Stimmen insgesamt: 41
Umfrage geschlossen: 02 August 2004, 17:30:53
Galilei als "Kopernikus-Epigon(e)" hinzustellen, finde ich doch ziemlich vermessen.
Ja und was soll das beweisen/unterstreichen? Dass Wissen sich erweitert und immer nur vorläufig ist, habe ich nicht bestritten ...
ZitatUnd in einem Punkt war die Kirche ironischer Weise sogar progressiver (im Sinne moderner Wissenschaft) als der Kopernikus-Epigon Galilei: In der Forderung, den Kopernikanismus als Hypothese zum Streiten zu benutzen, aber ihn nicht als wahr zu behaupten. (Nicht dass sie auch diese Haltung zur heiligen Schrift gehabt hätte.) Wieso da "die" Kirche "progressiver" gewesen sein soll, leuchtet mir nicht ein. ?
Und in einem Punkt war die Kirche ironischer Weise sogar progressiver (im Sinne moderner Wissenschaft) als der Kopernikus-Epigon Galilei: In der Forderung, den Kopernikanismus als Hypothese zum Streiten zu benutzen, aber ihn nicht als wahr zu behaupten. (Nicht dass sie auch diese Haltung zur heiligen Schrift gehabt hätte.)
Was Wittgenstein betrifft: entschuldige, aber: ich denke, du hast ihn überhaupt gar nicht verstanden/erfasst.
Hinter jedem einzelnen Satz/Aphorismus Wittgensteins steht/liegt ein langer Weg (von Gedanken, Ideen, Erkenntnissen, Verwerfungen): den er weit gründlicher und selbstkritischer und akribischer ging als "Normalsterbliche" /"Durchschnittsdenker"!
Leider führt eben gerade das zu diesem Missverständnis, dem auch du offensichtlich unterliegst: nein, ich glorifiziere ihn nicht, aber ich habe gelernt, Wittgenstein differenziert(er), genauer, detailierter zu betrachten - es sind eben gerade keine "Binsenweisheiten", die er äußerte, auch wenn das eben leider bei den "Durchschnittsdenkern" so ankommt - man muss sich weiter-/tiefergehend mit ihm auseinandersetzen und genau so vorgehen wie Wittgenstein selbst -- und dann... : wird dir das alles gar nicht mehr so klar, einleuchtend oder gar banal... vorkommen...!!
Wieso Popper...
Nein, "ich denke..." impliziert eben viel mehr und lässt viel mehr offen (an Ungewissheiten und Spekulation und Interpretation) als "meine Neuronen zünden" (wobei es so einfach ja eben auch nicht ist: das Denken, der Denkvorgang).
Denn: bei den Neuronen kann ich schon genau sagen, worum es sich handelt..., aber: was genau ist "ich"?? Und was genau heißt/beinhaltet "denken" und (->"... also bin ich."): was genau heißt/ist/bedeutet (zu) "sein"
Eben: in diese Zwickmühle kommt man nicht so leicht, wenn man sich an "Materie" hält, mit dieser "arbeitet" (und sich auch sprachlich und denkend-meinend-erkennend auf diese "materielle Basis" bezieht). Das eine (Descartes) ist ein abstraktes Modell, das andere ein konkretes bzw. ein "erfahrbares", ein "sinnlich wahrnehmbares", beobachtbares (naturwissenschaftliches), das aber eben nicht nur auf sinnl. Wahrnehmung ... beruht, sondern auch den Verstand einbezieht/gebraucht.
Also: der Mensch kann sich durch bestimmte Verfahren beim Denken zusehen (siehe bildgebende Verfahren...), ohne jedoch (jetzt schon) auch den Inhalt der Gedanken zu kennen, klar, aber: den Ablauf kann man beobachten... - das konnte Descartes nicht (und seine Zirbeldrüsentheorie war ja auch nur Spekulation).
Dein Vertrauen auf den Positivismus hat eher die Form eines Glaubensbekenntnisses, das auf Anfang des letzten Jahrhunderts dateiert werden kann...
Weil sie nicht einen naiven Empirizismus (Beobachtung->Wahrheitsbehauptung) vertrat und die Sache lieber in der Sphäre der Theoriebildung belassen wollte. Alles andere, nämlich das Vertreten einer Position mit dem Ziel der Durchsetzung als allgemeine Wahrheit, ist Politik und ich kann die Reaktion der Kirche darauf schon nachvollziehen.
Das von ihm angenommene Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit ist einfach nicht begründbar.
Nur die dem zugrunde liegenden Annahmen sind m.E. nicht mehr tragfähig.
Popper ist ein Epiphänomen des sog. Wiener Kreises, mit dem Wittgenstein nach dem Krieg Kontakt aufnahm. Er hat versucht, die gröbsten Schnitzer des Positivismus zu korrigieren -- mit mäßigem Erfolg allerdings trotz weitgehender Eingriffe.
Zitat:Nein, "ich denke..." impliziert eben viel mehr und lässt viel mehr offen (an Ungewissheiten und Spekulation und Interpretation) als "meine Neuronen zünden" (wobei es so einfach ja eben auch nicht ist: das Denken, der Denkvorgang).Wenn wir Wittgenstein ernst nehmen würden, müssten wir also darüber schweigen.
Zitat:Denn: bei den Neuronen kann ich schon genau sagen, worum es sich handelt..., aber: was genau ist "ich"?? Und was genau heißt/beinhaltet "denken" und (->"... also bin ich."): was genau heißt/ist/bedeutet (zu) "sein" So, kann man das? Wenn das der Fall wäre, sollte man mit diesem Wissen künstliche Neuronen konstruieren können, denen dann 'künstliches Bewusstsein' innewohnt.
ganz ehrlich: das wird mir allmählich zu mühsam, weil zu unfruchtbar.
Man kann außerdem durchaus eine "Position" vertreten und ist doch menschlich, dass man diese "verbreiten" will: dann, wenn man davon überzeugt ist, dass sie "wahr"/"richtig" ist und "die Menschen weiterbringt", ihnen "voranhelfen" könnte...!?!! Das dann gleich als "Politik" bzw. Ideologie abzustempeln, finde ich daneben. Denn: in den sogen. Naturwissenschaften ist man sich der Vorläufigkeit immer bewusst und keiner wird (heute) mehr sagen, er/sie habe die absolute Wahrheit (eine Theorie, Entdeckung - was immer...) gefunden...!!
Denn: genau das gehört zur wissenschaftlichen Methode - diese Skepsis, das Überprüfen, die Falsifizierbarkeit... - ganz anders ging und geht jedoch "die Kirche" vor ...! Also: was du da behauptest, trifft eher auf "die Kirche" (welche eigentlich genau?) zu!
ZitatDas von ihm angenommene Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit ist einfach nicht begründbar.(Hier hattest du dich auf Wittgenstein bezogen.) Was meinst du mit "nicht begründbar" Wie müsste es sein, wenn es "begründbar" wäre (deiner Meinung nach)?
ZitatPopper ist ein Epiphänomen des sog. Wiener Kreises, mit dem Wittgenstein nach dem Krieg Kontakt aufnahm. Er hat versucht, die gröbsten Schnitzer des Positivismus zu korrigieren -- mit mäßigem Erfolg allerdings trotz weitgehender Eingriffe.Hm, da fehlt mir die Vorbildung... Aber: Popper?!?: eben!: siehe Falsifikationismus!!!Oder was meinst du ??(Nee, das Bisschen, das da bei Wiki steht, kannste echt vergessen...!!)
ZitatWenn wir Wittgenstein ernst nehmen würden, müssten wir also darüber schweigen.Nein, wieso? Was hat Wittgenstein denn damit zu tun??Siehe mein Beitrag: was man mit Neuronen "machen" ... kann!!
Wenn wir Wittgenstein ernst nehmen würden, müssten wir also darüber schweigen.
Nein, auch da kann ich dir nicht folgen. Ich sprach davon, dass sich heute beobachten lässt, wann und wie Neuronen arbeiten, aber "Bewusstsein" ist ja ein Komplex aus vielen verschiedenen (Hirn-) Vorgängen: im Zusammenspiel mit dem ganzen Körper und der Umwelt (und eben auch Hormonen ... : nicht ausschließlich Neuronen, aber: das habe ich bereits gesagt!!).Deshalb lässt sich aber eben (noch?) nichts über die Denkinhalte sagen. Und: da Bewusstsein (wie eben nochmal wiederholt) mehr ist als nur Neuronenaktivität, lässt sich eben auch kein "künstliches Bewusstsein" auf Basis "künstlicher Neuronen" konstruieren - dass es so einfach nicht ist, ist uns beiden wohl klar - aber danke, dass du mir das offenkundig nicht zutraust (das zu wissen).
Davon abgesehen impliziert "Bewusstein" eben Verschiedenes, ist ein weitgefasster, schwammiger Begriff, denn: es gibt ja eben verschiedene Arten und Zustände von Bewusstsein!!
(z.B. Hintergrundbewusstsein, Körperbewusstsein, Bewusstsein der eigenen Identität ... - siehe: Gerhard Roth, "Die neurobiologischen Grundlagen von Geist und Bewusstsein" (2001) in: M. Pauen & G. Roth: "Neurowissenschaften und Philosophie".)
Und über einige kann man eben durchaus etwas (wenn auch noch nicht "alles" !!) sagen!! Aber: seit etwa den 1980er Jahren mehr als in der Zeit davor!
Naja, vielleicht kann man das mal in einem persönlichen Gespräch austauschen.