Schwarzes Hamburg > Politik & Gesellschaft -Archiv-
Die neue Weltordnung
messie:
Ich habe da nur eine kleine Teilidee (und die ist ernst gemeint!):
Die Börsen abschaffen.
Es kann nicht angehen, dass sich Firmen, ja ganze Wirtschaftszweige abhängig machen von ein paar Börsenspekulanten, die ausser Geld nichts anderes kennen - und die dann natürlich auch keine Skrupel haben, Aktien zu verkaufen, wenn nicht entlassen wird.
Es wird zwar immer so schön damit argumentiert, dass durch eine Umwandlung einer Firma in eine AG eine Kapitalerhöhung stattfindet und daraus resultierend Investitionsvolumen. Das mag ja sein - aber sobald investiert wurde, gerät man so in eine Abhängigkeit gegenüber den Brokern, und die wiegt, denke ich, schwerer!
Also: Los, löst die Börsen auf! :\o/:
Eisbär:
Hmm, dann würde ich sagen:
Schafft die Zinsen ab.
Solange es Zinsen gibt, brauchen wir ein Wirtschaftswachstum, weil das Geld ja irgendwie mehr werden muß.
Da geht aber nicht auf dauer, irgendwann ist es eben vorbei mit Ressourcen etc.
Lars
olli:
1. zustimmung für messie, vor allem aus moralischen gründen; börsen sind abartig und menschenverachtend.
2. massive stärkung der wto mit politischen mitteln; die annäherung von drittweltländern und industriestaaten muss gelenkt werden und sanft von statten gehen. sonst kann es zu politischen radikalisierungen (wie in den usa...) kommen, oder zu einem rollentausch - ziel muss die gleichstellung der länder sein.
3. noch massivere stärkung von uno und nato in verbund mit einem weltweiten kriegsverbot. wenn ein land meint, krieg machen zu müssen, kommt die nato und VERNICHTET das militär dieses landes. batz! alles wegbomben. oder hauptstadt stürmen, regierung einkerkern und krieg so beenden.
4. allgemeine reduktion von legislaturperioden auf 1 jahr.
5. verbot von beraterverträgen, wahlwerbung, parteispenden usw bei gleichzeitiger erhöhung von politikergehältern.
6. verbot von pkw (entsprechend stärkung von öpnv/öpfv), starke einschränkung von lkw. der umwelt zuliebe.
kb:
Die Börsen müssen nicht wirklich abgeschafft werden, sondern zu ihrem Ursprungszweck zurück. Das ließe sich z.B. recht einfach mit einem zeitlich begrenzten Wiederverkaufsverbot für Aktien regeln. Somit wird garantiert, dass Käufer von Aktien dies nicht für kurzfristige Spekulation tun, sondern - oh Wunder - eventuell sogar deswegen, weil sie an der AG selbst interessiert sind! \o/
Dazu noch die Tobinsteuerund gut.
Genauso möchte ich Eisbärs Argument, persönliches Kapital zu begrenzen, auch einfach einmal entschärfen - sinnvoller wäre eine Vermögenssteuer, die ab einem gewissen Grundvermögen einsetzt und exponentiell zu dem Vermögen (minus Schwellwert) steigt - so kann sich jeder überlegen, wie viel Schmerzen er für sein Geld in Kauf nehmen will. Als Ausweg stimme ich mit Lars überein - wenn man sein Geld investiert, gibt es keine Steuern.
Das Problem hierbei ist, dass mir alleine schon beim Tippen des letzten Absatzes ca. zwanzig Lücken aufgefallen sind, um mein Geld irgendwie an der Steuer vorbeizuschmuggeln. Hier wären also recht stringente Gesetze vonnötgen, die sich leider auch auf genug andere juristische Gebiete (Staatsangehörigkeiten/Wohnorte etc) erstrecken würden.
Dazu müßte dann noch eine harte Besteuerung in der inzwischen leider sogenannten "Geistiges Eigentum"-Gesetzgebung her. Urheber- und Verwertungsrechte, Patente, Markenrechte etc. sind an sich eine gute Sache, sie werden nur heutzutage viel zu oft als reine Gelddruckmaschine mißbraucht (siehe dazu auch die aktuellen Diskussionen um Softwarepatente bzw. den zweiten Korb der Urheberrechtsreform). Eine stetig steigende jhrliche Gebühr würde dies lösen - man fängt mit einem geringen, der Sache angemessenen kostenlosen Zeitraum an (fünf Jahre für Urheberrecht, "normale" Patente und Marken, ein Jahr für Patente auf Software,), und erhebt danach eine wiederum exponentiell steigende jährliche oder vierteljähliche Gebühr, die so ausgelegt ist, dass all diese Rechte nur dann praktisch gehalten werden können, wenn die daraus entstandenen Produkte wirklich Profit abwerfen. So wird effektiv verhindert, dass z.B. (wie in den USA gang und gäbe) Firmen reihenweise obskure Patente aufkaufen und jahrelang überprüfen, ob sie nicht irgendjemanden darauf verklagen können.
Im großen und ganzen ist das eigenliche problem dieses (wie von Colourize exzellent ausgedrückt) - der Kapitalismus funktioniert zwar für sich genommen perfekt, aber als Lebensgrundlage für eine Gesellschaft ist er völlig ungeeiget. Leider sorgt die Natur des Kapitalismus dafür, dass alle anderen existierenden sozialen Systeme irgendwann mit ihm in Berührung kommen und vereinnahmt werden - IMHO ist z.B. ein Krankenhaus dafür da, Menschen zu heilen, und nicht dafür, wirtschaftlich zu arbeiten.
Wenn diese Menschheit also noch eine reelle Chance haben soll, muß die totale Ausbreitung des Kapitalismus auf jeden Aspekt des Lebens mit allen Mitteln verhindert werden, bzw. durch Regulierung dafür Sorge getragen werden, dass eine friedliche Koexistenz zwischen Kapitalismus und inhärent nicht-kapitalistischen Systemen (Gesundheit und all die anderen menschlichen Grundbedürfnisse) gewährleistet ist.
Die Frage ist nur, ob das ohne eine Revolution möglich ist.
colourize:
--- Zitat von: "kb" ---Wenn diese Menschheit also noch eine reelle Chance haben soll, muß die totale Ausbreitung des Kapitalismus auf jeden Aspekt des Lebens mit allen Mitteln verhindert werden, bzw. durch Regulierung dafür Sorge getragen werden, dass eine friedliche Koexistenz zwischen Kapitalismus und inhärent nicht-kapitalistischen Systemen (Gesundheit und all die anderen menschlichen Grundbedürfnisse) gewährleistet ist.
--- Ende Zitat ---
100% ACK
und Danke für die Blumen. ;)
--- Zitat von: "kb" ---Die Frage ist nur, ob das ohne eine Revolution möglich ist.
--- Ende Zitat ---
Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und behaupten: Die Frage ist, ob das selbst mit einer Revolution möglich ist.
Die meisten Revolutionen haben nämlich (leider?) nicht zu einer stärkeren Regulation des kapitalistischen Akkumulationsregimes geführt, sondern bestenfalls zu einem Austausch der begünstigten Eliten... - Ludwig XVI geht, Napoleon kommt. Dasselbe trifft auf nahezu alle Revolutionen zu (unter Rücksichtnahme darauf, dass es auch "sozialistische" oder "kommunistische" Revolutionen gab, die aber allesamt Systeme hervorgebracht haben, bei denen die Verteilung des gesellschaftlichen Gesamtvermögens nicht wesentlich gerechter gelungen zu sein scheint).
Da inzwischen überhaupt keine ernstzunehmenden politischen Alternativsysteme zur "Marktwirtschaft" mehr existieren, würde eine Revolution auch nichts an ihr ändern: Die Einigkeit darüber, dass das bestehende System ungerecht ist, schafft nämlich noch lange keine Einigkeit darüber, welches alternative System denn gerechter wäre.
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