Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Freitod  (Gelesen 14642 mal)

Kenaz

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Freitod
« Antwort #15 am: 13 Dezember 2004, 18:01:03 »

Zitat von: "Eisbär"
Und Kenaz hat Recht, Selbstmord zu verurteilen ist ein Anachronismus.
- Oh bitte, nicht daß man mich mißversteht! Um also jegliche diesbezügliche Möglichkeit im Keim zu ersticken, kopiere ich hier noch mal den fraglichen Satz im Gesamtzusammenhang rein:
Zitat von: "Kenaz"
In einer Gesellschaft, die in einem kontinuierlichen und immer obsessiveren Tanz ums Goldene Kalb des Materialismus befangen ist, ist es in der Tat nur recht und billig, diese Frage mit allem rhetorischen Nachdruck in den Raum zu stellen. - Wollte man konsequent sein, so sollte man sich mit Schmackes von dergleichen anachronistischen Sentimentalitäten lossagen.
- Wenn man also hübsch sorgfältig liest, so wird man feststellen, daß meine Charakterisierung des Suizid-Verbotes als "anachronistische Sentimentalität" an die Voraussetzung einer durch und durch materialistischen und entidealisierten Gesellschaft gekoppelt ist, mithin einen ironischen Triller darstellt :mrgreen:. Wie gesagt: ICH persönlich lehne Selbstmord mit aller Entschiedenheit ab. - Und eins, lieber Eisbär, macht mich wirklich stutzen:
Zitat von: "Eisbär"
Selbstmord zu verurteilen ist ein Anachronismus. Und das sage ich als bekennender Christ.
- Wie Du das mit Deinem Glauben unter einen Hut bekommst, ist mir reichlich schleierhaft: Nach christlichem Verständnis ist dem Menschen sein Leben von Gott gegeben; insofern hat er weder das Recht, es anderen, noch sich selbst zu nehmen. Deshalb ist der Selbstmord nach christlicher Überzeugung - und nach der so ziemlich aller anderen Religionen auch - tabu; die rein pragmatischen Überlegungen, die Du da anschließt, ändern daran nicht ein Quentchen.


So, und nun zu Dir, Kallisti:

Zitat von: "Kallisti"
also deine persönliche Meinung in allen Ehren, aber, warum das "anachronistische Sentimentalitäten" sein sollen, ist mir ein Rätsel! :? ?
Was genau meinst du? Und wieso "anachronistisch"? Und welche "Sentimentalitäten" ??
- Sag mal, liest Du eigentlich, was ich schreibe, oder überfliegst Du's nur?

Zitat von: "Kallisti"
Nein, das ist doch absoluter Unsinn!
- Oh, keineswegs.

Zitat von: "Kallisti"
Moral gibt es deshalb bzw. ist notwendig: für das auskömmliche zwischenmenschliche Miteinander.
Weil man eben im Grunde davon ausgeht, dass man dem Anderen nochmal begegnen könnte und dann auf ihn/seine Hilfe... angewiesen sein kann... - so ist der Ursprung jedenfalls
- Das hast Du aber weder bei Frede, noch bei Steinvorth und schon gar nicht bei Recki gelernt. Denn das, meine Liebe, ist nu wirklich - um Dich zu zitieren - absoluter Unsinn! - Moral ist keine Frage persönlicher Beliebig- und Bequemlichkeit, sie formuliert ein unbedingtes Sollen! Keineswegs töten oder vergewaltigen wir unseren Nächsten nicht, weil er uns "nochmal begegnen" und dann eventuell auch ganz nützlich sein könnte. Sorry, aber die Auffassung, die Du in diesen Sätzen von Ethik offenbarst, finde ich offen gestanden ein wenig ... unappetitlich.

Zitat von: "Kallisti"
Jedenfalls funktioniert Moral sehr gut ohne "Glaube"!
- Tut sie das? Dann guck' Dich mal um in der Welt ... ... ...

Zitat von: "Kallisti"
Sonst müsste man ja den Rückschluss ziehen, dass alle Menschen, die sich moralisch verhalten, auch "gläubig" sind! (??? Woran "glauben" die dann??)
- Oh, das tun sie durchaus, denn mehr oder weniger verschwommen geistern nach wie vor so manche semireligiösen Konzepte durch ziemlich viele Köpfe: die beinharte Betonkopfmaterialistenfront ist - dem Herrn sei's gedankt - immer noch recht spärlich besetzt. Woran die glauben? - Och, da gibt's 'ne Menge: Ob die nun auf der Eso-Welle mitschwimmen, sich als Christen oder Buddhisten verstehen, an "die Liebe" oder "die Menschlichkeit" "glauben": die meisten Menschen sind sich instinktiv bewußt, daß sie ohne jede Bindung an eine Instanz, die wenigstens die Bindung an etwas Transzendentes vorgaukelt, ein Häufchen Elend in einer finsteren Grube sind.

Zitat von: "Kallisti"
Was Subjektivität - Objektivität angeht: so wie du es an diesem Beispiel abhandelst, hieße das ja (weiter gedacht), dass es generell keine Objektivität geben kann.
- In der Tat. Aber das hatten wir ja alles schon mal ... - Deutlicher als im besagten Beispiel kann ich's nicht illustrieren. ... - Aber ernsthaft, Kallisti: Ich habe kein Problem damit, wenn Du's nicht verstehen willst ...


Gott befohlen!

:<:
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Eisbär

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Freitod
« Antwort #16 am: 13 Dezember 2004, 18:15:36 »

Zitat von: "phaylon"
Zitat von: "Eisbär"
Und nach den Ansätzen der Religion, der unsere Ethik und Moral entstammt (auch von jedem Möchtegern-Antichristen hier im Forum), Selbstmord etwas schlechtes ist, ist das in den Köpfen auch noch so drinne.

Bin damit ich gemeint?
Wenn Du Dich angesprochen fühlen möchtest, darfst Du das natürlich ;)
Zitat
Mit der Herkunft geb' ich dir Recht,
Von nichts anderem war in dem betroffenen Satzteil die Rede.

Und noch einmal für alle, die sich dort angesprochen fühlen oder angesprochen fühlen sollten:
Ihr unterschätzt bei weitem, wie sehr Ihr durch das Christentum und dessen Lehren geprägt seid. Es gibt in unserer Gesellschaft nämlich kaum einen moral-ethischen Ansatz, der davon nicht betroffen/beeinflußt ist. Fängt mit Menschenrechten an ;)
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phaylon

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Freitod
« Antwort #17 am: 13 Dezember 2004, 18:36:21 »

Zitat von: "Eisbär"
Wenn Du Dich angesprochen fühlen möchtest, darfst Du das natürlich ;)

Hättest du mich angesprochen, würd mein Name drin stehen ;) Gefragt war ja, ob ich gemeint war *eg*.

Zitat
Von nichts anderem war in dem betroffenen Satzteil die Rede.

Passt, dann samma uns eh einig.

Zitat
Ihr unterschätzt bei weitem, wie sehr Ihr durch das Christentum und dessen Lehren geprägt seid. Es gibt in unserer Gesellschaft nämlich kaum einen moral-ethischen Ansatz, der davon nicht betroffen/beeinflußt ist. Fängt mit Menschenrechten an ;)


Ack. Ob etwas gut oder schlecht ist, ist eine persönliche Frage. Und ob etwas gut oder schlecht ist, sollte auch unabhängig davon bewertet werden können, wer es tut. So handhabe ich das jedenfalls.


p
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Improvisation ist ein wichtiger Faktor in jeder funktionalen Ideologie.

Eisbär

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Freitod
« Antwort #18 am: 13 Dezember 2004, 19:13:42 »

Zitat von: "Kenaz"
Wenn man also hübsch sorgfältig liest, so wird man feststellen, daß meine Charakterisierung des Suizid-Verbotes als "anachronistische Sentimentalität" an die Voraussetzung einer durch und durch materialistischen und entidealisierten Gesellschaft gekoppelt ist, mithin einen ironischen Triller darstellt :mrgreen:.
Na, dann steuern wir (leider) ja gut darauf zu.


Und:
Zitat
Wie Du das mit Deinem Glauben unter einen Hut bekommst, ist mir reichlich schleierhaft
Um Dir mein Verständnis von rfeligion und Christentum auch nur im Anstaz zu erklären, ist das hier nicht der Thread. Es würde auch den Rahmen eines neuen Threads sprengen, fürchte ich. Welche Religionslehre, welches Heilige Buch hat denn schon nur ein paar Seiten ;)

Aber bei echtem Interesse könnte man mal bei einer Tasse Tee am frühen Nachmittag anfangen, ein wenig drüber zu philosophieren und es dann am späten Abend bei einem Glas Wein ausklingen lassen, bevor man sich auf einen oberflächlich spaßigen Abend im KIR oder sonstwo begibt.

Lars
P.S.: Irgendwie verstehe ich es hervorragend, Religion und Aufklärung unter einem Hut zu bringen; schade, daß es der Welt so schwer zu fallen scheint.
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Lilyanar

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Freitod
« Antwort #19 am: 13 Dezember 2004, 20:57:39 »

Zitat von: "Eisbär"

P.S.: Irgendwie verstehe ich es hervorragend, Religion und Aufklärung unter einem Hut zu bringen; schade, daß es der Welt so schwer zu fallen scheint.


Hui, ... hab ich was verpasst? Und wie bringst Du das unter einen Hut?
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Kenaz

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Freitod
« Antwort #20 am: 13 Dezember 2004, 21:06:58 »

Zitat von: "Lilyanar"
Hui, ... hab ich was verpasst? Und wie bringst Du das unter einen Hut?
- Da auch mich diese Frage mehr als brennend interessiert, fürchte ich, daß wir um das eine Täßchen Tee und das andere Gläschen Wein nicht umhin kommen, mein lieber Eisbär ...  :wink: - Vor Weihnachten wird das zu meinem großen Bedauern allerdings wohl nix mehr werden, denn da bin ich definitiv zu knapp terminiert; aber aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben, gelle?! :biglaugh:
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Kallisti

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Freitod
« Antwort #21 am: 13 Dezember 2004, 22:14:24 »

@Kenaz


Nein, ich habe das mit den "anachronistischen Sentimentalitäten" definitiv nicht verstanden - noch immer nicht - trotz mehrmaligen Lesens.


Ja: guck dich mal um in der Welt!: Wie da Moral, die an religiösen Glauben gekoppelt ist, nicht funktioniert...!



Meine Ethik-Einführung habe ich bei Schmücker gemacht, wenn du es genau wissen willst.
Ansonsten: siehe auch Thomas Nagel, "What does it all mean?" (da das Kapitel über "Recht und Unrecht").


Dann erläutere du mir doch bitte deine Ideen, Vorstellung,Theorie dazu, weshalb Moral ursprünglich entstanden ist, sich entwickelt hat - was war der Anfangsgrund dafür (wenn nicht der, dass ein auskömmliches zwischenmenschliches Miteinander angestrebt wurde ...). Was meinst du steckt hinter "dem Sollen" - was war die Ursache, die "das Sollen" nötig machte, was war der Antrieb des Einzelnen, sich moralisch den Anderen gegenüber zu verhalten?
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Eisbär

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Freitod
« Antwort #22 am: 13 Dezember 2004, 22:17:28 »

Zitat von: "Kallisti"
Ja: guck dich mal um in der Welt!: Wie da Moral, die an religiösen Glauben gekoppelt ist, nicht funktioniert...!
Ok, dann zeige mir doch mal bitte eine Moral die in keinster Weise an Religion gekoppelt ist!

Lars
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Kallisti

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Freitod
« Antwort #23 am: 13 Dezember 2004, 22:30:48 »

@Eisbär


Universalistische Ethik:

1. die konsequenzialistische Ethik
a) klassischer Utilitarismus
b) nicht-klass. Util.

2. die prozeduralistische Ethik
a) Kontraktualismus
b) Konsensualismus
c) Kohärentismus
d) Kasuistik
e) ethischer Subjektivismus/individualistische Gewissensethik

3. die rekonstruktive Ethik




Nicht-universalistische Ethik:

1. ethischer Relativismus
2. partikularistische Ethik
a) eth. Egoismus
b) eth. Dezisionismus
c) kommunitaristische / nationalistische Ethik



Ach so, ich vergaß:

religiöse Ethik fällt unter die Abteilung: deontologische Ethik, unter welche allerdings auch die Ethik des Kategorischen Imperativs fällt, wie auch die Ethik der Prima facie-Pflichten, wie auch die Ethik des hypothetischen Verallgemeinerungsprinzips.
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Eisbär

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Freitod
« Antwort #24 am: 13 Dezember 2004, 22:31:56 »

Zitat von: "Kenaz"
Zitat von: "Lilyanar"
Hui, ... hab ich was verpasst? Und wie bringst Du das unter einen Hut?
- Da auch mich diese Frage mehr als brennend interessiert, fürchte ich, daß wir um das eine Täßchen Tee und das andere Gläschen Wein nicht umhin kommen, mein lieber Eisbär ...  :wink: - Vor Weihnachten wird das zu meinem großen Bedauern allerdings wohl nix mehr werden, denn da bin ich definitiv zu knapp terminiert; aber aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben, gelle?! :biglaugh:
Vor Weihnachten ist auch bei mir temporär ein nur unzureichender Spielraum vorhanden. Allerdings sollte es ja möglich sein, dies auch im Januar zu vollziehen. Ob Lilyanar dann mit möchte, muß von ihrer Seite selbst entschieden werden.
Da ich für meinen Teil auch nur eingeschränkt in der größten deutschen Hansestadt verweile und es den Einwohnern dieser offenbar völlig unmöglich erscheint, diese zu verlassen, um beispielsweise die zweitgrößte aufzusuchen,  so ist es nur recht und billig, daß wir einen Termin finden, an dem ich sowieso gedenke, in HH zu verweilen.
Mit Sicherheit anbieten würde sich der Return-Samstag im Januar.

Grüße
Lars
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Freitod
« Antwort #25 am: 14 Dezember 2004, 01:11:44 »

Zitat
Sorry, aber die Auffassung, die Du in diesen Sätzen von Ethik offenbarst, finde ich offen gestanden ein wenig ... unappetitlich.


Nicht nur das, sondern auch ein wenig - nun - schlicht gedacht *hüstel*. Denn erstens glaube ich nicht, dass man jemand wiederbegegnet, den man vorher umgebracht hat, und zweitens ist das - glaube ich - eine Moral, der noch nicht mal die viel geschmähten Steinzeitmenschen anhingen.

Dies wird an Straftätern deutlich: die lassen sich im Moment der Tat weder von einem "Wiederbegegnen" abhalten, noch von der viel realeren Möglichkeit der Überführung mit anschließender Verurteilung.

Und die allermeisten, die die Möglichkeit zu einer idiotensicheren Tat dieser Art zu haben glauben, begehen sie. Und das kaum, weil sie glauben, dass ihr "Opfer", sollten sie ihm wiederbegegnen, ihnen nicht mit Zigaretten aushelfen würde oder so...

Zitat
.. ja, aber: wenn man doch gar nicht "religiös" ist ...???

Oder ist das eben doch die Mehrheit der Menschen - oder sagen wir mal: der Deutschen???




Zur christlichen PRägung dieser Gesellschaft: ich kann nicht glauben, dass man einem studierten Menschen wirklich erklären muss, wie tief die christlichen Wurzeln in unserer Gesellschaft verankert sind. Dies versteht sich selbst nach einem ultrakurzen Blick auf die Geschichte nämlich von selbst.

Zitat
Was Subjektivität - Objektivität angeht: so wie du es an diesem Beispiel abhandelst, hieße das ja (weiter gedacht), dass es generell keine Objektivität geben kann.


Sehr fein beobachtet. Wenn man von solchen Banalitäten wie "das Bonbon ist süß", "die Sonne scheint" und "das Wasser ist kalt" mal absieht.[/quote]

Ich hätte da noch zwei Fragen:

1. Aus welchem Buch hast Du denn die Ethik-Aufzählung abgeschrieben?

2. Wie überlebst Du eigentlich mit Deiner Argumentation an der Uni bzw. in Fachforen?
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Das Leben sollte keine Reise mit dem Ziel sein, attraktiv und mit einem guterhaltenen Körper unter die Erde zu kommen. Wir sollten lieber seitlich hineinrutschen, Schokolade in einer Hand, Absinth in der anderen, unser Körper total verbraucht und dabei schreiend "Wow, was für eine Fahrt!"
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Der Bullshit ist's, dem ich aus dem Wege gehe.

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Freitod
« Antwort #26 am: 14 Dezember 2004, 01:33:34 »

Zitat von: "Eisbär"
Zitat von: "Kenaz"
Zitat von: "Lilyanar"
Hui, ... hab ich was verpasst? Und wie bringst Du das unter einen Hut?
- Da auch mich diese Frage mehr als brennend interessiert, fürchte ich, daß wir um das eine Täßchen Tee und das andere Gläschen Wein nicht umhin kommen, mein lieber Eisbär ...  :wink: - Vor Weihnachten wird das zu meinem großen Bedauern allerdings wohl nix mehr werden, denn da bin ich definitiv zu knapp terminiert; aber aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben, gelle?! :biglaugh:
Vor Weihnachten ist auch bei mir temporär ein nur unzureichender Spielraum vorhanden. Allerdings sollte es ja möglich sein, dies auch im Januar zu vollziehen. Ob Lilyanar dann mit möchte, muß von ihrer Seite selbst entschieden werden.
Da ich für meinen Teil auch nur eingeschränkt in der größten deutschen Hansestadt verweile und es den Einwohnern dieser offenbar völlig unmöglich erscheint, diese zu verlassen, um beispielsweise die zweitgrößte aufzusuchen,  so ist es nur recht und billig, daß wir einen Termin finden, an dem ich sowieso gedenke, in HH zu verweilen.
Mit Sicherheit anbieten würde sich der Return-Samstag im Januar.

Grüße
Lars


Also ich wollte mich nun damit nicht selbst einladen :?  :biglaugh: ..aber, jetzt wo Du meinen Namen bereits erwähntest..Plauder-Tee-Wein-Nachmittag-Abend: dafür! \o/ Aber ist bei mir vor Weihnachten wohl auch eher ungünstig. Aber so irgendwann zwischen den Feiertagen oder nach selbigen am Besten.
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Kenaz

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Freitod
« Antwort #27 am: 14 Dezember 2004, 09:06:53 »

Ach, Kallisti,

offen gestanden wird mir das langsam aber sicher etwas zu ermüdend; doch meinetwegen, ein letzter Anlauf:

- Ich wenigstens habe, das sollte eigentlich nach meinen obigen Ausführungen klar geworden sein, von "Glauben" in einem sehr weit gefaßten Sinne gesprochen, von einer Verankerung in einer wie auch immer gearteten und wie diffusen Form auch immer - dazu zähle ich auch so nebulöse Wortplatzhalter wie die vielbeschworene "Menschlichkeit", da auch dieser ein Bild von einem und ein Glaube an einen Menschen zugrunde liegt, der empirisch in keiner Weise nachzuweisen ist. - Um den von Dir bereits erwähnten Naturalistischen Fehlschluß heranzuziehen: Aus empirischen Forschungsergebnissen läßt sich eben keine Moral ableiten, da aus dem Sein nicht auf ein Sollen geschlossen werden kann.

Zitat von: "Kallisti"
Nein, ich habe das mit den "anachronistischen Sentimentalitäten" definitiv nicht verstanden - noch immer nicht - trotz mehrmaligen Lesens.
- Ich fass' es nicht! - Na gut, dann kleinschrittig: 1) Die heutige Gesellschaft ist m. E. eine solche, die in einem kontinuierlichen und immer obsessiveren Tanz ums Goldene Kalb des Materialismus befangen ist; 2) aus diesem Grunde betrachtet sie - und bemüht sich auch immer weniger, dieses zu verbergen - Mensch und Welt unter rein funktionalen, pragmatischen und technischen Aspekten; 3) diese Aspekte geben keinerlei Handhabe für eine Ablehnung des Selbstmords ab (dummerweise auch keine gegen Mord und Totschlag in jedweder Form, denn hier heiligt der Zweck jederzeit die Mittel, und welcher Zweck welche Mittel heiligt, wird durch diejenigen bestimmt, die - qua materieller Potenz - das Sein und - qua medialer Mittel - das Bewußtsein der Menschen kontrollieren); 4) unter den Voraussetzungen 1), 2) und 3) stellt das Selbstmord-Tabu einen sentimentalen Anachronismus dar; und zu guter letzt Fußnote 5): Ich erachte die in den vorangegangenen Punkten abgehandelte gesellschaftliche Entwicklung als eine fatale und zutiefst besorgniserregende, weshalb die unter 4) vorgenommene Charakterisierung aus meinem Munde als Ironie aufzufassen ist. - Jetzt klar?!

- Deinem Hinweis auf Thomas Nagel kann ich bei Gelegenheit gerne mal nachgehen, nichtsdestotrotz macht mich schon die von Dir genannte Kapitel-Überschrift "Recht und Unrecht" skeptisch: dies sind juristische Termini, die in ethischen Grundsätzen wurzeln, jedoch nicht genuin dem Bereich der Ethik angehören: Rechtsprechung baut erst auf der Ethik auf und stellt quasi ihren institutionalisierten, pragmatisch-instrumentellen Arm dar - insofern hat sie es zweifellos ausschließlich mit empirischen Sachverhalten zu tun und beurteilt die nach der Maßgabe von Verhältnismäßigkeiten etc. pp. - Die Grundsätze aber, nach denen dies geschieht, liegen - mehr oder weniger explizit - jenseits solcher Relativitäten und entstammen der Ethik, welchselbige - ebenfalls mehr oder weniger explizit - in Prinzipien und Setzungen wurzelt, die glasklar den Charakter denknotwendiger Postulate oder metaphysischer Setzungen haben.

Zitat von: "Kallisti"
Dann erläutere du mir doch bitte deine Ideen, Vorstellung,Theorie dazu, weshalb Moral ursprünglich entstanden ist, ... [usw.]
- Sorry, aber dazu habe ich weder Zeit noch Lust; und nicht zuletzt: ich denke, Du studierst Philosophie?!

Zitat von: "Kallisti"
was war der Antrieb des Einzelnen, sich moralisch den Anderen gegenüber zu verhalten?
- Du wirfst wirklich so manches durcheinander, was man hübsch sorgfältig auseinanderhalten sollte: Denn das ist nun wirklich eine Frage, die die Ethik nicht einen lauwarmen Furz angeht, sondern dezidiert in den Bereich der Psychologie fällt. - - Und genau die Stoßrichtung, die dieses Mißverständnis zart andeutet, scheint mir für so manche Mißverständnisse verantwortlich zu sein, die Deine Auffassungen über Ethik - oder was Du dafür hältst - offenbaren.

--------------------------------------------------------------

Zitat von: "Lilyanar"
Aber so irgendwann zwischen den Feiertagen oder nach selbigen am Besten.
- Schöööööön, ein philosophisches Plauder-Tee-Wein-Kränzchen! :wink: - Zwischen den Feiertagen ist allerdings nun wieder bei mir nicht drin, weil ich da auf der unterfränkischen Heimatscholle weile und erst am 28. wieder zurückkomme. Insofern plädiere auch ich für Eisbärs Vorschlag, das Ganze bis Januar zu vertagen.
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Kallisti

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Freitod
« Antwort #28 am: 14 Dezember 2004, 09:37:52 »

@Kenaz


Zitat
- Ich fass' es nicht! - Na gut, dann kleinschrittig: 1) Die heutige Gesellschaft ist m. E. eine solche, die in einem kontinuierlichen und immer obsessiveren Tanz ums Goldene Kalb des Materialismus befangen ist; 2) aus diesem Grunde betrachtet sie - und bemüht sich auch immer weniger, dieses zu verbergen - Mensch und Welt unter rein funktionalen, pragmatischen und technischen Aspekten; 3) diese Aspekte geben keinerlei Handhabe für eine Ablehnung des Selbstmords ab (dummerweise auch keine gegen Mord und Totschlag in jedweder Form, denn hier heiligt der Zweck jederzeit die Mittel, und welcher Zweck welche Mittel heiligt, wird durch diejenigen bestimmt, die - qua materieller Potenz - das Sein und - qua medialer Mittel - das Bewußtsein der Menschen kontrollieren); 4) unter den Voraussetzungen 1), 2) und 3) stellt das Selbstmord-Tabu einen sentimentalen Anachronismus dar; und zu guter letzt Fußnote 5): Ich erachte die in den vorangegangenen Punkten abgehandelte gesellschaftliche Entwicklung als eine fatale und zutiefst besorgniserregende, weshalb die unter 4) vorgenommene Charakterisierung aus meinem Munde als Ironie aufzufassen ist. - Jetzt klar?!


Ja, verstanden habe ich 1 und 2.  Bei 3 kann ich nur sagen: welche Moral legst du denn da zugrunde - und: wo hast du das her?!?
Es geht sehr wohl: Moral ohne Glaube (in engerem Sinn!!) und dennoch mit "Ablehnung von Mord und Totschlag" und dabei gleichzeitig den Freitod erlaubend! Denn: wo da die Parallelen sein sollen (zw. Suizid und Mord): das hast du nicht erwähnt und das ist mir auch nicht ersichtlich.
Bei 4 kann ich dir nicht folgen - das ist deine Meinung, ok, aber keine Tatsache und dass du deine Meinung in 5 als Ironie bezeichnest, kann ich auch nicht nachvollziehen, da mir absolut nicht in den Kopf geht, warum das (1,2,3,4) "anachronistisch" und "Sentimentalität" sein soll - und was daran ironisch - egal, wir kommen auf keinen grünen Zweig.
Nein, es geht mir hier nicht um Haarspalterei, sondern eher um Toleranz: ich kann etwas nicht nachvollziehen, das du sagst/denkst, weil ich eben ganz anders denke (in diesem Punkt jedenfalls schon mal) - und dass du das dann wieder so herablassend kommentierst, kann ich auch nicht nachvollziehen.
Nein, ich bin nicht empfindlich, aber habe wohl feinere Antennen als manch Andere...


Zu "Recht und Unrecht": Nagel hat das Kapitel so überschrieben, nicht ich. Es war lediglich ein Hinweis für dich: damit du es leichter findest (den Abschnitt zur Moral von Nagel im von mir genannten Werk). Warum er das so (vlt. : begründet/ "zu Recht") nennt, kannst du am allerbesten bei ihm selbst lesen!



Zitat
Kallisti hat folgendes geschrieben:
Dann erläutere du mir doch bitte deine Ideen, Vorstellung,Theorie dazu, weshalb Moral ursprünglich entstanden ist, ... [usw.]
- Sorry, aber dazu habe ich weder Zeit noch Lust; und nicht zuletzt: ich denke, Du studierst Philosophie?!

Kallisti hat folgendes geschrieben:
was war der Antrieb des Einzelnen, sich moralisch den Anderen gegenüber zu verhalten?
- Du wirfst wirklich so manches durcheinander, was man hübsch sorgfältig auseinanderhalten sollte: Denn das ist nun wirklich eine Frage, die die Ethik nicht einen lauwarmen Furz angeht, sondern dezidiert in den Bereich der Psychologie fällt. - - Und genau die Stoßrichtung, die dieses Mißverständnis zart andeutet, scheint mir für so manche Mißverständnisse verantwortlich zu sein, die Deine Auffassungen über Ethik - oder was Du dafür hältst - offenbaren.



Was hat, dass ich Philo studiere damit zu tun, dass ich dich etwas gefragt habe, weil ich deine Gedanken dazu wissen möchte ?!?
Du hattest mir in einem Punkt vehement widersprochen und ich wollte von dir deine Begründung dafür!

Und: ich frage mich, wo du, Magister Kenaz, denn "Ethik" gemacht/gelernt hast - war das auch noch mehr als bloß Kant (und: Nietzsche und evtl. noch Aristoteles und Epikur)???

Denn: bei Schmücker habe ich zumindest mal gelernt, dass die von mir gestellten Fragen (s.o.) die Ethik sehr wohl angehen - und weit mehr als "einen lauwarmen Furz"!
Schon mal was von "deskriptiver Ethik" und "Metaethik" gehört?!

Metaethik splittert sich nochmal auf in:

Semantik der Moral
Ontologie der Moral
Epistemologie der Moral


Ontologie der Moral gliedert sich in:

metaethischen Relativismus
Realismus
Theorien schwacher Moralbegründung (siehe Birnbacher)



Semantik der Moral in:

Deskriptivismus (naturalistischer u. nicht-naturalistischer)
Emotivismus
Präskriptivismus



Epistemologie der Moral in:

Nonkognitivismus
Kognitivismus
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Kallisti

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Freitod
« Antwort #29 am: 14 Dezember 2004, 09:56:53 »

@ Jinx


ja eben: aus den von dir genannten Gründen bzw. Beispielen, ist ersichtlich, dass sich Mörder bzw. Straftäter eben gerade nicht moralisch verhalten!

Also: was willst du damit eigentlich belegen??



Die "Aufzählung" habe ich aus meinem Ethik-Einführungskurs. Interessant, wie weit das Feld "der" Moral bzw. Ethik (auch "Praktische Philosophie" genannt) ist..., nicht wahr...!?!
Brauchst du noch mehr Lektüre-Hinweise/-Empfehlungen zum Thema ??
Und: ja, wenn ich etwas nicht mehr exakt im Kopf habe (sondern nur teilweise), dann lese ich das lieber nochmal nach und gebe es dann/danach eben exakt weiter (statt lückenhaft) - halte das für eine ganz gute, empfehlenswerte Methode.



Zitat
Zur christlichen PRägung dieser Gesellschaft: ich kann nicht glauben, dass man einem studierten Menschen wirklich erklären muss, wie tief die christlichen Wurzeln in unserer Gesellschaft verankert sind. Dies versteht sich selbst nach einem ultrakurzen Blick auf die Geschichte nämlich von selbst.

 
Mit dieser Polemik hast du inhaltlich nichts zur Diskussion beigetragen, außer mich - mal wieder - sinnlos anzugreifen.
Was soll das? Schon wieder!?!

Wenn ich Fragen stelle, dann, weil ich etwas wissen / lernen /erkennen möchte.
Und es täte dir vielleicht auch mal ganz gut, eben nicht permanent nur an der Oberfläche (deines Wissens, deines Weltbilds) kleben zu bleiben!


An der Uni komme ich mit meinen Redebeiträgen in Seminaren ganz gut klar - ich bekomme zumindest dort immer adäquate, sachliche Antworten und auch immer wieder fällt mal der Satz von Dozentenseite, dass "das" eine interessante oder wichtige Frage (die von mir gestellte) sei ... Was mich natürlich ermuntert, weiterzufragen - und dabei: zu lernen...!!

Würde dir auch guttun! Statt einfach nur selbstgerechte Platitüden vom Stapel zu lassen.


Da du ja unüberlesbar mit Vorliebe Schlammschlachten veranstaltest: mach das ruhig - aber: nicht mit mir!
Wie gesagt: da kommt nichts bei rum, deshalb schenke ich mir das und spare mir die Zeit... für angemessene Beiträge und Diskussionen.
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