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Thilo Sarrazin

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Spambot:
Ich bin mir noch nicht so ganz sicher wie ich die Provokationen von Sarrazin in ihrer Gesamtheit bewerten soll.
Einerseits drängt die Debatte um sein Buch, dass ich noch nicht gelesen habe, ungelöste Probleme (demographische Entwicklung; Integration bestimmter Migrantengruppen) in den Vordergrund, was vielleicht zukünftig einen ehrlicheren Umgang mit diesen seit Jahrzehnten bekannten aber ungelösten Problemen nach sich zieht.
Andererseits scheint der Autor nach den Medienberichten ein nicht gerade zeitgemäßes Verständnis des Volksbegriffes zu haben. Die Identität eines Volkes auf einen gemeinsamen Genpool zu stützen widerspricht nicht nur dem Zeitgeist in unserer globalisierten Welt (und den Grundrechten unserer Verfassung), sondern steht auch im Gegensatz zur Notwendigkeit, die Auswirkungen einer schrumpfenden Bevölkerung durch Immigration zu kompensieren. Über diese Argumentation lässt sich weiterhin nur Ausgrenzung, nicht aber Integration begründen.

In der öffentlichen (Medien-)Diskussion stürzt man sich vor allem auf die vermeintlichen Schwächen seiner Argumentation, also die Definition der Volksidentität über den Genpool oder Lösungsvorschläge die offensichtlich verfassungswidrig wären (z.B. Verlust des Anspruchs auf Grundsicherung). Dabei werden selbst zutreffende Argumente, wie z.B. der maßgebliche Einfluß des Genotypes auf die Vererbung von Intelligenz, von manchen Akteuren aus ideologischen Gründen abgelehnt (z.B. Sigmar Gabriel). Nur weil Sarrazin Fakten in einem möglicherweise unpassenden Zusammenhang verwendet hat, sollte man nicht beginnen wissenschaftliche Erkenntnisse zu verleugnen oder grundsätzlich denkbare Lösungsansätze ungeprüft abzulehnen. Hieraus entstehen unnötige Tabus in der zukünftigen Diskussion. Von solchen Tabus gibt es in der Integrationsdebatte schon genügend. Der ganze Verkaufs- und Medienrummel um sein Buch könnte am Ende sogar etwas Positives bewirken, wenn die politische Elite unseres Landes dadurch beginnen würde nachhaltige Lösungen der Probleme zu entwickeln. Hoffentlich ist der positive Effekt größer als der mögliche gesellschaftliche Schaden durch die (direkte oder indirekte) Bekräftigung rassistischer Vorurteile.

Den aktuellen Trend in den Medien, die problematischen Teile seines Buches (z.B. die "Judenfrage") und nicht den konstruktiven Anteil zu thematisieren, werte ich als Versuch, den Autor nachhaltig zu diskreditieren. Wer Blödsinn schreibt, muß natürlich auch mit den Konsequenzen rechnen. Schade wäre es nur, wenn dabei auch brauchbare Ideen aus der Debatte gedrängt werden würden.

l3xi:

--- Zitat von: Black Russian am 02 September 2010, 14:08:56 ---der Zentralrat der Juden ist mit Verlaub schon lange zur Funktionären geworden, und vertritt die Juden genauso wenig, wie der Guido Westerwelle die Deutschen.

--- Ende Zitat ---
Mag ja sein, dass der Zentralrat der Juden zwischenzeitlich eher auf eigenen Machterhalt aus ist. Das ändert aber nichts daran, dass sie sich in besagtem Fall auf die Seite der türkischen Gemeinde gestellt hat und zurecht verurteilt hatte, dass solche Aussagen extrem gefährlich sind.

--- Zitat von: Black Russian am 02 September 2010, 14:08:56 ---Das du Broder und Herrmann in einer Reihe nennst, zeigt nur, dass du zur differnezierten Betrachtung unfähig bist (liegt wohl an dem Alter? Junge Menschen neigen zum radikalen Denken).

--- Ende Zitat ---
lol?!?


Broder tätigte und tätigt genauso gefährliche Aussagen wie es Frau Herman macht. Beide fördern mit eben diesen die Angst vor fremden Kulturen. Das freut besonders die rechten Parteien - u.a. die NPD. Sry, aber das sagen Politiker dieser Parteien sogar selbst.

http://thomastrappe.wordpress.com/2010/03/09/henryk-m-broder-und-die-npd/

Edit:
Nachtrag zu Broder: Der gute Mann ist sich z.B. nicht zu fein, mit dem Onlinemedium "die blaue Narzisse" zusammen zu arbeiten in Form von einem Interview, um dort seine Ansichten zu verbreiten. "Die blaue Narzisse" wird gemeinhin aktuell wohl eher in der neurechten Szene eingeordnet.

Offenbar war er früher wirklich recht neutral in seiner Kritik. Diese ist offenbar in den letzten Jahren zunehmend agressiver und somit feindlicher statt kritischer geworden ist.


--- Zitat von: Black Russian am 02 September 2010, 14:08:56 ---Herrmann ist eine religiose Fanatikerin und gehört eigentlich eher in die Ecke von Bush, Bin Laden, Kalif von Köln u.s.w.
Broder ist nicht Islamfeindlich, sondern Islamkritisch.

--- Ende Zitat ---
Zu Broder findet sich nach kurzer Suche folgendes:
Thorsten Gerald Schneiders: Die dunkle Seite der Islamkritik. Darstellung und Analyse der Argumentationsstrategien von Henryk M. Broder, Ralph Giordano, Neçla Kelek, Alice Schwarzer und anderen. In ders. (Hrsg.): Islamfeindlichkeit, wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen. VS Verlag, Wiesbaden 2009
kurze Inhaltsangabe

--- Zitat von: Black Russian am 02 September 2010, 14:08:56 ---Meine Urteil über Sarrazin habe ich noch nicht gebildet.
--- Ende Zitat ---
Ist doch völlig i.O. Mir hat sein Auftreten in den Medien und die Auszüge aus seinem Buch völlig ausgereicht, um mir ein Bild zu machen. Dafür muss ich mir nich noch das komplette Buch kaufen/ausleihen und durchlesen.

Benoni:
.

Eisbär:
Nachdem ich ihn nun bei Plasberg gesehen habe und Auszugsweise Teile las muß man sagen, daß er im Buch explizit darauf hinweist, daß es eben keine Frage der Ethnie oder der damit evt. zusammenhängenden Gene ist, sondern eine Frage der Kultur, in der man aufwuchs, wie gut die Integrationsbereitschaft ist.

Er weist explizit auf asiatische, afrikanische oder verschiedene (vorwiegend ost-) europäische Zuwanderer hin, die spätestens in der Folgegeneration voll integriert sind, während dies bei Menschen aus muslimischen Kulturkreisen zu einem Großteil selbst nach 3 Generationen noch nicht der Fall ist.

schwarze Katze:

--- Zitat von: l3xi am 02 September 2010, 15:36:03 ---
Broder tätigte und tätigt genauso gefährliche Aussagen wie es Frau Herman macht. Beide fördern mit eben diesen die Angst vor fremden Kulturen. Das freut besonders die rechten Parteien - u.a. die NPD. Sry, aber das sagen Politiker dieser Parteien sogar selbst.
--- Ende Zitat ---

Diese sogenannte Partei sagt vieles, wenn der Tag lang ist. Wenn die Linke gegen HARTZ IV sind, und NPD auch, heisst es noch lange nicht, dass Linke eine Nazi-Partei ist. Wenn eine Demo gegen Pädophilen stattfindet, versucht NPD auch dabei zu sein. Heisst es dann, man solle "die krumme 13" akzeptieren, weil die Nazis dagegen sind?
Und übrigens, bei den Anti-Israel-Demo marschieren Nazis mit Islamisten zusammen.


--- Zitat von: l3xi am 02 September 2010, 15:36:03 ---Zu Broder findet sich nach kurzer Suche folgendes:
Thorsten Gerald Schneiders: Die dunkle Seite der Islamkritik. Darstellung und Analyse der Argumentationsstrategien von Henryk M. Broder, Ralph Giordano, Neçla Kelek, Alice Schwarzer und anderen. In ders. (Hrsg.): Islamfeindlichkeit, wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen. VS Verlag, Wiesbaden 2009

--- Ende Zitat ---

Nun ja, Ralph Giordano, Necla Kelek, Alice Schwarzer - das sind alle bekante Menschen, die einiges erreicht haben. Aber hu the fuck is Thorsten Gerald Schneider? Und warum soll ich ihm mehr Glauben schenken, als die obengenannten Personen?

P.S.
Das Buch kaufen will ich auch nicht, der Typ ist ja reich genug. Aber ausleihen und lesen - gerne.

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