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Autor Thema: Kultur - Gestern - Heute  (Gelesen 8546 mal)

Kallisti

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Re: Kultur - Gestern - Heute
« Antwort #30 am: 14 Juli 2011, 12:02:12 »

K-Ninchen

... ja, naja - sowas meinte ich natürlich nicht.  ;) Sowas is ja doof. ;)


Aber da komme ich auch gleich wieder zu dem Problem des Zeitmangels - wenn "solche Leute" (solche Universalgelehrte) soviel "wissen" ..., dann braucht das ja Zeit - die dann für andere Dinge (oder Menschen) des Lebens nicht mehr verfügbar ist. - Das ist immer so das, das mich doch ziemlich nervt - dass man einerseits den Anspruch hat, selbst informiert, "gebildet", "wissend" zu sein, andererseits aber alleine dafür so viel Zeit benötigte, dass damit ein ganzes Menschenleben (mindestens, bei weitem nicht wirklich ausreichend) vollständig an- und ausgefüllt würde/wäre - und somit anderes nicht gelebt, erlebt, erfahren werden kann/könnte.

Umgekehrt: wenn ich meine "Prioritäten" woanders setze, fehlt mir wiederum die Zeit (und/oder Ruhe ...), "mich zu bilden".  ;)


Außerdem finde ich auch, wird "Kunst" in den Schulen nicht gut ans Kind gebracht. Es müsste viel "sinnlicher" sein (je nach Alter der Kinder, klar - also je kleiner, desto "sinnlicher", praktisch erfahrbarer) und viel mehr "Praxis" - bei Musik bspw. nicht bloß die Theorie zu lernen, sondern mehr mit den Kindern zu Veranstaltungen zu gehen (Kindertheater, Kinderoper, Kinderkonzert - verschiedener Musikrichtungen - so wenigstens viermal im Jahr, aber das wär auch noch zu wenig eigentlich) und die Kinder viel mehr selbst ausprobieren, machen zu lassen (Instrumente z.B. - was eben möglich ist - mit "Ungeübten") - sie auf diese Weise mehr zu interessieren und zu begeistern.

Sehr hilfreich wäre auch, nicht bloß immer nach wie vor nur die trockenen Fakten zu lehren, sondern Dinge aus dem alltäglichen Leben der Menschen (in den unterschiedlichen Epochen, der unterschiedlichen Komponisten, Maler ...) - eingebettet in den geschichtlichen und kulturellen Hintergrund (fächerübergreifend also) - und eben je nach Alter der Kinder entsprechend aufbereitet, angepasst, dargeboten.

Ich hatte mal eine Geschichtslehrerin, die solchen Unterricht machte - und niemals davor und niemals danach fand ich das Fach Geschichte in der Schule so interessant wie bei ihr.

Wahrscheinlich fordert das den meisten Lehrern aber zu viel ab (Zeit, Wissen, Engagement, Möglichkeiten?)?
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K-Ninchen

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Re: Kultur - Gestern - Heute
« Antwort #31 am: 14 Juli 2011, 22:22:38 »

Außerdem finde ich auch, wird "Kunst" in den Schulen nicht gut ans Kind gebracht. Es müsste viel "sinnlicher" sein (je nach Alter der Kinder, klar - also je kleiner, desto "sinnlicher", praktisch erfahrbarer) und viel mehr "Praxis" - bei Musik bspw. nicht bloß die Theorie zu lernen, sondern mehr mit den Kindern zu Veranstaltungen zu gehen (Kindertheater, Kinderoper, Kinderkonzert - verschiedener Musikrichtungen - so wenigstens viermal im Jahr, aber das wär auch noch zu wenig eigentlich) und die Kinder viel mehr selbst ausprobieren, machen zu lassen (Instrumente z.B. - was eben möglich ist - mit "Ungeübten") - sie auf diese Weise mehr zu interessieren und zu begeistern.
Ja, das wäre schön... den Kunstunterricht konnte ich auch nie wirklich einschätzen, also warum er "Kunstunterrericht" heißt, wenn man doch nicht mal ohne weiteres klären kann, was Kunst überhaupt ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass genau daran viele Lehrer scheitern. "Kunsthandwerk", "Kreatives Gestalten", das wäre noch irgendwie fassbar. Trotzdem hatte ich zum Glück im Leistungskurs einen sehr tolle Kunstlehrer (der ansonsten bei den Fallschirmspringern der Bundeswehr war), der mich nachhaltig für sämtliche Maler und Architekten begeistern konnte. Viele andere Lehrer sehen darin vielleicht auch so ein "wischi-waschi"-Fach und nehmen es selber nicht so ernst.
Ein weiteres Problem ist, dass im Kunstunterricht Noten gegeben werden. Ich weiß noch, als ich mal "zu schnell" fertig war mit einem Bild und es wurde prompt schlechter bewertet weil ich mir nicht "genug Mühe" gegeben hätte. Manchmal entscheidet auch der persönliche Geschmack der Kunstlehrer, das kann es auch nicht wieder ein. Ich kann mir auch vorstellen, dass gerade der Notendruck einige Schüler - gerade in dem Alter - in ihrer Kreativität und Begabung sehr hemmt.

Sehr hilfreich wäre auch, nicht bloß immer nach wie vor nur die trockenen Fakten zu lehren, sondern Dinge aus dem alltäglichen Leben der Menschen (in den unterschiedlichen Epochen, der unterschiedlichen Komponisten, Maler ...) - eingebettet in den geschichtlichen und kulturellen Hintergrund (fächerübergreifend also) - und eben je nach Alter der Kinder entsprechend aufbereitet, angepasst, dargeboten.

Ich hatte mal eine Geschichtslehrerin, die solchen Unterricht machte - und niemals davor und niemals danach fand ich das Fach Geschichte in der Schule so interessant wie bei ihr.

Wahrscheinlich fordert das den meisten Lehrern aber zu viel ab (Zeit, Wissen, Engagement, Möglichkeiten?)?
Ja, scheint so.
Meine Geschichtslehrer haben einen extrem drögen Unterricht gemacht. Ich habe Gechichte gehasst. Wir wurden bombardiert mit irgendwelchen Zahlen und Daten und irgendwelchen Verträgen, die irgendwelche Staatsmänner mit irgendwelchen anderen Staatsmännern gemacht haben. Wenn man uns interessante Bezüge gegeben hätte, die über das "vom Limes stehen noch ein paar Mauerreste rum" hinausgegangen wären, dann hätte es vielleicht noch ein bisschen Spaß gemacht.

Musik habe ich übrigens sehr früh abgewählt. Zum einen, weil man entweder NUR Kunst oder NUR Musik machen konnte und weil ich mir die Musik nicht noch weiter "verderben" wollte.
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Ich bin zutiefst bösartig und hinterhältig (kein Wunder bei dem Sternzeichen) und habe grundsätzlich niedere Beweggründe für fast alles.

Simia

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Re: Kultur - Gestern - Heute
« Antwort #32 am: 14 Juli 2011, 23:31:09 »

Musik habe ich übrigens sehr früh abgewählt. Zum einen, weil man entweder NUR Kunst oder NUR Musik machen konnte und weil ich mir die Musik nicht noch weiter "verderben" wollte.

Das verhält sich zueinander wie Germanistik zum kreativen Schreiben. Ich will nicht wissen, wie viele Germanistikstudenten einen langen Hals machen, wenn sie checken, dass sie da eher mit Schere und Lupe rangehen sollen und nicht mit dem Füllfederhalter. ;)
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Kallisti

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Re: Kultur - Gestern - Heute
« Antwort #33 am: 14 Juli 2011, 23:48:34 »

Das verhält sich zueinander wie Germanistik zum kreativen Schreiben. Ich will nicht wissen, wie viele Germanistikstudenten einen langen Hals machen, wenn sie checken, dass sie da eher mit Schere und Lupe rangehen sollen und nicht mit dem Füllfederhalter. ;)

Na, dann hätten sie sich vorher mal mehr über ihr gewähltes Studienfach informieren sollen - vor Studienbeginn mein ich (nich währenddessen erst).   :P


Zitat
Zum einen, weil man entweder NUR Kunst oder NUR Musik machen konnte (...)
(K-Ninchen)

Ja, das is doch einfach auch wieder so eine "Unart" - sich für das Eine und damit gegen das Andere entscheiden zu müssen - so ein Blödsinn!

Mit Sprachen doch genau so oder anderen Fächern - immer nur eins aus jeder Sparte erlaubt - angeblich im Sinne der "Allgemeinbildung" (??) - statt die Begabungen zu entdecken, wenn/wann sie sich zeigen und frühzeitig eben diese und die individuellen Stärken zu fördern, auszubauen zu ermöglichen, zuzulassen, zu erlauben - und so für weniger Frust, mehr Erfolgserlebnisse und mehr weiteres Interesse und Freude am Lernen zu sorgen.
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Re: Kultur - Gestern - Heute
« Antwort #34 am: 15 Juli 2011, 00:25:09 »

Ja, das is doch einfach auch wieder so eine "Unart" - sich für das Eine und damit gegen das Andere entscheiden zu müssen - so ein Blödsinn!

Mit Sprachen doch genau so oder anderen Fächern - immer nur eins aus jeder Sparte erlaubt - angeblich im Sinne der "Allgemeinbildung" (??) - statt die Begabungen zu entdecken, wenn/wann sie sich zeigen und frühzeitig eben diese und die individuellen Stärken zu fördern, auszubauen zu ermöglichen, zuzulassen, zu erlauben - und so für weniger Frust, mehr Erfolgserlebnisse und mehr weiteres Interesse und Freude am Lernen zu sorgen.
Also wir hatten immer sowohl Musik als auch Kunst*. Und ich bin letztlich froh darum, da ich Musik sonst vermutlich abgewählt hätte. Ich weiss nicht, wie es hier ist, aber wir mussten im Musikunterricht auch singen und in einem gewissen Alter fand ich das ganz furchtbar. Das hat sich dann aber noch komplett geändert.

*Das Fach hiess bei uns im Gymi "bildnerisches Gestalten", bzw. von uns dann einfach BG genannt. Den Begriff finde ich griffiger als "Kunst", auch wenn er etwas lang ist. In der Grundschule nannten wir es Zeichnen, bin mir aber nicht sicher, ob das auch offiziell so hiess.
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Kallisti

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Re: Kultur - Gestern - Heute
« Antwort #35 am: 15 Juli 2011, 00:46:31 »

Bei uns hieß das "Bildende Kunst".  :D

Singen is was Tolles - wenn man Lust dazu hat. Hilft auch, das Selbst zu stärken, auch, mit Angst besser klarzukommen, macht "Glücksgefühle" (hirnchemiemäßig).

Als Kind hab ich mit Spaß im Schulchor gesungen. Dann wurde das doof ("Am Brunnen vor dem Tore", "Hoch auf dem gelben Wagen" und so ne Kamellen).
Später dann wieder in der Schule Pflicht (musisches Gym) - dann aber richtig mit mehreren Stimmen (ich damals - mit 16 - "sogar" Sopran lol) - Mozart-Messe und so - aber gab dann auch Chorfreizeit - und das war schon klasse (da wurde dann auch gesungen, das - uns - gefiel).

Dann natürlich auch (mit 13, AWO-Ferienlager) das obligatorische Lagerfeuer-Gitarren-Beatles-Geträllere (die üblichen Schinken - Yesterday, All my loving, Help, Boat on the river usw. - doch, ich erinnere mich noch). ;) - Naja, damals fand man es schön. (Und ich plaudere wieder eifrig aus dem Nähkästchen ...)
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K-Ninchen

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Re: Kultur - Gestern - Heute
« Antwort #36 am: 15 Juli 2011, 01:00:51 »

Also wir hatten immer sowohl Musik als auch Kunst*. Und ich bin letztlich froh darum, da ich Musik sonst vermutlich abgewählt hätte. Ich weiss nicht, wie es hier ist, aber wir mussten im Musikunterricht auch singen und in einem gewissen Alter fand ich das ganz furchtbar. Das hat sich dann aber noch komplett geändert.
Bist du eigentlich hier in Deutschland zur Schule gegangen? Deutschland tut ja immer so, als seien sie super-duper fortschrittlich mit allem, aber gerade was das Schulsystem betrifft, könnte man sich rund herum mal eine Scheibe von vielen anderen Ländern abschneiden.

Dieser Wahlzwang betraf auch nur die Leistungs- und Prüfungsfächer im Abitur, also die 4 Fächer, die am Ende besonders entscheidend für die Endnote gewesen sind.
Meine Wahl war dann: Mathe, Kunst, Physik, Gemeinschaftskunde
Lieber hätte ich gehabt: Mathe, Musik, Kunst, Englisch
...aber die mittlerweile 14 Jahre danach hat mich eigentlich - bis auf die Rentenversicherung - keiner mehr nach dem Abi-Zeugnis gefragt ;)

Edit: Noch lieber statt Mathe natürlich Informatik, aber das war nicht annähernd ein "vollwertiges" Fach damals und Computer was totaaal exotisches. Zumindest bei den "älteren" über 30.
« Letzte Änderung: 15 Juli 2011, 01:03:02 von K-Ninchen »
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Im Falle eines Missverständnisses:
Ich bin zutiefst bösartig und hinterhältig (kein Wunder bei dem Sternzeichen) und habe grundsätzlich niedere Beweggründe für fast alles.