Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Wird der 5. August ein neuer Gedenktag?  (Gelesen 6798 mal)

l3xi

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Wird der 5. August ein neuer Gedenktag?
« am: 15 Februar 2011, 12:32:12 »

Am 10. Februar hat der Bundestag einen Antrag der Koalitionsparteien angenommen, in dem es darum geht, den 5. August zu einem nationalen Gedenktag für "Hinterbliebene, Verfolgte und Heimatlose" zu bestimmen.

Das Datum wird auf den 5.8.1950 zurück geführt.

Zitat Frankfurter Rundschau (kompletter Artikel):
Zitat
Warum nun darüber hinaus ein "bundesweiter Gedenktag für die Opfer von Vertreibung"? Die "Charta der Heimatvertriebenen" vom 5. August 1950 ist dafür eine denkbar schlechte Grundlage. Denn in der Charta findet sich kein Wort zu den Ursachen des Krieges, zu den nationalsozialistischen Massenverbrechen, zum Mord an Juden, Polen, Roma und Sinti, sowjetischen Kriegsgefangenen und anderen verfolgten Gruppen, kein Wort zum Generalplan Ost, der die Vertreibung und Vernichtung von Millionen "slawischer Untermenschen" nach dem "Endsieg" vorsah. Stattdessen erklärten sich die deutschen Vertriebenen selbst zu den „vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen“, was angesichts des nationalsozialistischen Massenmords eine groteske Verzerrung der historischen Wirklichkeit darstellt. Das Wort "Versöhnung" taucht in der "Charta der deutschen Heimatvertriebenen" nicht auf. Vielmehr wird darin gänzlich deplatziert auf "Rache und Vergeltung" verzichtet, als gäbe es einen solchen Anspruch. Und hinter dem proklamierten "Recht auf Heimat" stand 1950 weiterhin die Forderung nach territorialer Revision der Nachkriegsgrenzen.

Weiterhin gibt es bereits einen Gedenktag - den 20. Juni - benannt durch die UN-Vollversammlung.
Zitat
„Flüchtlinge und Vertriebene in aller Welt, auch die deutschen Vertriebenen, haben ein Recht auf Achtung und Erinnerung“, heißt es im Wortlaut der Erklärung. „So wird der Millionen Flüchtlinge in der Welt, die gezwungen sind, ihre Heimatländer zu verlassen, auf Beschluss der UN-Vollversammlung jährlich am 20. Juni, dem "Welttag der Migranten und Flüchtlinge", gedacht.

National wie international ist die Charta vom 5.8.1950 zudem äußerst umstritten. Abzuwarten bleibt nun, ob die Bundesregierung den Antrag absegnet und den Gedenktag somit festschreibt.

Ich persönlich hoffe es nicht, aber wenn man sich das schwache Medienecho anschaut und die Art und Weise, wie die Regierung bisher agiert hat, sehe ich in dieser Richtung leider "schwarz". :(
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Simia

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Re: Wird der 5. August ein neuer Gedenktag?
« Antwort #1 am: 15 Februar 2011, 13:51:27 »

20. Juni, dem "Welttag der Migranten und Flüchtlinge", gedacht.


Super ... Es liegt bestimmt im Selbstverständnis vieler Vertriebener und besonders ihrer Freunde und Kameraden, dass in einem Tag auch ihnen zum Gedenken das Wort "Migrant" auftaucht. Dann sind sie ja sozusagen Menschen mit Migrationshintergrund. Das passt prima zur Ausrichtung gerade diverser "Unterstützerkreise".  >:o=|  (Edit: Hey, das sollte der GröFaZ werden)

Hmm. War das Dieter Hildebrandt (ebenfalls Vertriebener), der sagte: "Ich wäre sowieso weggezogen?" ;)

Nein, im Ernst. Dass die Deutschen in den entsprechenden Gebieten unter den Sowjets und ihren Verbündeten sehr zu leiden hatten, will wohl keiner in Frage stellen, zumal wohl gerade Vergewaltigungen mehr als bei der Wehrmacht ausdrücklich Programm waren (nein, das soll kein gegeneinander Aufrechnen von Greueltaten sein). Aber diese "patriotische Nabelschau" und Geschichtsverdrehung wie in dieser Charta ist echt ganz mieser Stil. Wir Aaarmen, was hatten die bloß gegen uns?

Insgesamt gehen mir Gedenk- und Feiertage ziemlich am Allerwertesten vorbei, ob 1. Mai oder Valentinstag oder der Tag der Butterblume. Auch den Ritus um Denkmäler halte ich für übertrieben. Aber vor o.g. Hintergrund fände ich eine Aufnahme gerade dieses Tages sehr bedenklich.

Edit: Dass die aktuelle Linie des BdV mittlerweile ein wenig sanfter und offener daherkommt, würde nichts am Symbolgehalt eines 5.8. als Gedenktag ändern.
« Letzte Änderung: 15 Februar 2011, 15:10:37 von Simia »
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schwarze Katze

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Re: Wird der 5. August ein neuer Gedenktag?
« Antwort #2 am: 20 Februar 2011, 10:28:54 »

Als Russland-Deutsche, also Vertriebene, finde ich die Idee prima: Ein arbeitsfreier Tag in Sommermonat August ist doch ganz nett ;)
« Letzte Änderung: 20 Februar 2011, 18:08:31 von Black Russian »
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Re: Wird der 5. August ein neuer Gedenktag?
« Antwort #3 am: 20 Februar 2011, 11:37:39 »

Als Russland-Deutsche, also Vertribene, finde ich die Idee prima: Ein arbeitsfreier Tag in Sommermonat August ist doch ganz nett ;)
Seh ich pragmatisch genau so. Ansonsten gehts mir am Wertesten vorbei.

Angesichts der Tatsache, dass ein "Gedenktag" den jetzigen Vertriebenen, Leidtragenden und Flüchtenden nichts bringt, find ich es ziemlich zynisch, sich darüber zu streiten, wer wann wo Opfer genannt werden darf.
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l3xi

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Re: Wird der 5. August ein neuer Gedenktag?
« Antwort #4 am: 20 Februar 2011, 19:17:52 »

Als Russland-Deutsche, also Vertriebene, finde ich die Idee prima: Ein arbeitsfreier Tag in Sommermonat August ist doch ganz nett ;)
Öhm...Gedenktag != Feiertag. Ob der 5.8. dann auch ein Feiertag werden soll, konnte ich bisher nicht rauslesen.

Abgesehen davon :

Ansonsten gehts mir am Wertesten vorbei.

Angesichts der Tatsache, dass ein "Gedenktag" den jetzigen Vertriebenen, Leidtragenden und Flüchtenden nichts bringt, find ich es ziemlich zynisch, sich darüber zu streiten, wer wann wo Opfer genannt werden darf.
1. dir ist es egal, ob es einen (weiteren) Gedenktag für Vertriebene gibt.
2. du findest es zynisch, das darüber diskutiert wird, ob die Grundlage des besagten Gedenktages eine Charta ist, die voll von Relativismus im Hinblick auf die Geschichte ist? Geschweige denn, dass es ein äußerst schlechtes Signal in Richtung Ausland ist.

http://www.fr-online.de/politik/meinung/rueckfall-in-zeiten-des-kalten-kriegs/-/1472602/7168116/-/index.html
Der verlinkte Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau stammt von Professor Krzysztof Ruchniewicz.

Selbiger ist Direktor des Willy-Brandt-Zentrums an der Universität Wroclaw (Breslau) und Mitglied des Beraterkreises der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ in Berlin.
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schwarze Katze

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Re: Wird der 5. August ein neuer Gedenktag?
« Antwort #5 am: 20 Februar 2011, 20:48:35 »

Als Russland-Deutsche, also Vertriebene, finde ich die Idee prima: Ein arbeitsfreier Tag in Sommermonat August ist doch ganz nett ;)
Öhm...Gedenktag != Feiertag. Ob der 5.8. dann auch ein Feiertag werden soll, konnte ich bisher nicht rauslesen.

Schade, dann wird das Thema für mich uninteressant ;)
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Re: Wird der 5. August ein neuer Gedenktag?
« Antwort #6 am: 24 Februar 2011, 17:04:20 »

@l3xi: pragmatisch => Auf den vermeintlichen "Feiertag" bezogen!

Ansonsten geht mir in der Tat die Festlegung eines weiteren Gedenk-Tages, der für irgendeinen moralisch sonstwie gearteten Anspruch herhalten muss, am wertesten vorbei, wenn sich dadurch für die Situation derzeit Flüchtender und Vertriebener auf der ganzen Welt nichts konkretes ergibt!! (<-- Ist das jetzt Unmissverständlicher?!)

Nochmal: Ich halte es für zynisch und dekadent sich Unrecht auf Unrecht aufrechnender Weise um den "Opfer-Status" irgendwelch ethnischer/nationaler Tags zu streiten, wenn es letztlich nur um Grabenkämpfe in der Vergangenheit geht und die Menschen dadurch eher davon abgelenkt werden, was HEUTE auf der Welt passiert, was ich für definitiv relevanter halte! Lieber im Heute verankert sein und die Zukunft im Blick!

Und noch mal direkt:
Zitat
1. dir ist es egal, ob es einen (weiteren) Gedenktag für Vertriebene gibt.
Was bringt ein Tag des Gedenkens an Opfer vergangener Tage hier im Wohlstands-Europa, wenn daraus sich nicht eine Konsequenz zur Bekämpfung der Vertreibung auf ganzen Welt ergibt!?

Zitat
2. du findest es zynisch, das darüber diskutiert wird, ob die Grundlage des besagten Gedenktages eine Charta ist, die voll von Relativismus im Hinblick auf die Geschichte ist? Geschweige denn, dass es ein äußerst schlechtes Signal in Richtung Ausland ist.
Schön, wie Du meine Äußerungen in irgendeinen spezifischen Zusammenhang hinein interpretierst! Ich halte diese ganze Diskussion über Opfer-Status-Aufrechnungs-Denken GENERELL für Dekadent und Zynisch, wenn DE FACTO derzeit Menschen WIRKLICH unter Vertreibung leiden! Hier wird Energie in die "Verarbeitung" der Vergangenheit investiert, weil Leute einerseits unausgelastet und andererseits ihr Horizont in einem sooo Weltenbürgerlichen Europa nicht über mythisch-kategorisches Denken ewig-gestriger National-Solidaritäten hinaus reicht, und Ich zudem von ausgehe, dass sie die "gleichmütige" (nicht gleichgültige!) in Würde abgehaltenen, moralisch autonomen Ansinnen entwachsenen Gedenken eines aufgeklärten Individuums unbeeinflusst lässt und auch die gemeine Volksmasse eh nicht in ihren Alltag berührt!

Auf Kurz: Es gibt dringenderes existenziellere Probleme HEUTE LEBENDER MENSCHEN! Teilweise vor unserer Haustür!
So viel zu meinen Prioritäten! Astra!?
« Letzte Änderung: 24 Februar 2011, 17:09:34 von -Lethos- »
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Re: Wird der 5. August ein neuer Gedenktag?
« Antwort #7 am: 24 Februar 2011, 17:46:26 »


Ich halte diese ganze Diskussion über Opfer-Status-Aufrechnungs-Denken GENERELL für Dekadent und Zynisch, wenn DE FACTO derzeit Menschen WIRKLICH unter Vertreibung leiden! Hier wird Energie in die "Verarbeitung" der Vergangenheit investiert, weil Leute einerseits unausgelastet und andererseits ihr Horizont in einem sooo Weltenbürgerlichen Europa nicht über mythisch-kategorisches Denken ewig-gestriger National-Solidaritäten hinaus reicht, und Ich zudem von ausgehe, dass sie die "gleichmütige" (nicht gleichgültige!) in Würde abgehaltenen, moralisch autonomen Ansinnen entwachsenen Gedenken eines aufgeklärten Individuums unbeeinflusst lässt und auch die gemeine Volksmasse eh nicht in ihren Alltag berührt!

Auf Kurz: Es gibt dringenderes existenziellere Probleme HEUTE LEBENDER MENSCHEN! Teilweise vor unserer Haustür!
So viel zu meinen Prioritäten! Astra!?

Vollste Zustimmung!

Während wir hier die früher Vertriebene am 5. August gedenken werden, werden in Mittelmeer wieder ein Paar Dutzend Afrikaner ertrinken.
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Re: Wird der 5. August ein neuer Gedenktag?
« Antwort #8 am: 24 Februar 2011, 21:40:40 »

@l3xi: pragmatisch => Auf den vermeintlichen "Feiertag" bezogen!

Ansonsten geht mir in der Tat die Festlegung eines weiteren Gedenk-Tages, der für irgendeinen moralisch sonstwie gearteten Anspruch herhalten muss, am wertesten vorbei, wenn sich dadurch für die Situation derzeit Flüchtender und Vertriebener auf der ganzen Welt nichts konkretes ergibt!! (<-- Ist das jetzt Unmissverständlicher?!)
Das war vorher schon klar, aber den Zusatz bzgl. der aktuellen Situation nehm ich sicher gerne mit. ;)


Zitat
2. du findest es zynisch, das darüber diskutiert wird, ob die Grundlage des besagten Gedenktages eine Charta ist, die voll von Relativismus im Hinblick auf die Geschichte ist? Geschweige denn, dass es ein äußerst schlechtes Signal in Richtung Ausland ist.
Schön, wie Du meine Äußerungen in irgendeinen spezifischen Zusammenhang hinein interpretierst!

Wenn du das Anprangern von Versuchen, die Geschichte umzudeuten, für zynisch hälst, dann bleibt da eigentlich nicht viel Spielraum.  


Ich halte diese ganze Diskussion über Opfer-Status-Aufrechnungs-Denken GENERELL für Dekadent und Zynisch, wenn DE FACTO derzeit Menschen WIRKLICH unter Vertreibung leiden!
Es sind mMn 2 unterschiedliche Baustellen, die getrennt von einander betrachtet werden müssen.


Hier wird Energie in die "Verarbeitung" der Vergangenheit investiert, weil Leute einerseits unausgelastet und andererseits ihr Horizont in einem sooo Weltenbürgerlichen Europa nicht über mythisch-kategorisches Denken ewig-gestriger National-Solidaritäten hinaus reicht,
Ich denke, in diesem Punkt dürften wir uns am Ende bis zu einem gewissen Grad einig sein.


und Ich zudem von ausgehe, dass sie die "gleichmütige" (nicht gleichgültige!) in Würde abgehaltenen, moralisch autonomen Ansinnen entwachsenen Gedenken eines aufgeklärten Individuums unbeeinflusst lässt und auch die gemeine Volksmasse eh nicht in ihren Alltag berührt!
Sobald es jmd. egal ist, weil es sie/ihn nicht direkt betrifft und er sich deshalb mit dem Problem nicht auseinandersetzen will, wird aus Gleichmut in meinen Augen fast schon zwangsläufig Gleichgültigkeit. :/


Während wir hier die früher Vertriebene am 5. August gedenken werden, werden in Mittelmeer wieder ein Paar Dutzend Afrikaner ertrinken.
Auch wenn Blogs hier nicht unbedingt den super Ruf weg haben, vllt. hilft folgender Text es zu verdeutlichen:
Jetzt erst wird Europa gewahr, was es da angerichtet hat. Jetzt, nachdem Flüchtlingswellen das Mittelmeer überqueren, den wasserumspülten Vorhof Europas - der für Flüchtlinge manchmal schon ein Vorhof zur Hölle war! -, Lampedusa mit Namen, verstopft haben, sogar nach Sizilien ausweichen müssen, wird der Europäischen Union schlagartig klar: wir haben alles falsch gemacht!

So traurig es klingt, aber die westliche Welt interessiert sich nur dann für Afrika, wenn sie Waffen und andere Wirtschaftsgüter exportieren und den Kontinent auswringen können. Sobald wirklich gezielte Hilfe gefordert wird und die Betroffenen an die Tore Europas klopfen, werden selbige schnellstmöglich geschlossen und die Zugbrücken hoch gezogen.

Das ganze fängt doch schon beim Gang in den Discounter an. Hat sich mal jmd Gedanken darüber gemacht, wer das ganze Gemüse so anbaut, was fleißig jeden Tag aus aller Welt zu "uns" importiert wird?

Hier mal ein Video vom Guardian zu dem Thema:
http://www.guardian.co.uk/environment/video/2011/feb/07/food-spain-migrants

Vielleicht hilft es ja, dass der eine oder andere beim nächsten Griff zur Tomate zumindest kurz drüber nachdenkt. Wobei, die Debatte um Langzeitarbeitslose/Hartz4 hierzulande ist eigentlich auch nichts anderes. Was für den Gemüsebauern dort der Afrikaner, ist für uns der Hartz'er, der einfach nur lästig ist solange man ihn nicht als "Sklaven" ... ähm ... 1€-Jobber oder Absatzmarkt braucht.
« Letzte Änderung: 27 Februar 2011, 19:12:47 von l3xi »
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Re: Wird der 5. August ein neuer Gedenktag?
« Antwort #9 am: 25 Februar 2011, 15:35:02 »



Vielleicht hilft es ja, dass der eine oder andere beim nächsten Griff zur Tomate zumindest kurz drüber nachdenkt. Wobei, die Debatte um Langzeitarbeitslose/Hartz4 hierzulande ist eigentlich auch nichts anderes. Was für den Gemüsebauern dort der Afrikaner, ist für uns der Hartz'er, der einfach nur lästig ist solange man ihn nicht als "Sklaven" ... ähm ... 1€-Jobber oder Absatzmarkt braucht.

Nun ja , es ist alles komplizierter als man denkt und hängt mit vielen Faktoren zusammen, du hast nicht umsonst HART IV und die Situation von Arbeitern, die für Billgketten produzieren, in einem satz zusammengebracht.
Jemand, der von HARTZ IV lebt oder für 6,50 € schuftet, kann sich bewusstes soziales Kaufverhalten nicht leisten, er muss einfach satt werden und was zum anziehen haben und ist gezwungen, aus Selbstschutz die Augen für die Situation in produzierenden Ländern (welche tatsächlich nicht weit von Situation von Sklaven entfernt ist) zu schliessen. "Erst kommt das Fressen, dann die Moral", der alte Brecht hatte wohl Recht.
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Re: Wird der 5. August ein neuer Gedenktag?
« Antwort #10 am: 25 Februar 2011, 16:05:29 »

Nun ja , es ist alles komplizierter als man denkt und hängt mit vielen Faktoren zusammen, du hast nicht umsonst HART IV und die Situation von Arbeitern, die für Billgketten produzieren, in einem satz zusammengebracht.
Jemand, der von HARTZ IV lebt oder für 6,50 € schuftet, kann sich bewusstes soziales Kaufverhalten nicht leisten, er muss einfach satt werden und was zum anziehen haben und ist gezwungen, aus Selbstschutz die Augen für die Situation in produzierenden Ländern (welche tatsächlich nicht weit von Situation von Sklaven entfernt ist) zu schliessen. "Erst kommt das Fressen, dann die Moral", der alte Brecht hatte wohl Recht.
Mir ging es bei der Gleichsetzung auch weniger um die Hartz4-Empfänger/innen, sondern eher um jene, die sich in keiner von beiden Situationen befinden. Denen es sozusagen besser  geht. Dieser Personenkreis kann es sich sehr wohl erlauben, mal etwas kritischer zu hinterfragen. Aber da sind wir dann oftmals schnell wieder an dem Punkt angelangt, wo es immer wieder heißt:"Das betrifft mich alles gar nicht." Nach oben wird gelechzt und nach unten wird getreten. Aber wehe man gelangt selbst in diese Situation...
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schwarze Katze

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Re: Wird der 5. August ein neuer Gedenktag?
« Antwort #11 am: 25 Februar 2011, 16:55:23 »


Mir ging es bei der Gleichsetzung auch weniger um die Hartz4-Empfänger/innen, sondern eher um jene, die sich in keiner von beiden Situationen befinden. Denen es sozusagen besser  geht. Dieser Personenkreis kann es sich sehr wohl erlauben, mal etwas kritischer zu hinterfragen. Aber da sind wir dann oftmals schnell wieder an dem Punkt angelangt, wo es immer wieder heißt:"Das betrifft mich alles gar nicht." Nach oben wird gelechzt und nach unten wird getreten. Aber wehe man gelangt selbst in diese Situation...

Kritisch hinterfragen ist natürlich (noch) erlaubt, aber die Taten werden wohl noch lange auf sich warten lassen.
Bin einfach mit den Jahren ziemlich zynisch geworden.
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Re: Wird der 5. August ein neuer Gedenktag?
« Antwort #12 am: 27 Februar 2011, 01:00:08 »

Ich halte diese ganze Diskussion über Opfer-Status-Aufrechnungs-Denken GENERELL für Dekadent und Zynisch, wenn DE FACTO derzeit Menschen WIRKLICH unter Vertreibung leiden!
Es sind mMn 2 unterschiedliche Baustellen, die getrennt von einander betrachtet werden müssen.
Gut, dann erlaube mir zu verlautbaren, dass mir eine dieser Baustellen eher nachrangig ist.

und Ich zudem von ausgehe, dass sie die "gleichmütige" (nicht gleichgültige!) in Würde abgehaltenen, moralisch autonomen Ansinnen entwachsenen Gedenken eines aufgeklärten Individuums unbeeinflusst lässt und auch die gemeine Volksmasse eh nicht in ihren Alltag berührt!
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Es ist leider in der Tat so, dass es viele schlichtweg ergreifend nicht interessiert und es ist in der Tat ebenso bedauerlich. Mir ist es nun nicht wirklich egal, aber meine Aufmerksamkeitsspanne kennt grenzen. Mir persönlich gehts teilweise einfach nur noch auf die Nerven, und die hab ich persönlich dafür nicht mehr über. Thats all!

Uhm... und noch was! Du hast falsch zitiert, und mich als Autor von Black Russians Aussage gesetzt :P
Während wir hier die früher Vertriebene am 5. August gedenken werden, werden in Mittelmeer wieder ein Paar Dutzend Afrikaner ertrinken.
Und das ist der eigentliche Punkt an der Sache. "Wir Deutschen" quatschen ständig und verlieren "uns" in Rechthaberei, Deutungshoheit und Besinnerei bis zur Besinnungslosigkeit!

Klar ist die Festlegung dieses Gedenktages mehr als fragwürdig. Aber ich stecke auch so gut wie gar nicht in dieser Materie drin und mich tangiert es als Mensch mit multi-ethnischen Hintergrund einfach weniger! Angesichts des politischen Gewichts vielleicht nachlässig, geb ich zu, aber wie gesagt für die Lebenswirklichkeit heute lebender und gedeihener Menschen in Europa kaum von Betreff und für elendig sterbender in Krisenregionen... naja ich denke, letztere würden über unsere Probleme den Kopf schütteln.

Du hast es schön auf den Punkt gebracht, l3xi. Wir sind in unserer Ohnmacht nicht frei von... sagen wir Mitschuld (weil es uns ja immer um Schuldzuweisung geht). Wenn man sich das eingestehen kann, dann hat man doch wirklich moralisch das erreicht, wozu Gedenktage der Idee nach eigentlich einen wecken sollten, oder? ::)

und ganz ehrlich, wer von uns geht an Gedenktagen überhaupt zur Kirche oder sitzt/steht im Stillen der kollektiv verankerten Schweigeminute in sich kehrend?
vllt. könnten wir nen Gedenkthread einführen und lassen diesen 5. August außen vor. Wie sonst sollte man seine politische Einstellung zu diesem Tag auch besser kundtun, in dem man eben gerade jener Gedenk-Tage sich anschließt, die des Ansinnens würdig sind?
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Re: Wird der 5. August ein neuer Gedenktag?
« Antwort #13 am: 27 Februar 2011, 19:13:49 »

Uhm... und noch was! Du hast falsch zitiert, und mich als Autor von Black Russians Aussage gesetzt :P
Ups...sry, ist korrigiert. ^^"

und ganz ehrlich, wer von uns geht an Gedenktagen überhaupt zur Kirche oder sitzt/steht im Stillen der kollektiv verankerten Schweigeminute in sich kehrend?
vllt. könnten wir nen Gedenkthread einführen und lassen diesen 5. August außen vor. Wie sonst sollte man seine politische Einstellung zu diesem Tag auch besser kundtun, in dem man eben gerade jener Gedenk-Tage sich anschließt, die des Ansinnens würdig sind?
Ich glaube, dadurch, das mit der Zeit einfach zu viele den Bezug zu Gedenktagen verloren haben. Bei Feiertagen ist es ja auch nicht anders. Da gehts dann nur noch darum "hey, morgen frei. gehen wir heut abend noch auf Party?" oder man macht es sich gemütlich und genießt die "Pause". Vllt. werden bestimmte Tage auch erst im Alter wichtiger, wenn man selbst Richtung "Ende" geht.
« Letzte Änderung: 27 Februar 2011, 19:17:21 von l3xi »
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