Schwarzes Hamburg > Politik & Gesellschaft -Archiv-

Patente auf Lebewesen?

<< < (3/8) > >>

Inverted:

--- Zitat von: colourize am 10 August 2010, 14:10:02 ---Patente sind ganz generell Mist. Ganz gleich ob auf lebende oder tote Dinge.

--- Ende Zitat ---
Genauso ist es.

Patente blockieren Innovation und Fortschritt und begünstigen die Entstehung schmarotzender Monopole und Bürokratien.

Gilt übrigens auch für das Urheberrecht, das Autoren eher schadet als nützt.

Es gab vor Jahren mal einen ausführlichen, hochinteressanten Artikel in der c't zu Patenten, der deren repressiven und freiheitsfeindlichen Charakter und ihre Überflüssigkeit eindrucksvoll und überzeugend illustrierte. Falls jemand einen Link haben sollte, wäre es cool, wenn er den hier posten könnte.

messie:
Das Urheberrecht schadet Autoren eher, als es nützt? LOL
Der Vergleich mit der Kolonialzeit hinkt doch hinten und vorne. Der Hauptgrund, weswegen Deutschand damals weiterkam als England, wird ja klar benannt: Man kam auf die glorreiche Idee des Taschenbuchs, und das war die zündende Idee. Soviel dazu ...

Ich stelle mir das mal ohne Urheberrecht heute vor:
Ich mache ein Foto, ein Schnappschuss von einem Prominenten. Madonna in einer ganz besonderen Pose oder irgend sowas.
Eine Agentur kauft mir das Foto für 10€ ab und veröffentlicht es unter dem Namen eines ihrer Fotografen, nennen wir ihn mal A.
Das Foto wird Foto des Jahres. A wird auf zahlreichen Preisverleihungen für dieses grandiose Foto geehrt.
Ihn drauf verklagen, dass es ja mein Foto gewesen wäre und es gar nicht er war, der das Foto geschossen hat? Geht nicht! Denn das Urheberrecht ist ja abgeschafft worden ...  ::)

Das Patentrecht hat sicher inzwischen Stilblüten getrieben, denen definitiv einen Riegel vorgeschoben werden muss. Patente auf genetisch veränderte Lebensmittel, die sich aber dennoch auf natürlichem Wege fortpflanzen, ist absolut widersinnig. Generell finde ich genetischen Code nicht patentierbar, da nie zweifelsfrei bewiesen werden kann, ob bestimmte genetische Zusammenstellungen nicht doch mal durch Mutation anderswo zufällig entstehen könnten.
Das Verfahren, das dazu führt, damit der genetische Code genau so und nicht anders entsteht, zum Patent anzumelden und durchzulassen ist in meinen Augen sinnvoll. Dann wird eben jeder, der dasselbe Verfahren anwendet, Gebühren bei dem Erfinder des Verfahrens zahlen müssen, damit er es selbst nutzen kann. Logisch, er hat's ja schließlich nicht selbst erfunden, sondern musste sich die Information, wie's geht, beim Erfinder selbst besorgen.
Wenn jemand dasselbe Ergebnis mit einem anderen Verfahren erzielt, ist derjenige dann wiederum aus dem Schneider.
Dann aber hat er ja auch eigene Zeit und Energie hineingesteckt, die dann auch gerne honoriert werden kann und sollte.

Philomel:

--- Zitat von: voll pöse am 12 August 2010, 09:46:19 ---
--- Zitat von: CubistVowel am 11 August 2010, 13:20:04 ---
--- Zitat von: Lucas de Vil am 10 August 2010, 16:44:09 ---Es bedeutet ja schließlich nicht, dass niemand mehr Brokkoli züchten darf ohne Gezeugs X drauf zu schütten. Wenn er weiterhin Gezeugs X draufschütten will, muss er zahlen. Es zwingt ihn jedoch niemand.

--- Ende Zitat ---

Nein, kein Bauer ist gezwungen, den angeblich krebshemmenden Brokkoli X anzubauen. Bisher hat z. B. Bauer Plietsch auch Brokkoli A angebaut. Nun gibt es aber von Firma X die tolle Brokkoli-X-Komplettlösung, all-inclusive mitsamt Superherbizid-Insektizid-X-Dünger, der extra für Brokkoli X erfunden wurde - und das zum 3 Jahre garantierten unschlagbaren Sonderpreis. Und Krebs will ja keiner kriegen, also wird Brokkoli X sich bestimmt ganz toll verkaufen, denkt sich Bauer Plietsch und bestellt.

Blöd nur, dass Bauer Plietsch jedes Jahr Saatgut nachkaufen muss, denn vermehren darf er selbst nicht. Außerdem produziert Brokkoli X womöglich sowieso keinen fruchtbaren Samen, aber das weiß Plietsch nicht, denn das Saatgut ist ja billig. Blöd ist auch, dass Mutter Plietsch ihren selbstgemachten Brokkoliauflauf nicht mehr auf dem Markt verkaufen darf, aber sie wird ja eh bald zu alt.

Im Jahre 4 nach X reibt sich Plietsch die Augen über die Verdreifachung der Preise. Im nächsten Jahr will er lieber wieder bei Firma A kaufen, aber die existiert nicht mehr - Fa. X hat sie aufgekauft oder vom Markt gedrängt, ebenso wie die Firmen B, C, D,...also wird wieder X angebaut. Andere Pflanzen können auf dem mit Super-X-Dünger behandelten Boden sowieso nicht mehr wachsen, aber das hat Plietsch auch noch nicht bemerkt.

Bauer Hein, sein Nachbar, aber schon, denn auf seinen angrenzenden Feldern wächst nichts mehr so richtig. Außer so einer Art Brokkoli X, aber den wollte er eigentlich gar nicht anbauen. Trotzdem hat er gerade eine Lizenzklage der Fa. X am Hals, denn diese behauptet, er hätte unrechtmäßig Saatgut X verwendet, obwohl die Durchseuchung mit Saatgut X nicht seine Schuld ist. Fa. X gewinnt diese Klage, weil sie viel mehr und viel bessere Anwälte als Hein hat. ...



--- Ende Zitat ---

Schön zusammengefasst :) *Daumen hoch*

--- Ende Zitat ---

Find ich auch! :)

Vor ein paar Jahren gab es einen kleinen Skandal in Indien, wo die Bauern mehrerer Dörfer aus Not Selbstmord begingen. Soweit ich mich richtig erinnere, mussten sie nämlich plötzlich Geld an Monsanto zahlen, weil der Reis, der dort seit Generationen angebaut wird, plötzlich von der Firma als Patent angemeldet war. Und das Saatgut musste dann auch von Monsanto gekauft und nicht, wie üblich, aus der Ernte gewonnen werden.

Dazu kommen dann obskure Klagen gegen Bauern wegen unerlaubter Verwendung der patentierten Pflanzenformen, auch wenn diese sich unaufhaltsam über mehrere Felder verteilen und interessante Kreuzungen durch Bestäubung produzieren, ohne dass der betroffene Bauer sich dagegen wehren kann. Ich könnte kotzen.
Wenn man dann noch bedenkt, dass es kaum Langzeitstudien über die Auswirkungen von Genmanipulation bei Lebensmitteln auf die Konsumentengibt, wünsche ich mir, ich könnte mir eine Vollversorgung mit dem guten Bioessen leisten. Das ist inzwischen natürlich auch nicht mehr ganz "sauber", aber immerhin sind die Kontrollen dort deutlich schärfer.

Zum Thema Patente allgemein: einiges an Patenten kann ich gut verstehen, für neue Maschinen und Prozesse usw., in die jahrelange Forschung geflossen ist. Irgendwie muss sich ein Erfinder ja gegen den Diebstahl der Ideen wehren können. Aber existierende Pflanzen? Und seien es auch nur einzelne Bestandteile oder Wirkstoffe? Das ist krank.

K-Ninchen:
Ja Monstanto ist einer der bösartigsten Konzerne, die man sich überhaupt vorstellen kann.
Passt gut zu Blackwater, Halliburton & Co.

Ein bekannter Psychologe hatte mal attestiert, wenn Konzerne Personen wären, würde man sie als Psychopathen diagnostizieren, denn genau so verhalten sie sich.
Für oben genannte Firmen wäre "Psychopath" noch totale Schmeichelei. Auch mit "Krank, Irre, Pervers und Durchgeknallt" würde man die Perversen sehr beleidigen.

Doof nur, dass gerade in Amerika, Konzerne in vielen Belangen rechtlich eben wie Personen behandelt werden.

CubistVowel:

--- Zitat von: K-Ninchen am 13 August 2010, 17:03:07 ---Ein bekannter Psychologe hatte mal attestiert, wenn Konzerne Personen wären, würde man sie als Psychopathen diagnostizieren, denn genau so verhalten sie sich.

--- Ende Zitat ---
und sie würden eine gute Vorlage für den nach Weltherrschaft strebenden Bösewicht im nächsten James-Bond-Film abgeben... ;)

Ich dachte immer, Patente im Bereich Technik wären wichtig als Anreiz für Forschung und "Fortschritt", aber mir kommen so langsam Zweifel, weil ich überall immer wieder lese, dass sie gerade den Fortschritt behindern. Aber was sollte Firmen dazu bringen, Unmengen Geld in Forschung zu stecken, wenn nicht die Gewissheit, die nächsten 20 Jahre damit Geld verdienen zu können?

Aber womöglich ist diese Meinung etwas überholt, denn viele Konzerne deklarieren ja betrügerisch ihre biologischen als technische Verfahren und haben dann das Ergebnis gleich mit patentiert!



--- Zitat von: Philomel am 13 August 2010, 15:36:49 ---
Dazu kommen dann obskure Klagen gegen Bauern wegen unerlaubter Verwendung der patentierten Pflanzenformen, auch wenn diese sich unaufhaltsam über mehrere Felder verteilen und interessante Kreuzungen durch Bestäubung produzieren, ohne dass der betroffene Bauer sich dagegen wehren kann. Ich könnte kotzen.


--- Ende Zitat ---
Krass - sind die durch die Felder gelatscht und haben Proben von fremden Äckern gezogen? Das hört sich für mich richtig abgebrüht an...

Ich frage mich nämlich dabei auch, wie genau die Konzerne die Verwendung ihrer patentierten Lebewesen eigentlich kontrollieren bzw. kontrollieren wollen? In Deutschland wäre es allerdings einfach, wir haben ja demnächst lauter arbeitslose GEZ-Schnüffler, die man dafür rekrutieren könnte... ;)

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln