ich den Artikel für etwas über's Ziel hinaus. Es gibt auch heute noch DJ-Bookings mit Gagen im vierstelligen Bereich und eine gewisse Überschaubarkeit ergibt sich schon aus den Vertriebswegen. Niemand wird zwanzigtausend MySpace-, Virb und Soundcloud-Seiten durch hören, um was vernünftiges zu finden. Diese Seiten sind in meinen Augen auch eher das Repertoire und nicht die Ausstellungsstücke. Diese finden sich dann eher dadurch, dass ein Künstler sein Werk bei einem - wie auch immer gearteten - Vertrieb anpreist. Sei es ein NetLabel, ein Forum, persönliche Empfehlungen, etc. Eine Vorfilterung kann also durchaus stattfinden, wenn auch vielleicht nicht auf so einem professionellen Level wie in der kommerziellen Musikindustrie. Aber die Vergangenheit hat oft genug gezeigt, dass ich deren Vorstellung von qualitativer Musik sowieso selten teile. ;)
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banquo

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Re: Stagnation am Musikmarkt
« Antwort #2 am: 10 August 2011, 19:00:24 »

"Der Rückschluss, dass Musik nun wieder ein durch einen "Dayjob" zu finanzierendes Hobby sei, ist unbefriedigend. Wer acht Stunden oder mehr täglich damit befasst ist, seinen Unterhalt zu bestreiten, dem fehlen Zeit und Muße zur notwendigen künstlerischen Vertiefung. Da entsteht auf Dauer nichts, was länger als zwei Wochen interessant bleibt. Ebenso verflachen zwangsläufig die Musiker, die allein auf Auftritte bauen, so sie diese haben. Wer drei Nächte in der Woche auf Tour ist, produziert nur noch formelhafte Wiederholungen und bringt sich damit selber um die Relevanz."

Das finde ich etwas zu pauschal, in beiden Punkten. *find*
Das würde ja bedeuten, dass nur Vollzeit-Studio-Musiker "echte Musik" machen und alle andern nur rumstümpern. Wie lange hat Axl Rose noch gleich Vollzeit an Chinese Democracy gearbeitet? Und wie war das eigentlich früher, als es noch gar keine Musikindustrie gab, die Leute ganztätig beschäftigt hat? Mal davon ab, dass ja auch viele Leute mit Major-Label-Vertrag nicht von ihrer Musik leben können und nebenbei noch was anderes arbeiten müssen.
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It is concluded: Banquo, thy Soules flight,
If it finde Heauen, must finde it out to Night."

Multivac

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Re: Stagnation am Musikmarkt
« Antwort #3 am: 10 August 2011, 19:38:19 »

musik entwickelt sich immer weiter. es wird was neues kommen. vielleicht ist es schon im anmarsch, und wir merken es nur noch nicht. ich mach mir da überhaupt keine sorgen  :)
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K-Ninchen

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Re: Stagnation am Musikmarkt
« Antwort #4 am: 11 August 2011, 00:26:41 »

Als Kind hatte ich mal die Idee: Was, wenn irgendwann alle möglichen Melodien und Sounds, die es so gibt, schon mal gespielt wurden, also sämtliche Kombinationen schon "aufgebraucht" sind? Vielleicht passiert das ja gerade ;)
Nein, aber mal im Ernst: Innerhalb des gegebenen Rahmens ist Musik tatsächlich auf eine gewisse art begrenzt. Das ist ähnlich wie mit der Malerei. Man hat eine Fläche, freie Wahl bei den Farben und deren Zusammensetzung und die Fläche wird dann mit diesen Farben bearbeitet. Das Grundprinzip ist eigentlich immer das selbe. Es ist wahrscheinlich auch sehr schwierig, da noch einen neuen Stil durchzusetzen, der völlig innovativ und bisher unbekannt war. Es sei denn, man "sprengt den Rahmen". Das ist auch in der Musik möglich, hat dann aber nicht mehr viel mit der Musik an sich, sondern mit ihrer Präsentation oder Herstellung zu tun. Das reine Ergebnis sind letztendlich wieder nur Schallwellen in unterschiedlicher Frequenz und Lautstärke.
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sober

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Re: Stagnation am Musikmarkt
« Antwort #5 am: 11 August 2011, 10:08:29 »

Mir ist in den letzten 10-15 Jahren kaum etwas wirklich spannendes über den Weg gelaufen. Ich habe das Gefühl, dass nur noch Mischformen von bereits Vorhandenem auf dem Markt erscheint. Mal gar nicht nur auf die Szene bezogen, fällt das gerade im aktuellen Rock-Bereich auf. Die Bands, die heute die großen Festivals bevölkern, sind im Grunde alles 70er Jahre Rock-Bands, die nur ihren Sound, nicht aber Melodie, Songstruktur und Riffs an die heutige Zeit angepasst haben. In den Metal geschauft, existiert heute ein extremer Revival-Hype. 80er Jahre Thrash-, 70er Jahre Psy/Okkult-, NWOBHM-Bands spriessen aus den Böden und füllen zusammen mit den Wiedervereinten Originalen den Musik- und Festivalmarkt.
Mich persönlich langweilt das extrem.
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Killerqueen

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Re: Stagnation am Musikmarkt
« Antwort #6 am: 11 August 2011, 12:08:51 »

Ich habe generell das Gefühl, wir leben in einer Zeit ohne eigenen Stil, nicht nur was die Musik angeht. Seit dem Jahr 2000 ist doch nichts mehr passiert, was irgendwie auffällig neu war. Unser junges Jahrtausend bestand bisher aus ewig wiederkehrenden Revivals. Mal die 70er, mal die 80er, immer abwechselnd. Als das zu öde wurde, kamen sogar die 90er wieder. Und als auch das allmählich zu ausgelutscht war, griff man auf die 40er, 50er und 60er zurück. Wo bleibt das Profil dieser Zeit? Woran denken Menschen später, wenn sie an diese Zeit denken? An Profillosigkeit und Revivals?

Was die Musik angeht, stand ich der Massenverbreitung von Musik im Netz schon immer etwas kritisch gegenüber, weil ich genau diese Unübersichtlichkeit befürchtet habe. Mich nerven ja schon Lebensmittelregale in denen von jedem Lebensmittel zu viele verschiedene Sorten stehen. Wenn's unübersichtlich wird, krallt sich der Mensch an dem fest, was ihm das Marketing sagt. In unserer profillosen Welt werden die Menschen ohnehin immer Marketing-höriger und außengesteuerter.
Ich kann aber nicht bestätigen, dass es nicht auch überraschende und neue Alben gegeben hätte. Ob und inwieweit diese Alben wirklich innovativ sind, ist natürlich wieder Ansichtssache und kann mir je nach Einstellung und auch Musikgeschmack der Diskussionspartner widerlegt oder bestätigt werden.

Den Punkt, an welchem Du, Colorize, im Moment zu sein scheinst (und auch der TAZ Author), den hatte ich 2009. Ich war völlig verzweifelt, weil einfach nichts Neues mehr kam. Ich hab Labelmitarbeiter angeschrieben, die Mitarbeiter in CD-Läden genervt und micht auch sonst verdreht und gewunden, konnte aber beim besten Willen nichts bekommen, was mich in irgend einer Weise befriedigte. Und dann, als ich schon aufgegeben hatte, kamen plötzlich zack-zack ein geiles Album nach dem anderen auf meinen Tisch. Erst das neue Mesh-Album, dann Informatik, Edge of dawn, Liquid divine, We got this far, Kilowatts and Vanek,  usw.. Ich war also endlich bedient. Mein Anspruch an "neu" und "innovativ" war bedient. Da hat sicherlich auch jeder eine andere Schwelle.

In anderen Musikstilen kann es aber wohl auch wieder ganz anders aussehen. Was sober schreibt kann ich so weitestgehend unterschreiben. Im Rockbereich hat sich nicht wirklich viel neues getan. Vielleicht liegt das aber auch einfach am Genre selbst, denn sobald jemand aus den gängigen Klischees ausbricht, wird es von vielen Rockanhängern häufig nicht mehr als Rock wahrgenommen oder akzeptiert.
Ein Freund von mir fühlt sich nämlich schon als Rockliebhaber auf den Schlips getreten, wenn Synthies deutlich zu hören sind. Der hat Paradise Lost nie verziehen, dass sie plötzlich so völlig anders klangen, als sie mal was Neues machten.
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l3xi

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Re: Stagnation am Musikmarkt
« Antwort #7 am: 11 August 2011, 12:20:06 »

[...]
Ein Freund von mir fühlt sich nämlich schon als Rockliebhaber auf den Schlips getreten, wenn Synthies deutlich zu hören sind. Der hat Paradise Lost nie verziehen, dass sie plötzlich so völlig anders klangen, als sie mal was Neues machten.

Das Gleiche ist es im (kompletten) Independent-Bereich. Sobald da ne Band versucht, für sich nen passenden Weg zu finden, der auch nur ansatzweise vom bisherigen abweicht, wird sofort drauf gehauen. Mir immer wieder unverständlich.
« Letzte Änderung: 11 August 2011, 12:33:17 von l3xi »
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Multivac

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Re: Stagnation am Musikmarkt
« Antwort #8 am: 11 August 2011, 12:32:53 »

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« Letzte Änderung: 24 Januar 2013, 11:23:23 von Multivac »
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Lucas de Vil

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Re: Stagnation am Musikmarkt
« Antwort #9 am: 11 August 2011, 13:50:07 »

[...]
Ein Freund von mir fühlt sich nämlich schon als Rockliebhaber auf den Schlips getreten, wenn Synthies deutlich zu hören sind. Der hat Paradise Lost nie verziehen, dass sie plötzlich so völlig anders klangen, als sie mal was Neues machten.
Das Gleiche ist es im (kompletten) Independent-Bereich. Sobald da ne Band versucht, für sich nen passenden Weg zu finden, der auch nur ansatzweise vom bisherigen abweicht, wird sofort drauf gehauen. Mir immer wieder unverständlich.
Jip. So wie es ist darf es nicht bleiben, aber ändern soll sich nix.
In der Hauptsache muss es mir gefallen, ob der Ersteller daran jetzt Spaß hat oder nicht ist mir doch egal.
Wenn ich dann auch noch closed-minded bin und mich auf wenige Stile beschränke wird es umso schlimmer.

Aber betrachten wir das Ganze mal von einer anderen Seite: Faulheit.
Viele sind schlicht zu faul, sich mit für sie neuer Musik zu beschäftigen.
Getreu dem Motto 'Ich hör seit 40 Jahren 70s Rock, warum sollte ich das jetzt ändern?' gibt es eine 70s Rock Revival Band nach der Anderen. Produziert wird, was irgendwie gekauft wird.
Wirklich innovativ auf dem allgemeinen Musikmarkt sind, zumindest vom Marketing betrachtet, die Casting Shows. Dem Volke wird vorgegaukelt, sie hätten bei irgendetwas mitbestimmt und wären bei irgendwas Großem und Wichtigem dabei gewesen. Das Volk kauft dann aus Dankbarkeit. So sind zwar nur die Einnahmen bis zur nächsten Staffel gesichert, aber lieber nur ein halbes Jahr lang kalkulierbare Einnahmen als gar keine.

Überhaupt ist dieses 'Gab es alles schon' ziemlich müßig. Der Mensch hat sich in knapp 100.000 Jahren kaum weiterentwickelt. In den letzten ca. 2.000 Jahren ist schlicht gar nichts passiert. Gut, er ist im Schnitt etwas größer, etwas sesshafter und etwas hygienischer geworden und hat ein bissl an Lebenserwartung dazu gewonnen. Aber sonst?
Im Prinzip wiederholen wir, was unsere Eltern vor 30 Jahren, unsere Großeltern vor 60 Jahren, unsere Urgroßeltern vor 90 jahren und deren Eltern vor 120 Jahren praktiziert haben.

Kreativität existiert nur im Rahmen des Möglichen. Rannten vor gut 500 Jahren noch eingeschleppte Sklaven durch die Gegend und machten unsere Arbeit tun dies nun von uns nach unseren Wünschen und Vorstellungen erstellte Maschinen. Der Unterschied ist marginal. Die Maschinen sind dumm und ohne Willen, es sind keinerlei Aufstände zu befürchten und sie müssen nicht essen, trinken oder schlafen. Ansonsten ist es das gleiche.
Alles, was es an Kunst gibt, gab es schon vor Jahrzehnten. Heutige Comedians versuchen mit anderer Sprache ausgelutschte Pointen zu präsentieren, die schon im 11. Jahrhundert zur sofortigen Steinigung der Spielleute geführt hätte.

Auch erinnerte der terroristische Anschlag auf das Pentagon und das World Trade Centre irgendwie an die Reichstagsbrand von 1933.

Und so kann man das weiterführen.
Ich bin nicht der Einzige, dem diese komische Gruppierung 'Frei.Wild' ein Dorn im Auge ist, da sowohl ihre Musik als auch ihre 'unpolitische' Einstellung ganz stark an die Onkelz von 1980-1985 erinnert.

Persönlich verfolge ich weiterhin Bands und Interpreten, die experimentieren und sich weiterentwickeln.
Ich kann eher damit leben, dass ich ein Album total scheiße finde als dass ich an einem Album überhaupt nichts auszusetzen habe. Letzteres ist für mich einfach nur ein Beweis dafür, dass sämtliche Titel komplett austauschbar sind.
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Re: Stagnation am Musikmarkt
« Antwort #10 am: 11 August 2011, 13:51:52 »

@Multivac: Volle Zustimmung, etwas in der Art wollte ich auch gerade schreiben. ;)
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Re: Stagnation am Musikmarkt
« Antwort #11 am: 11 August 2011, 16:30:11 »

Viele sind schlicht zu faul, sich mit für sie neuer Musik zu beschäftigen.
Vielleicht kommt da auch noch dazu, daß "neues" jetzt in einer Sparte passiert, die mich kein Stück interessiert. Wenn etwas bahnbrechendes in der Sparte "Soul-Charts-Gejammer" passieren würde, würde das an mir komplett vorbeigehen, weil ich diese Art Musik einfach nicht mag und mich damit nicht beschäftigen möchte.
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baze.djunkiii

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Re: Stagnation am Musikmarkt
« Antwort #12 am: 11 August 2011, 17:35:54 »

ich verweise hier mal auf die eigentliche originalversion des artikels - http://www.silo-magazin.de/?p=99

der TAZ-artikel ist quasi nur eine gekürzte version davon.
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sober

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Re: Stagnation am Musikmarkt
« Antwort #13 am: 11 August 2011, 18:06:21 »

Ich finde, dass es da (ich bin hauptsächlich in vielen Bereichen der Rockmusik unterwegs, eher weniger aber dort auch interessiert im Elektro) sehr wohl Unterschiede zwischen z.b. den 90er Jahren und heute gibt. In den 90ern ist der Rock auch im Mainstream extrem Geboomt. Bands wie "Rage against the machine" gab es schlicht weg nicht. 1995 kam Demanufacture von Fear Factory auf den Markt. Eine Band, die vorher im Industrial angehauchten Deathmetal zu Hause war hat ein Album auf den Markt geschmissen, was Dinge beinhaltet, die bis heute hin den Metal beeinflusst.
Natürlich ist nie alles komplett neu. Seit es elektrische Gitarren gibt, und diese angezerrt oder verzerrt werden können ist da nicht mehr sooo viel zu verändern, aber es macht schon einen Unterschied, ob eine Band wie AC/DC mit extrem einfach Riffs, dafür aber enorm viel Präzision die Bühne Rocken, oder die 12te genauso klingende Band auf den Markt kommt.

Was Veränderungen bei Bands angeht ist das sicherlich ein schweres Thema. Man hört ja meist eine Band bzw. ein Album, weil es einem gefällt, was man da hört. Weil das, was da gemacht wurde, genau das eigene Ohr trifft. Ändert sich die Band verlässt sie ggf. den eigenen Geschmack. Ich merk bei mir selber, dass ich meinen Horizont einfacher mit neuen oder mir unbekannten Band erweiter, als wenn mir bekannte Bands plötzlich was ganz anderes machen. Als extremer Paradise Lost Fan hab ich z.B. auch extreme Probleme mit dem gehabt, was sie ab 99 auf den Markt geworfen haben. Empfand ich den Wechsel von der "Shades of God" über die "Icon" zur "Draconian Times" noch okay und hab die Alben mit Begeisterung gekauft und gehört, so wichen sie danach schon sehr stark von dem ab, was ich mochte. Ich stell mich dann nicht hin, und mecker über die Band, finde es aber schade, für mich. Das lag übrigens nicht an den Keyboardspuren auf den Alben, sondern daran, dass sie die Songs irgendwann komplett anders anhörten. Eine andere Band, die ich z.b. SEHR gerne höre sind New Model Army. Diese erfinden sich teilweise im Grunde mit jedem Album neu. Neue Sounds, neue Wege, jedes mal ein anders klingendes Album und trotzdem sind es jedes mal ganz eindeutig NMA Songs auf den Alben, ein Weg, der sich z.b. komplett von dem Metallica-Weg unterscheidet. Ich mag zwar auch hier die Load/Reload Ära hören, möchte aber behaupten, dass es echt schwer fällt, zwischen dem Master of Puppets Album und dem Load-Album wirklich eindeutige Parallelen zu finden ;-) Aber das ist alles ja nun eher OT ;)
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baze.djunkiii

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Re: Stagnation am Musikmarkt
« Antwort #14 am: 12 August 2011, 00:33:18 »

folgende these:

die letzte grosse revolution einhergehend mit der schaffung einer wirklich neuen, radikalen und auf nichts mehr basierenden musik begann ca. 1983 in detroit, fand dann spätestens in den ersten tracks der first wave of detroit techno ausdruck, weitete sich mit der acid house-welle 1986 global aus und war dann ende 1992 mit dem aufkomen von gabba / hardcore techno dann im endeffekt beendet. in dem moment war alles gesagt und alles darauffolgende nur noch auf erweiterung des sonischen spektrums (drum'n'bass und die derivate des sogenannten "hardcore continuums") oder verbesserung der produktionsmittel (glitch) hinauslief.
revolution warum? ein kleiner kreis von leuten hatte es geschafft, sich völlig vom "song" und vom tonalen verständnis der musik zu lösen und mit völlig neuen, bis dato ungehörten sounds, einer neuen idee (tracks sind unvollständige puzzleteile, tools, die nie voll ausproduziert sind sondern erst "in the mix" mit einer anderen platte im teil des grossen puzzles "dj-set" oder "clubnacht" ihre bestimmung erreichen) und vor allem ohne den "anti" gedanken gegen die konventionelle musik als teil des bürgerlichen nicht nur lokal leute zu bewegen sondern eine weltweite bewegung auszulösen, die heute in so gut wie jedem popsong nachhallt. denn: revolution ist nur dann, wenn sie auch ankommt.

die ganze bewegung um industrial, explizit auch throbbing gristle und co. nehm ich da aus folgendem grund raus auch wenn sie nachweislich einflussreich war für techno & co: für tg war der gedanke der antimusik, das gegen, der schockeffekt wichtig - lärm als träger der und botschaft zugleich. wir wollen nicht, das ihr uns versteht. wir sind anders. abgrenzung. das hat zwar auch funktioniert, aber im endeffekt nicht viel bewegt, denn lärm um des lärms willen - mal böse ausgedrückt - hat eben zu wenig strahlkraft, um wirklich umfassend leute mitzunehmen.
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